Heimatgeschichte: Dorfmuseum des OGV ist am Festsonntag geöffnet / Exponate zeigen früheren Arbeitsalltag

Vor knapp zwei Jahren richtete der Obst- und Gartenbauverein (OGV) in Kooperation mit der Ortsverwaltung ein Dorfmuseum für Bildechingen ein. Mit einem Blick ins Museum beenden wir die kleine Vorberichts-Serie zum Jubiläum "1250-Jahre-Bildechingen".

Horb-Bilde chingen. Entstanden ist das Museum in der Werkstatt der ehemaligen Schreinerei von Josef Akermann. Gegenstände aus der Sammlung von Adelbert Beuter, die er viele Jahre im Untergeschoss des OGV-Vereinsheims ausstellte, fanden Einzug auf der neuen Ausstellungsfläche; doch mit dem neuen Gebäude und dem erweiterten Platzangebot konnten jetzt auch ganze Themenbereiche ausgestellt werden.

So steht beispielsweise im unteren Stockwerk eine komplette Schuhmacherwerkstatt aus den 50er-Jahren, und es würde sicher niemand wundern, wenn der Schuhmacher selbst vorbeikäme, seine Schleif- und Poliermaschine anschmeißt und mit seinem Tagwerk beginnt.

Längst Vergessenes wird wieder lebendig, und es ist, als würde man einen Besuch bei Opa und Oma machen

Ein Besuch in diesem Dorfmuseum mit seinen Schätzen längst vergangener Tage ist wie eine Zeitreise durch die Geschichte des Dorfes. Längst Vergessenes wird wieder lebendig, und es ist, als würde man einen Besuch bei Opa und Oma machen. Für die Kinder von heute ist eine Puppenstube sicher ein Relikt aus der Steinzeit, doch für Menschen, die damit gespielt haben, ist es eine Erinnerung an die unbeschwerte Kindheit. Im Dorfmuseum steht eine dieser wunderbaren Puppenstuben, für deren Einrichtung und Ausstattung jedes Jahr ein paar Teile unter dem Weihnachtsbaum lagen.

Aber nicht nur Spielzeug, sondern der harte Alltag im Dorf spiegelt sich in den vielen Exponaten wider. Da ist die eiserne Schwiebel, an der man die schweren Holzkörbe auf den Dachboden zog, der voll beladene Heuwagen und die hölzernen Gerätschaften, mit denen die Bauern auf den Feldern arbeiteten. Viele Kisten und Kasten erinnern an die Besitztümer, die darin verwahrt wurden und selbst der Lavendelduft im ansonsten recht muffigen Schlafzimmer ist zu riechen. Es sind vor allem die vielen kleinen Details, die den Charme dieses Dorfmuseums ausmachen. Das letzte Bierfass der örtlichen Löwen-Brauerei, ein paar Bierdeckel aus jener Zeit, die Krauthobel, die Butterfässer und die handbetätigten Geräte einer Moste sind ebenso wertvolle Zeitzeugen wie die letzte echte Bildechinger Hochzeits-Schapel, die wohlverwahrt in einer Glasvitrine präsentiert wird.

Es ist kein Glanz und keine Pracht, die das ländliche Leben in der Vergangenheit prägte. Die schwarze Tracht mit dem Bauschkittel, dem Spenzer, wurde nur zu besonderen Anlässen getragen. Ansonsten standen Kittelschurz und derbe Cordhose ganz oben in der Liste der Bekleidungsgegenstände. Beim Rundgang durch das liebevoll gestaltete Dorfmuseum bekommt der Besucher schnell den Grund für diese Art von Kleidung vermittelt. Das Leben war auf Arbeit ausgerichtet, und wenn man abends bei einem Glas hausgemachtem Most oder einer Flasche Löwenbräu beim Binokel zusammensaß und einen Stumpen rauchte, dann war das Erholung und Ausgleich genug.

Ein Blick ins Dorfmuseum lohnt auf alle Fälle. Am Festsonntag, 22. Juli, hat das Dorfmuseum, das sich direkt beim Festgelände – hinter dem Gasthof "Adler" – befindet, seine Pforten von 11 bis 14 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Ansonsten ist es nur in unregelmäßigen Abständen offen. So beispielsweise beim Most-Besen im Herbst oder an den jährlich stattfindenden Museumstagen. Auch Schulklassen können sich über die Ortsverwaltung anmelden, wie Andreas Hesse, der Vorsitzende des OGV beim Rundgang durch das Museum erklärte.