Ausstellung: Heike Endemann aus dem Ruhrgebiet zeigt "aus einem Stamm" im Horber Kloster

Perfekt zum strahlenden Sonnenschein, der einen Hauch von Frühling und Wärme über Horb zaubert: Heike Endemann zeigt mit ihren Skulpturen, wie bunt und fröhlich Kunst aus Holz sein kann.

Horb. "Mit ihrer Farbigkeit läutet Heike Endemann den Frühling bei uns ein im ersten Jahr nach dem 25-jährigen Jubiläum des Vereins", sagt Benno Müller, Vorsitzender des Kunstvereins Oberer Neckar.

In der Tat: Die Künstlerin – gebürtig aus dem Ruhrgebiet – hat nicht nur den Slang mitgebracht, der für den Ruhrpott steht, sondern auch die Tatkraft. So hat sie kurz vor dem Pressetermin noch die "gelbe Welle" fertig gemacht, die an der Wand links im großen Ausstellungsraum hängt. Endemann: "Da war noch Platz. Heute Morgen habe ich noch die letzte Skulptur fertig gemacht: Die gelbe mit dem Namen ›More than Honey‹. Nur geschwärzt habe ich sie nicht mehr – das habe ich nicht mehr geschafft!"

Die Titel ihrer Skulpturen wie "More than Honey yellow" seien alle spontan entstanden. Endemann: "Ein junger Fotograf hat die Wellenskulpturen fotografiert. Weil ich noch keinen Titel hatte, habe ich ihn gefragt, was er empfindet. Er sagte: ›More than honey.‹"

Kein Marketing-Gag. Denn: Zehn Minuten später ist der Reporter des Schwarzwälder Boten selbst an der Reihe und steht mit der Künstlerin vor einer roten Skulptur an der Wand. Mit der Kettensäge hat Endemann das Holzstück so bearbeitet, dass es wie eine lodernde Flamme aussieht. Und die geschwärzten Kanten sehen aus wie die blauen Zünglein rund um die Flammen. Der Reporter sagt: "Feuer". Endemann: "Das gefällt mir nicht – das mag ich nicht." Also sagt der Reporter: "Smoke" – und das passt der Künstlerin.

Außer der neu benannten Skulptur "Smoke" hat die Ausstellung natürlich noch anderes zu bieten: Rechts hinten im großen Raum steht das "Couple White", das weiße Paar. Zwei Stämme – wie zwei Pfähle. Endemann: "Das ist noch aus meiner Anfangszeit – so von 2005. Damals habe ich das Holz noch geschliffen." Eine Technik, die man auch in den bunten Rahmen im hinteren Zimmer links wiederfindet.

Doch irgendwann hat Endemann mal angefangen, das Holz nicht mehr glatt zu machen, sondern mit Kettensäge und Handkreissäge die Oberfläche auszuformen. Und sogar die "Globus Birne" oder den "Ragged Cube" auszuhöhlen. Sie schüttelt ein Objekt und sagt: "Sehen Sie, da sind noch Holzsplitter drin." Das Ganze wird dann noch mit bunten Farben kombiniert und geschwärzt. Das Ergebnis: Eine Welle, eine Flamme, ein runder Kürbis. Durch die grobe Bearbeitung gleicht die Holz-Skulptur einem Stück Natur – ganz anders, aber faszinierend. Oder ist – wie beim "Ragged Cube" ein filigranes Kunstobjekt, welches so fast auch aus Metall sein könnte.

Ganz anders Endemanns Arbeiten mit Papier. Sie klemmt einfach Fachzeitschriften in einen zugeschnittenen Holzbalken – zack, die Grundform des Balkens mit einer Kettensäge nachgeschnitten – und schon entstehen faszinierende Objekte. Endemann: "Weil Papier auch aus Holz ist, passt auch zu diesen Werken der Titel ›aus einem Stamm‹."

OMI Riesterer, dessen Frau Barbara Jäger Endemann für die erste Ausstellung des Kulturvereins Oberer Neckar im Jahr 2019 vorgeschlagen hatte, faszinieren dagegen die Baumscheiben, die Endemann ausgehölt und mit Papierschichten wieder aufgefüllt hat. Riesterer: "Das sind die Skulpturen, die mich am meisten begeistern. Weil das Konzept brillant ist."

An der Wand im Flur hängen Drucke der Künstlerin, die jetzt in Radolfzell am Bodensee lebt. Das Thema? Klar: Bäume. Die Scheiben mit Farbe benetzt und auf das Papier gedruckt.

Endemann: "Einmal im Jahr bin ich unterwegs und mache Auslandsaufenthalte für Künstler. Die meisten der Drucke sind in Kentucky entstanden. Ich genieße den Aufenthalt dort – denn in einer Residency sind verschiedene Künstler, die dort keine Konkurrenz haben. Sondern zusammenarbeiten. So haben mir die Kollegen das Drucken beigebracht. Und Holz gibt es auch überall."

Und wie man sehen kann, gilt auch für das Holz der alte Werbeslogan der Betonindustrie: "Es kommt an, was man daraus macht." Dass es fernab des normalen Holz-Looks so bunt geht, ist der Verdienst von Endemann.

Weitere Informationen: Die Vernissage findet am Sonntag, 17. Februar, ab 11 Uhr im Kloster Horb statt. Die Ausstellung ist bis zum 17. März zu sehen.