Julia Voss und John Liedermann präsentieren in Horb das neue Album "Die neue deutsche Schwelle". Foto: Feinler

In seiner langjährigen Heimat Horb geht für den dreifachen Deutschen-Rock-und-Pop-Preisträger John Liedermann ein Traum in Erfüllung: Das zweite Album "Die neue deutsche Schwelle" ist da. Am 28. Mai wird es veröffentlicht.

Horb - Zusammen mit Julia Voss und Rolf Wiechert von Dimensions Music präsentiert der 31-Jährige das Album mit einem Regenbogen-Cover. Wer nur die Sing-A-Song-Writer-Lieder des Familienvaters kennt, erhält tiefere Einblicke in dessen Musikertalent. "Das erste Album war sehr poppig. Das zweite ist schon etwas verrückt", erklärt John Liedermann, der bereits auf dem Cover mit ausgeflipptem Blick und schwarzer Sonnenbrille zu sehen ist.

Das fällt bereits beim Intro "Uto.pie" auf, bei dem er auf eine liebevolle Art von seinen Mädels geweckt wird. Zudem wird von Beginn an deutlich, dass nicht nur typische dreiminütige Lieder auf dem neuen Album zu finden sind, denn das Intro hat gerade einmal elf Sekunden.

Ebenso scheinen manche Lieder textlich abgeschlossen, doch das genaue Hinhören bis zum Schluss lohne sich, so Liedermann. Die Zuhörer nimmt der Musiker auf einen "Frequenzwechsel" mit, bei dem er zeitweise durch Musikgenres und auch durch die schnelllebige Zeit springt.

"Dieser Song soll Mut machen."

Zum Lied "Der Mann" präsentiert er seit 16. April nicht nur eine nachdenkliche Geschichte, sondern auch ein selbstgestaltetes Video im Whiteboard-Style. Beschrieben wird ein vermeidlich trauriges Leben eines Jungen, der immer älter wird und eine Wende erlebt – welche, wird beim Anhören deutlich. "Dieser Song soll Mut machen. Dieser Song vermittelt das Gefühl, dass man zu all dem stehen soll, was man ist und tut", wünscht sich Liedermann.

Seine Lieder stehen zur Interpretation frei. "Als ich seine Texte bekam dachte ich mir: Da ist so viel Gefühl drin", spricht Julia Voss die Emotionen an. Sie sind in Liedern wie "99 Rosen" oder "Träumen darf man ja wohl auch" deutlich zu spüren. Viel Spaß hat der 30-Jährigen die Zusammenarbeit gemacht, ob online oder im Studio unter Corona-Bedingungen. Schon einige Jahre kennt sie Liedermann. Beim Online-Geburtstagsfest zum 30-Jährigen des Musikers schlüpfte jeder Gast in eine Musikerrolle. Julia Voss war Madonna. Beim Singen kamen die beiden auf die Idee, gemeinsam an einem Album zu arbeiten.

Und so wurde kurz nach dem ersten bereits am zweiten Album von Liedermann gearbeitet. "Es sind einige Songs dabei, bei denen man stärker nachdenken muss", bezieht sich der Musiker auf seine neuen Sounds und frische Musik.

Zu Gast sind Musiker aus ganz Deutschland

In zwei Jahren und vor allem während Corona-Pandemie hat er nun sein zweites Album herausgebracht, dieses Mal mit Dimensions Music aus Horb. Zu Gast sind Musikerinnen aus ganz Deutschland. Mit dabei sind Ole, der ehemalige Sänger von "Massendefekt", Julia Voss von Dimensions Music, Diary of Madaleine, Vicky D., Casual K., Andi Götz und Conny Conrad.

Viele Jahre ist er schon mit Vicky D. befreundet, die extra für die Aufnahmen 350 Kilometer zurücklegte. Die meisten Musiker haben die Corona-Zeit genutzt und zu Hause in ihren Studios aufgenommen. Aufgrund der digitalen Vernetzung sei das laut John Liedermann heute alles kein Problem mehr.

Mit Gitarren, Synthesizer, Percussion, Klavier, Streicher, Chorgesängen und etwas Provokation wurde das Nicht-Mainstream-mäßige Album realisiert. "Laut und verrückt; leise und nachdenklich; kunterbunt zum Träumen und Mitsingen", beschreibt Liedermann "Die neue deutsche Schwelle". Wortwörtlich hat er die Schwelle zu neuer Musik und neuen Stilen und zu neuem Nachdenken überschritten. "Ob fröhlich oder tiefgründig, politisch oder gar etwas psychopathisch, – auf diesem Album ist ganz schön was los!", erklärt der kreative Kopf. Dieses Album soll jedoch nicht nur etwas Ausgeflipptes sein, sondern auch ein Zeichen "gegen Hass und Hetze", was auf dem Cover zu erkennen ist. Wen wundert da der letzte Albumtitel "Alex wählt blau", aus dem mit Textzeilen wie "Sie haben dein Gehirn geklaut" ein Bezug zur aktuellen Lage gezogen werden kann. Nach dem zweiten Album möchte sich Liedermann eigentlich erst einmal eine Pause gönnen, doch irgendwie hat nicht nur ihn die Sucht nach mehr gepackt. "Ich habe heute so vor mich hin gesummt und mich ans Keyboard gesetzt", erklärt er und Voss gesteht: "Ich hab auch schon wieder richtig Lust weiterzumachen." Fans können die Musik zwar aktuell nicht live erleben, aber da scheint schon wieder etwas in Planung zu sein.