Wer wird künftig auf dem roten Stuhl Platz nehmen? Michael Laschinger nicht mehr. Er legt sein Ehrenamt als Bildechinger Rathauschef nieder. Foto: Schülke

Berufliche und ehrenamtliche Belastungen steigen: 54-Jähriger zieht Konsequenzen.

Horb-Bildechingen - Ortsvorsteher Michael Laschinger ist bekannt als Hansdampf in allen Gassen – auch in der Gesamtstadt. Jetzt tritt der hauptberufliche Bankangestellte kürzer. "Ich bin so weit, dass ich sagen muss: Jetzt ist es rum."

Kaum hat Michael Laschinger das Pressegespräch zu seiner Amtsniederlegung als Ortsvorsteher eröffnet, da klingelt es an der Tür. Eine Bürgerin fragt, ob sie eine Rolle gelbe Säcke bekommen kann. Laschinger, der außerhalb der Öffnungszeit allein im Rathaus ist, sagt nicht etwa "Tut mir Leid, kommen Sie nächste Woche wieder". Er sagt: "Wenn sie einen kleinen Moment warten, bring ich Ihnen welche." Er geht ins Büro nebenan, öffnet Schränke und Schubladen, findet die gelben Säcke, drückt der wartenden Frau zwei Rollen davon in die Hand – und macht dann mit der Pressekonferenz weiter. Laschinger kann einfach nicht nein sagen.

Deshalb sieht man ihn in Bildechingen beim Brunnenputzen, beim Bedienen an Benefiz-Festen, an der Dorfputzete, an Versammlungen und Festen. Er ist Ortschafts-, Gemeinde- und Kreisrat. Für Privates bleibt fast keine Zeit mehr. "Bei der Weihnachtsfeier der Kollegen war ich seit acht Jahren nicht mehr dabei", sagt Laschinger, dem in den vergangenen Jahren nach und nach bewusst geworden ist, dass er auf die Bremse treten muss.

Suche nach Nachfolger habe noch nicht begonnen

"Michael Laschinger wird nicht mehr Ortsvorsteher sein. Er tritt ab", sagt er – und klingt dabei halb traurig und halb erleichtert. Mit Oberbürgermeister Peter Rosenberger hat er telefoniert, und auch der Ortschaftsrat weiß Bescheid. Laschingers letzter öffentlicher Auftritt war an Weihnachten. Wann er offiziell ausscheiden wird, weiß er noch nicht. "Ich habe um Entbindung von diesem Ehrenamt ersucht." Die offiziellen Amtsgeschäfte werden kommissarisch von Stellvertreter Peter Zimmermann übernommen, die Suche nach einem möglichen Nachfolger hat angeblich noch nicht begonnen. "Ich selbst werde für die Bürger noch weiter Ansprechpartner sein."

Das gilt außerhalb seines Ortstvorsteheramtes auch für die Zukunft, denn Laschinger bleibt "seinen" Bildechingern als Ortschaftsrat und den Horbern als CDU-Stadt- und Kreisrat erhalten.

Rückblende: 2004 ist Laschinger für die Freien Wähler im Kreisrat und für die Freie Unabhängige Wählervereinigung im Stadtrat. Nach der Kommunalwahl will der damalige Bildechinger Ortsvorsteher Thomas Lohmiller nicht mehr kandidieren. Man fragt Michael Laschinger – und der sagt nicht nein.

In den Folgejahren bewegt sich viel. Dickster Brocken ist die Sanierung der Abwasserkanäle, um bei Starkregen das Ablaufen des Wassers zu gewährleisten und Überschwemmungen zu vermeiden. "Ich bin heute noch Hans Walzer dankbar, dass er uns das Grundstück für das Regenüberlaufbecken gegeben hat", erinnert sich Laschinger. Viele andere Projekte im Dorf hat er mit auf den Weg gebracht: Energetische Sanierung der Festhalle, Erneuerung der Ampelanlagen, Anlegung des Beachvolleyball-Spielfelds und des DFB-Minispielfelds oder die Einrichtung einer Betreuungsgruppe für unter Dreijährige im Kindergarten.

Was Laschinger am meisten vermissen wird? "Die Gestaltungsmöglichkeiten. Als Ortsvorsteher war ich bei der Daseinsvorsorge auf erster Stufe mit dabei." Will heißen: Er weiß, wo "seinen" Bildechingern der Schuh drückt. "Wenn die Narrenzunft in der Halle trainieren will und es ist niemand da, der ihnen aufmacht, dann rufen sie halt bei mir an."

Dass er beim einen oder anderen den Ruf hat, den Mund gern mal etwas zu voll zu nehmen, scheint ihn nicht zu stören. "Wer viele Ziele hat, kann nicht alles auf einmal realisieren."

Jetzt stößt Laschinger privat, beruflich und ehrenamtlich an Grenzen. "Nach S21 und Fukushima ist alles schwieriger geworden. Es gibt viel mehr Nachfragen; die Leute wollen mehr wissen." Die Finanzkrise hätte er fast vergessen, aber gerade die führte in seinem Beruf bei der Kreissparkasse, wo er das "kommunale Geschäft" betreut, zu immer höheren Belastungen durch neue Vorschriften. Ähnliches sagt er von seinem Ortsvorsteher-Job: "Das müsste man eigentlich hauptamtlich machen."

Eins weiß Laschinger schon jetzt: Mit dem künftigen Sanierungsgebiet alter Dorfkern, der Diskussion um die Hohenberg-Umfahrung und die Bildechinger Ortsumfahrung sowie dem Ganztagskindergarten kommen auf seinen Nachfolger, wer immer es wird, arbeitsreiche Zeiten zu.