Mehr als nur ein Strickkreis: Die Gruppe in Dettingen ist eine feste Institution geworden, die nun auch durch eine Radiosendung über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden ist. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Dettinger Strickkreis ist Handarbeit reine Frauensache / Gruppe gibt es seit 30 Jahren / SWR zu Gast

Von Peter Morlok

Horb-Dettingen. Immer in den Wintermonaten verwandelt sich von Oktober bis April am Dienstagnachmittag der Gemeindesaal im Untergeschoss der evangelischen Kirche in eine heimelige Strickstube. So auch am Dienstag, als sich 21 Frauen trafen, um bei ihrer Winter-Freizeitbeschäftigung drei frohe Stunden in Gesellschaft Gleichgesinnter zu verbringen. Was vor 30 Jahren in kleinem, privatem Kreis anfing, das ist inzwischen eine feste Größe in der Wochenplanung der Damen geworden.

Bevor man das eigentliche "Strickzimmer", das El Dorado der Wollsocken, Schals und Pullunder, der Topflappen und kleinen Figürchen, die man auch aus Wolle stricken kann, betritt, empfängt einen schon das wunderbare Aroma von frisch gebrühtem Kaffee. Eine Türe weiter trifft man dann auf die Damenrunde die vergnügt plaudernd, ihre kleinen Meisterwerke mit klappernder Nadel fertigt.

Da wird so manche Luftmasche geschlungen oder mit flinken Fingern noch schnell eine Masche gerettet. Diese Art von Handarbeit ist für die Frauen blinde Routine, geradezu Erholung. Sie brauchen bei ihrer Arbeit nicht mal hinzusehen und doch entsteht Masche für Masche, Muster für Muster das fertige Stück.

In der Ecke steht zudem ein Tisch, ebenfalls gefüllt mit Kunstwerken. Diesmal aber aus der Backstube der jung gebliebenen Seniorinnen. Weihnachtsbrötla in allen Ausprägungen laden zum Versuchen und Naschen ein.

"Dieses wöchentliche Treffen ist unsere Beschäftigung im Winter"

"Dieses wöchentliche Treffen ist unsere Beschäftigung im Winter", verrät Gabi Sieber, die zusammen mit Erika Hägele so etwas Ähnliches wie die Strickkreis-Managerin ist. Seit Anfang an mit dabei ist Regina Kolb, die für den Nachmittag ein Weihnachtsgedicht vorbereitet hat und auch die treibende Kraft war, als es darum ging, mal ein Weihnachtslied anzustimmen.

Eigentlich war es ein Strick-Nachmittag wie immer – nur für gestern Nachmittag hatte sich ganz besonderer Besuch angesagt. "Unsere Mit-Strickerin Irmgard Sechinger hat dem SWR4/Radio Tübingen gesteckt, dass es uns in diesem Jahr seit 30 Jahren gibt", erklärte Gabi Sieber, und tatsächlich stand vor der Kirchentür ein Übertragungswagen, und Moderatorin Andrea Schuster und ihr Techniker Jörg Heinkel bereiteten schon alles für die Live-Sendung vor, die in zwei Einspielern in der Zeit von 16.30 Uhr bis 17 Uhr über den Äther ging. "Stricken im Advent" stand als Hauptthema über der Sendung, und die Radioleute, die für den SWR-Adventskalender unterwegs waren, erfuhren, dass es für die meisten der Frauen, die zum Großteil schon Witwen und allein zu Hause sind, im Winter nicht soviel Abwechslung gibt und der Strickkreis deshalb auch ein willkommene Abwechslung im Alltag bietet. "Wir stricken aber nicht nur, sondern machen Ausflüge, gehen gemeinsam auf den Priorberg und sind insgesamt eine fidele Runde", ergänzte Regina Kolb, ehe es in der Strickstube ernst wurde.

Bevor es jedoch hieß "Wir sind auf Sendung" machte Andrea Schuster mit den Damen noch einen "kalten" Durchlauf, bei dem das Mikro aus blieb. Trotzdem entstand gleich bei der ersten Frage, was man denn so von strickenden Männern hält, eine rege Diskussion. "Ich find das blöd", erklärte eine der Seniorinnen recht resolut. Eine andere berichtete, dass ihre 15-jährige Tochter in der Schule gerade einen gemischten Häkel-Kurs besucht. "Und der Kursleiter ist der Sportlehrer", fügte sie an. "Männer sollten Reifen wechseln können", war die klare Forderung aus der Frauenrunde "und die Handarbeit eher uns überlassen damit sie nicht noch mehr verweichlichen".

Weitere Informationen: Wer sich anhören möchte, was die Dettinger Damen noch so aus dem Nähkästchen ausplauderten, kann dies im Internet unter "Socken, Schwatz und Weihnachtsdeko" beim SWR4 / Radio Tübingen noch bis zum Jahresende tun.