Bei einer Party im Marmorwerk hat man es mit dem Jugendschutzgesetz wohl nicht so genau genommen. Foto: Hopp

17-Jähriger bekommt bei Party problemlos Schnaps. Stimmung eskaliert. Polizei muss anrücken.

Horb - Bei einer Party im Marmorwerk wurde harter Alkohol zu Taschengeldpreisen ausgeschenkt. In der Nacht zum Sonntag eskalierte die Stimmung.

Drei 17-Jährige randalieren so, dass die Polizei anrücken musste. Gegen 0.25 Uhr lösten die drei unter anderem den Feuerlöscher aus. Dazu gab es erheblichen Widerstand gegen die Polizei. Auch andere Gäste griffen ein, sodass die Polizei die Lage erst mit Polizeihunden wieder in den Griff bekam.

Markus Guse, Chef des Jugendreferats und zweiter Vorsitzender des Vereins Marmorwerk, der die Party veranstaltet hatte: "Ich war nicht dabei. Offenbar waren die Jugendlichen im Obergeschoss und ziemlich unter Alkoholeinfluss. Was dort genau passiert ist, darüber habe ich bisher keine genauen Informationen. Nur einige Whatsapp-Nachrichten. Wir müssen uns das jetzt sicherlich anschauen und aufarbeiten. Als Veranstalter müssen wir sicherlich Vorkehrungen treffen, damit sich so etwas nicht wiederholt."

Dabei gibt es beispielsweise erste Überlegungen, ob man etwas an den Zugangsvoraussetzungen machen sollte. Auch eine Security- oder Türsteher-Lösung oder die Einbindung der Nachtwanderer will Guse nicht ausschließen. Vorsitzende des Vereins ist Viviana Weschenmoser. Aufgrund persönlicher Gründe hatte sie noch keine Zeit, sich um die Vorkommnisse zu kümmern. Sie sagt nur: "Ich weiß nur, dass Jugendliche auf der Party randaliert haben."

Die Partys im Mamorwerk. Eine frühere Besucherin (26) erinnert sich: "Ich habe dort früher lediglich Bier und Wein getrunken. Ich kann mich nicht erinnern, dass harter Alkohol ausgeschenkt wurde." Doch diese Zeiten sind offenbar vorbei. Schon im Imagefilm des Marmorwerks sieht man auf Youtube vier Jugendliche, wie sie fröhlich Kurze an der Bar im Obergeschoss kippen. Ballermann-Stimmung, fehlt nur noch der Sangria-Eimer. Und: Die harten Sachen zum Taschengeldpreis sind wohl neu.

Noch schlimmer: Mit dem Jugendschutzgesetz wurde es bei der Party wohl nicht so genau genommen. Ein Gast berichtet: "Ich sage besser nicht, wie das dort gehandhabt wurde. Dann gibt es sicher Probleme fürs Marmorwerk." Ein anderer Gast sagt: "Meinen Ausweis musste ich nicht zeigen, bevor ich Wodka bekam." Beide sind 17 Jahre alt.

Die Karte bei der "Langen Nacht der Lichter-Party" im Oktober 2016 des Marmorwerks sah so aus: "Ohne Stoff". Wasser 1 Euro, Cola 2 Euro. "Leicht aufs Gas". Weizen 0,33 Liter 3 Euro. "Vollgas". Wodka 0,2 Liter 3 Euro. "Zack – Runter" Ficken (15 Prozent) 1 Euro. Auf der Facebook-Seite des Marmorwerkvereins heißt es: "Hier vorab schon mal die Getränkekarte für die morgige ›Nacht der Lichter Party‹ im Marmorwerk. Also schaut vorbei und hebt die Tassen, Gläser... was auch immer."

Doch zum jetzigen Winter-Special wurde das Vollgas zum Taschengeldpreis angeboten. Das hat wohl einige aus der Bahn geworfen...

Auf Facebook warb der Verein Haus der Jugend Marmorwerk wie folgt: "Winterspecial für die Marmorwerk Winter Party am 2. Dezember. Im Angebot: Vanille Vodka 1 Euro. Alle anderen Shots 1 Euro." Vanilla Wodka hat 40 Prozent Alkohol. Eingeladen waren alle Jugendliche ab 16 Jahre.

Markus Pagel, Vorsitzender der OGL-Fraktion im Gemeinderat: "Ich war ganz betroffen und fand es schade, als ich davon gelesen habe. Das Marmorwerk ist ein städtisches Jugendzentrum unter städtischer Regie. Harter Alkohol gehört da nicht ausgeschenkt."

Silke Wüstholz: "Harter Alkohol hat nichts zu suchen im Marmorwerk, egal ob er einen oder fünf Euro kostet. Dass er dann für nur einen Euro angeboten wird, macht es noch schlimmer. Ich bin absolut schockiert, was im Marmorwerk passiert. Das geht überhaupt nicht. Wir haben für diese Einrichtung eine Vorbildfunktion. Man muss dringend mit den Verantwortlichen ein Gespräch führen."

Michael Keßler, Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeinderat: "Das ist mir bisher nicht bekannt gewesen. Da muss man klar tätig werden!"

Paul Kreidler, Vorsitzender des Jugendgemeinderats: "Ich denke, dass es nicht ein Problem von denjenigen ist, die den Alkohol im Marmorwerk ausschenken, so lange der Jugendschutz beachtet wird. Jeder muss selbst für sich wissen, wie viel er verträgt. Und wenn jemand schon ›vorgeglüht‹ hat, hat man das eh nicht mehr so im Griff. So ging es uns auch beim Holi Festival. Da sind bereits einige betrunken aufs Gelände gekommen. Da kann man als Veranstalter dann gar nichts machen."