Immer wieder neue Ideen: 2016 hatte das Projekt Zukunft zusammen mit dem Arbeitskreis Asyl zu einem syrischen Kulturabend eingeladen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Projekt Zukunft: Die PZ-Urgesteine wollen kürzer treten / Stiftung ruft zum "offenen Prozess" auf

Kultur in Horb – da kommt man schnell auf das Projekt Zukunft (PZ) und das Kloster. Doch die Macher denken langsam an Rückzug. In fünf bis acht Jahren soll mit dem bisherigen Umfang Schluss sein. Schon jetzt soll über die Kloster-Zukunft nachgedacht werden.

Horb. Kabarett, Konzerte, Lesungen oder die ins Leben gerufenen "Zwischenrufe" oder das "Gartenkabinett" – Jahr für Jahr produziert das PZ ein umfangreiches Kulturprogramm. Doch damit soll in diesem Umfang Schluss sein – nicht sofort, aber möglicherweise im Jahr 2023. Dieses Jahr nennt Ewald Loschko im Pressegespräch als mögliche Zielmarke.

Die Verjüngung hat nicht funktioniert

Am Dienstagabend haben PZ und die Kultur- und Klosterstiftung den Gemeinderat nicht-öffentlich über ihre die Zukunftspläne informiert. "Die Stadträte haben betroffen reagiert", berichtet Alfred Seifriz, Vorsitzender der Stiftung. "Das jetzige Projektteam hat auf seiner Klausurtagung entschieden, mit der Kulturarbeit, wie wir sie derzeit im Kulturhaus Kloster leisten, aufzuhören."

Loschkos begründet den Schritt: "Die angestrebte Verjüngung der Mitglieder hat nicht funktioniert." Man habe alles versucht, auch den Kontakt zum Jugendgemeinderat und zu den Mini-Rockern gesucht. Doch die Bereitschaft sei nicht vorhanden. "Wir haben zwar in den vergangenen Jahren drei, vier Neue im Team dazubekommen, doch die sind auch zwischen Mitte 50 und Mitte 60."

Wichtig ist Loschko, dass das PZ in den kommenden Jahren weiterhinein bewährtes Programm aufstellen möchte. "Wir wollen es jetzt nicht langsam auslaufen lassen. Das Programm für das Jahr 2019 steht fast komplett und auch für das Jahr 2020 sind schon einige Punkte festgelegt." Informiert wurde auch das Landesverband, die Landesarbeitsgemeinschaft der Kulturinitiativen und Soziokulturellen Zentren in Baden-Württemberg. "Wir sind nicht die einzigen, die diese Entwicklung spüren. Auch andere soziokulturelle Zentren haben ein Nachwuchsproblem", berichtet der PZ-Chef.

Stiftungszweck ist der kulturelle Betrieb

Doch wie soll es in fünf bis acht Jahren weitergehen? Der Stiftungsvorsitzende Alfred Seifriz erinnert an den Auftrag, den man im Kloster hat. "Eigentümer des Klosters ist die Stiftung. Der Stiftungszweck ist der kulturelle Betrieb. Neben dem PZ ist der Kunstverein der zweite große Mieter." Mike Zerhusen, Vorsitzender des Stiftungsrats, ergänzt: "Wir waren natürlich genauso schockiert über die Nachricht wie manche im Gemeinderat, aber wir haben auch großes Verständnis für diese Entscheidung. Einige vom PZ-Team sind schon 35 Jahre dabei."

Das PZ sei seit der Sanierung des Klosters der Hauptakteur im erfolgreichen Bemühen, den historischen Bau mit Leben zu füllen. "Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des PZ haben ganz wesentlich dazu beigetragen, das Kloster zu einem allseits anerkannten kulturellen Zentrum in der Stadt zu machen", so Stiftungsvorstand und Stiftungsrat in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Man sei froh, dass das PZ so frühzeitig bekannt gegeben habe, dass es sich aus dieser Arbeit zurückziehen möchte. Nun sieht sich die Stiftung in der Pflicht, einen "offenen Prozess anzustoßen", um Lösungen zu finden. Zunächst sollen sich alle Initiativen und Vereine angesprochen fühlen, sich an der Zukunft der Kloster-Kultur zu beteiligen. Man wolle ganz offen über neue Modelle diskutieren. "Möglicherweise gibt es verschiedene Gruppen, die auf Zeit Kloster-Räume nutzen wollen", sagt Zerhusen.

Oder könnte sogar ein anderer, größerer Kulturbetrieb aus der Umgebung das Horber Kulturprogramm mitmanagen? "Auch das ist prinzipiell eine Option", antwortet der Vorsitzende des Stiftungsrats. Klar ist, so Loschko, dass es jemanden geben muss, der das Kloster-Programm koordiniert. "Das ist eine nicht zu unterschätzende, immense Aufgabe", weiß er aus eigener Erfahrung. Braucht das Horber Kloster in Zukunft vielleicht sogar einen Kulturmanager?

Enge Abstimmung mit der Stadt Horb

Wichtig ist der Stiftung, dass die künftigen Schritte eng mit der Verwaltung abgestimmt werden. "Die Stiftung will gemeinsam mit der Stadt Horb und begleitet durch ein professionelles Moderatiorenteam eine Diskussion auf den Weg bringen, an der alle kulturtreibenden Gruppierungen sowie alle interessierten Bürger teilhaben können."

Oberbürgermeister Peter Rosenberger möchte den "offenen Prozess" unterstützen. "Mir liegt das Thema am Herzen. Die Entscheidung des PZ hat zwei Aspekte. Einer der Hauptmieter im Kloster wird wegfallen. Und auch die PZ-Inhalte fehlen dann. Das PZ hat bisher eine hervorragende kulturelle Arbeit geleistet, die über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist." Im Gemeinderat habe diese Nachricht schon für einen gewissen Schock gesorgt. "Da sieht man, dass das, was man an kultureller Arbeit für selbstverständlich annimmt, doch bedroht ist", sagt Rosenberger. Er bietet für den moderierten Prozess das Know-how der Stadt Horb an: "Wir haben durch unsere Bürgerbeteiligungen Erfahrungen gesammelt." Es sei auch eine Chance, dass sich dann jeder im Kulturbetrieb einbringen könne, ohne in einem Verein tätig sein zu müssen. "Wir sind sehr dankbar, dass uns das PZ-Team so frühzeitig in Kenntnis gesetzt hat."

Und ganz wird man dann auch nicht auf das PZ verzichten müssen. "Wir wollen auch weiterhin einen Teil dazu beitragen, vielleicht mit einem Kabarett- und Musikprogramm. Die aktuellen Zahlen stimmen optimistisch. Die Besucherzahl ist in diesem Jahr so gut wie seit Langem nicht mehr."

Auch der Betrieb der Gaststätte im Kloster könnte wie bisher weitergehen. "In den vergangenen drei Jahren lief es richtig gut. Wir schließen nicht aus, das wir weitermachen", sagt Loschko. Aber auch ein kommerzieller Anbieter, der sich auch um das Kulturprogramm kümmert, sei nicht gänzlich ausgeschlossen.