Ein Gläschen Rotwein auf 20 Jahre Kunst, Freundschaft, Inspiration und ein bisschen Rivalität: Die Kuratoren Wolfgang Hehl und Norbert Stockhus. Foto: Hopp

Wolfgang Hehl und Norbert Stockhus freuen sich aufs Jubiläum. Am Freitag ist Vernissage für Ausstellung "Ursprünge".

Horb - Es ist 13 Uhr. Auf dem Tisch stehen Tabletts, Gläser und zwei offene Flaschen Rotwein. Daneben liegt ein Bild. Entspannte Szene bei der Hängung für die Ausstellung "20 Jahre Kunstverein Oberer Neckar" im Kloster.

 

20 Jahre, im Kloster seit gut 18 Jahren. Jetzt hängen hier Werke von neun Künstlern (einschließlich zweier Verstorbener), die bei der Gründung dabei waren.

Wolfgang Hehl und Norbert Stockhus heben das Glas, sagen: "Wir sind das Hängungskomitee." Ihre Bilder hängen im großen Raum gegenüber. Stockhus hat diesmal den Glaskugeln, die immer wieder in seinen Bildern aufgetaucht sind, eine ganze Reihe gewidmet. Der Künstler: "Kugeln und Stein. Die habe ich extra für die Ausstellung gemalt und habe mich total verausgabt. Jetzt ist wieder gut."

Auch Rivalität und Reibung machen den Kunstverein aus

Er schaut dann auf die Bilder von Hehl: "Du brauchst ja nur ein paar Stunden für deine Bilder..." Hehl zieht die Augenbrauen hoch, sagt: "Ich brauche teilweise bis zu hundert Stunden. Aber ich bin nicht so wie du, der an jedem Detail sitzt und stundenlang rumprobiert, bis es stimmt."

Man merkt schon ein bisschen Rivalität zwischen den Zeilen. Eine Rivalität und Reibung, die den Kunstverein mit ausmacht.

Künstler Stockhus sagt: "Genau aus dieser Spannung lebt der Kunstverein Oberer Neckar. Wir als Einzelkämpfer kommen immer wieder in Situationen, wo wir uns einigen müssen. Welcher Künstler als nächster ausstellen darf, zum Beispiel. Und das ist ganz gut so."

Und was hat der Kunstverein erreicht? Hehl: "Wir haben immer versucht, in Horb was zu bewegen. Französische Filmtage zum Beispiel. Das hat aber nicht geklappt – ist halt Horb."

Ganz anders der Kunstverein. Stockhus erinnert sich: "Die Künstler haben sich vor über 20 Jahren im Schiff zum Stammtisch getroffen. Das hat sich dann irgendwann verdichtet. Da kam dann eine unheimliche Dynamik auf, eine Euphorie."

Benno Müller, zweiter Vorsitzender des Kunstvereins, hat auch ein Erinnerungsstück dabei: Eine weiße Stoffrolle, oben steht verein(t). Ankündigung für die erste Ausstellung des Kunstvereins Oberer Neckar im Schloss in Dettingen.

Stockhus schlägt ein Buch mit seinen Werken auf. Auf der letzten Seite: ein Kupferstich des Klosters. An der Seite ist das Gebäude mit Baumstämmen abgestützt. Er sagt: "Das Haus stand leer. Wir haben alle Bilder und Werke zur Verfügung gestellt und von Karl Napf aus Nordstetten versteigern lassen, um die Grundlegung für die Renovierung unserer Räume zu sammeln. Damals bekamen wir 11.000 Mark zusammen."

Und seitdem hat der Kunstverein einiges in Horb bewegt. Bespielt die Neckarstraße an zwei Standorten mit Skulpturen, die alle zwei Jahre wechseln. Hat immer wieder Ausstellungen in den Geldinstituten. An der Inselspitze steht die Pyramide.

Müller: "Ich denke, der Kunstverein ist mit ein Auslöser dafür, dass wir in Horb sehr viele künstlerische Events haben." Im Verein sind 130 Mitglieder, davon 32 Künstler. Und das sind nicht nur Horber...

20 Jahre, das sind auch Superlative. Der am weitesten angereiste Künstler war der Fotograf Joel Micah Miller aus den USA (2011). Das größte Bild: Gespenster mit 703 x 220 Zentimeter. Und im nächsten Jahr verspricht Müller wieder einen Leckerbissen: Karl Heinz Seemann kommt. Der Vize-Vorsitzende des Kunstvereins: "Vor Drogerie Müller stellt er eine große Skulptur auf, kleinere dann in unseren Räumlichkeiten im Kloster. Wenn man solch einen Künstler bekommt, dann leckt man sich die Finger."

Doch an diesem Freitag heißt es: erst einmal die Gegenwart genießen. Die Werke von Josef Nadj, Alfred Appenzeller, Götz Arndt, Albrecht A. Bopp, Wolfgang Hehl, Ursula Kärcher, Norbert Stockhus, Ewald Walz und Kurt Renz wirken lassen.

Wobei letzterer mit seinen Bildern schon bei der Hängung für Diskussionen sorgte...

Warum? Am besten schaut man sich die Werke selbst an. Die Vernissage der Ausstellung "Ursprünge" ist am Freitag, 29. November, um 18 Uhr in den Räumen des Kunstvereins im Kloster. Die Ausstellung geht bis Sonntag, 22. Dezember.