Jérôme Brunelle (SPD): Ich würde mich freuen, wenn sich junge Menschen im Gemeinderat engagieren. Foto: Geideck

Vorsitzender der Horber SPD kandidiert für Europa, den Kreistag und den Gemeinderat.

Horb - Er ist einer der kommenden SPD-Männer von Horb: Der ehemalige Antenne-Reporter Jérôme Brunelle kandidiert für das Europaparlament, den Kreistag und den Gemeinderat. Zu seinen Vorhaben hat der Vorsitzende der Horber SPD mit dem Schwarzwälder Boten gesprochen.

Herr Brunelle, Sie stehen nur auf Platz fünf der Landesliste für das EU-Parlament – rechnen Sie sich überhaupt Chancen aus, nach Brüssel zu gehen?

Um ehrlich zu sein – ich befasse mich nicht mit den Chancen, nach Brüssel zu gehen. Mir geht es um Europa. Und als Kandidat kann ich bis Mai für Europa werben. Wenn ich ins Europa-Parlament reingewählt werde, freut sich natürlich der Jérôme.

Was spricht für Europa?

Meine Stärke als Reporter war, dass ich immer Trends als einer der ersten erkannt habe, ehe sie zum Trend wurden. Jetzt ist ein Rechtsruck im EU-Parlament zu erwarten. Von Politikern, die kein anderes Ziel haben, als die EU in der jetzigen Form zu zerschlagen. Doch Europa hat für Wohlstand und Frieden gesorgt. Das sollte man nicht einfach wegschmeißen.

Der Triple-Wahlkampf – wie soll er laufen?

Ich gehe dorthin, wo ich eingeladen werde. Das passiert auch von allen möglichen Organisationen. Mir ist wichtig, zu hören, was die Bürger wirklich bewegt, weil ich verstehen will, was sie für Probleme haben. Deutschland geht es – zurückhaltend gesagt – nicht schlecht. Trotzdem ist eine große Unzufriedenheit da. Ich möchte wissen, wo der Schuh wirklich drückt und wo Raum ist für Veränderungen.

Werben für Europa, Schwarzbrot in der Kommune – wie geht das zusammen?

Sehr gut. Für mich gehört beides zusammen. Denn die Kommune vor Ort hat viele Dinge umzusetzen, die von der EU bestimmt werden. Wenn ich als Europäer unterwegs bin, bin ich auch als Kommunaler unterwegs. Das ist für mich nicht zu trennen.

Warum in den Gemeinderat?

Ich habe ein bisschen das Gefühl, das ist eine Rentner-Gang. Ich mit meinen 50 Jahren bin auch nicht mehr der jüngste, aber ich werde, falls ich gewählt werde, das nur bis 60 machen. Da braucht es neue Ideen. Wir von der SPD kämpfen mit einer Volksbefragung für die kostenlose Kita. Obwohl ich als Lehrer nicht schlecht verdiene, hat es mich geärgert, dass ich für meinen Sohn gut 20 000 Euro Kita-Gebühren bezahlt habe. Und der Gemeinderat erhöht jetzt die Kita-Gebühren. Das tut weh. Dabei muss man für Schule und das Studium nichts bezahlen. Im Mittelstand gibt es viele Familien, die sich überlegen, ob sie 300 Euro im Monat für die Kita ihrer Kinder ausgeben. Dabei ist die Kita eine gute Bildung für das Kind, wie ich finde. Geschweige denn für Kinder mit Migrationshintergrund.

Als prominenter E-Auto-Fahrer stehen Sie auch für Umweltschutz…

Natürlich. Die Wissenschaftler sagen, wenn wir nicht drastisch das CO2 reduzieren, gibt es in zehn Jahren keine Umkehrmöglichkeit beim Klimawandel mehr. Leute in meinem Alter bekommen die ersten Folgen zwar schon mit, aber meinen Sohn werden die viel dramatischeren Auswirkungen sein ganzes Leben begleiten. Wir sind die erste Generation, die den Anfang des Klimawandels mitbekommt und die letzte Generation, die etwas ändern kann. Deshalb frage ich mich zum Beispiel, warum die Bürger in Horb keinen Zuschuss von der Stadt für Solaranlagen bekommen.

Ein heißes Thema – das geplante Gewerbegebiet in Ahldorf…

Als ich zum ersten Mal nach Horb kam, ist mir das gleich positiv aufgefallen, dass an der Autobahnabfahrt kein Gewerbe steht. Mit den Kollegen bin ich mir recht einig, dass wir gegen das Gewerbegebiet in Ahldorf sind. Was ich bisher über mögliche Ansiedlungen gehört habe, überzeugt mich nicht. Es ist ja auch nicht so, dass wir keine geeigneten Flächen haben.

Wird der Bundestrend für die SPD eine Rolle bei ihren Kandidaturen spielen?

Ich fürchte ja. Für mich spielt das keine Rolle. Die SPD ist mehr als Nahles und Scholz, sondern Menschen, die meine Werte teilen: Soziales und Umweltschutz. Da spielt es für mich persönlich keine Rolle, ob die SPD 14 oder 50 Prozent hat.

Was erhoffen Sie sich von der Kommunalwahl in Horb?

Ich würde mich freuen, wenn sich junge Menschen im Gemeinderat engagieren. Ich würde den Kandidaten auch sehr gerne helfen und sie beraten, selbst wenn die statt mir in den Gemeinderat gewählt werden. Mir geht es nicht um Posten, mir geht es um die Sache. Einem 70-Jährigen ist der Klimawandel wurscht, einem 20-Jährigen nicht – weil er seine Zukunft bedroht.