Besitzerin Manuela Gekle (oben) vor dem Eingang zum Maislabyrinth. Redakteur Jürgen Lück informiert sich zunächst mal an der ausgehängten Karte, bevor er sich ins Labyrinth begibt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Auf ein Viertelstündchen: orientierungslos im Rexinger Labyrinth / Die Kleinsten sind dort die Größten

Von Jürgen Lück

Horb. Ich als Stuttgarter wage mich ins Rexinger Maislabyrinth. Das iPhone in der Tasche – für alle Fälle, falls ich mich verlaufe. Los geht es durch den Eingang neben dem Maiskolben.

Das Maislabyrinth in Rexingen. Seit zehn Jahren der große Spaß für Groß und Klein – und seit zehn Jahren im Besitz der Familie Gekle. Manuela und Eugen Gekle hatten die Idee bei einer "Bierlaune", wie sie erzählt. Seitdem entwerfen sie auf dem Rechner das Motiv, welches das Labyrinth darstellen soll.

Manuela Gekle: "Wenn die Pflanzen gut 20 Zentimeter groß sind, dann geht's los." Einer geht mit dem Laptop voraus und markiert die auf dem Rechner gezeichneten Wege per GPS, dahinter schlägt der nächste dann die Wege mit dem Rasenmäher. Wenn die Pflanzen dann hochgewachsen sind, geht es los. Heute bin ich dran. Ich gehe den ersten Weg nach links. Noch sehe ich hinten die Bäume, kann mich orientieren. Der Mais raschelt. 50 Meter weiter sehe ich nur noch die Pflanzen. Links Mais, rechts Mais – und wo muss ich jetzt lang? Mir kommt ein blonder Junge entgegen, sagt: "Ich habe schon zwei Stationen, und Du?" Hm. Auf meinem Kärtchen ist noch nichts abgehakt. Ich gehe weiter. Irgendwann höre ich Stimmen. Also mal rechts. Doch wo ist die Bank für die Zigarettenpause? So wie in der Großstadt ziehe ich mein Smartphone, will die Karte aufrufen. Zur Orientierung. Kein Empfang. Mist.

Den Plan am Eingang habe ich nicht abfotografiert – ist doch Ehrensache. Ein Mann findet immer einen Weg.

Gott sei Dank ist die kleine Taliya bei mir. Sie geht mit ihren pinken Turnschuhe voran, ruft: "Ich finde schon die Stelle mit der Bank." Ich schaue nach oben, sehe den Strommasten. Sie zieht nach rechts, Richtung Mitte. Die Richtung scheint zu stimmen. Einmal noch rechts, links, dann lichtet sich das Maisfeld. Ich setze mich auf die Bank. Die kleine Taliya setzt sich neben mich. Dann schaut sie sich die Blumen an, sagt: "Zurück weiß ich auch nicht mehr." Genervt ziehe ich an meiner Zigarette. Noch ein Versuch mit dem iPhone.

Kein Netz, keine Karte, Hunger. Wenigstens liegt ein Maiskolben auf der Erde. Talya reißt die Blätter ab, ich sehe den Kolben. Sieht alles noch ganz schön weißlich aus. Ich beiße rein. Taliya sagt: "Iiih." Doch der Mais schmeckt nicht schlecht – irgendwie nach Erbsen. Mir geht es langsam besser. Die Sonne sticht.

Taliya trinkt einen Schluck Wasser, bindet sich die Schuhe. Dann lacht sie mich an: "Ich führ dich hier wieder raus. Ich weiß sogar 'ne Abkürzung. Wo, das sage ich dir nicht."

Und schon zieht sie wieder los. Ich hinterher. Zielsicher geht sie nach rechts, nach links. Ich erkenne umgeknickte Maiskolben wieder, das rote Flatterband rechts, welches die Sackgasse absperrt. Noch mal eine kurze Atempause? Taliya kennt keine Gnade, nimmt meine Hand und zieht mich Richtung Ausgang: "Komm endlich, ich habe Durst."

Ich sehe den Ausgang. Gott sei Dank bin ich wieder draußen aus dem Maislabyrinth. Taliya, du bist das beste Navigationssystem von Rexingen! Das Fazit lautet: Die Kleinsten sind im Maislabyrinth die größten.

Am 8. September ist dann Schluss mit dem Irrgarten. Vorher gibt's aber noch am 2. September das Most- und Dreschfest mit Oldtimertreffen.

Und was passiert mit den Maispflanzen? Gekle: "Die verkaufen wir für die Biogasanlage." Schade. Schon der noch halb grüne Kolben hatte einen guten Geschmack.

Auf ein Viertelstündchen: Wir verbringen eine Viertelstunde an einem bestimmten Ort. Schauen, beobachten, kommen ins Gespräch, werfen einen Blick hinter die Kulissen. Nehmen Alltägliches oder auch besondere Anlässe unter die Lupe. Frei nach dem Motto: Mal sehen, was passiert.