Sie wollen Horbs besondere "Flecken" orten, von links: Karla Kreh, Doro Jakubowski, Stephanie Müller, Klaus E. Dietl, Elisabeth Kaiser und Diet Rahlfs. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Sechs Künstler suchen die besten oder hässlichsten Orte der Horber und machen Kunst daraus

Der große und der "normale" Hau. So heißen die aktuellen Orte, die den Widerstand, die Fantasie und das Gefühl der Menschen in den Flecken Ahldorf und Rexingen bewegen.

H orb. Und genau solche Orte – egal ob groß oder klein – suchen sechs Künstler, um sie in Zusammenarbeit mit den Entdeckern zu etwas ganz Besonderem zu machen.

Stephanie Müller, Bewohnerin des Künstlerhauses: "Wir suchen Menschen, die uns erzählen, was sie an ihrem speziellen Ort spannend finden. Wir spinnen das dann künstlerisch weiter."

Ein ganz neues Kunstprojekt. Mit Wurzeln in der aktuellen Horber Geschichte. Letzten Herbst wurden die Themenpfade in Rexingen vorgestellt. Entwickelt von den Bürgern. Sie zeigen detailliert auf, welche Bäume, Pflanzen- und Tiervielfalt im Großen Hau herrscht. Das Rathaus wollte das Waldgebiet für einen Windpark teilweise abholzen. Die Rexinger gingen in Widerstand und siegten. Und entdeckten in der Beschäftigung mit ihrem Wald viele Details, die dann später liebevoll in den Themenpfaden umgesetzt wurden.

Der andere Hau – der in Ahldorf – soll für ein geplantes Gewerbegebiet abgeholzt werden. Verursacht den "Ahldorfer Aufstand". Und die Menschen dort haben zur Fasnet ihr Dorf in das berühmte Gallische Dorf mit Haunix und Waldgebenix verwandelt. Fantasie und Kreativität – lustig umgesetzt.

Und genau diesen Impuls der Horber wollen die sechs Künstler jetzt aufnehmen. An den Orten oder Flecken, die ihnen persönlich viel bedeuten. Ein Baum, der inspiriert. Eine verwunschene Stelle am Neckar. Oder der Fleck, wo es immer so gut riecht, wenn die Blumen blühen.

Künstlerhausbewohner Klaus E. Dietl: "Wir werden uns die Geschichten der Menschen über ihren Ort anhören. Und das als Inspiration nehmen, um daraus etwas Künstlerisches zu entwickeln. Das kann ein Bild, eine Installation, ein Video-Kunstwerk oder ein Aufführung sein. Auf jeden Fall werden wir aus jeder Geschichte der Orte einen Kurzfilm erstellen."

U nd mit den sechs Künstlern hat sich genau das richtige Team gefunden, um das Projekt umzusetzen: Karla Kreh ist Malerin, Objektkünstlerin und Performerin. Doro Jakubowski ist Regisseurin vom Chamäleon-Theater aus Dettingen. Elisabeth Kaiser ist Performance-Künstlerin, die in Horb vor allem durch ihre Duette mit stacheligen Pflanzen wie im Kakteengarten bekannt ist. Aber auch im Till Eulenspiegel von Jakubowski mitgespielt hat. Diet Rahlfs ist der Mann von Karla Kreh. Er hat mit ihr ein Kulturzentrum in Schiltach aufgebaut und beschäftigt sich mit Computer-Kunst und Video.

Stephanie Müller: "Wir suchen Orte und Geschichten von den Menschen und wollen das künstlerisch weiterspinnen. Wir haben auch schon den ersten gefunden, der mitmacht. Sein Ort ist eine Grasfläche, bei der die Kohlensäure im Boden dafür sorgt, dass so einige Flecken auf der Wiese leer sind."

Klaus E. Dietl: "Wir sehen uns als Resonanzboden." Doro Jakubowski: "Die Idee für das Kunstprojekt Flecken entspricht dem Konzept des Chamäleon-Theaters: Orte zu bespielen, die bisher nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit waren." Elisabeth Kaiser: "Ich hoffe, es gelingt uns, die Vorstellungskraft der Horber zu aktivieren und umzusetzen." Diet Rahlfs: "Das ist ein Projekt, was sich in Horb mit seinen 17 Flecken und der Kunst verortet." Karla Kreh: "Es geht darum, nicht nur eigene Arbeiten zu machen, sondern interaktiv mit den Menschen zu arbeiten."

Und jetzt suchen die sechs Horber, die mitmachen. Die den sechs ihren Lieblings- oder krassesten Ort zeigen, der sie stört. Dazu erzählen, was sie empfinden. Oder was sie sich hier vorstellen können. Filmemacher Klaus E. Dietl: "Jeder Flecken bekommt mindestens einen Kurzfilm. Der wird dann auf einer Karte online gestellt und ist dort abrufbar."

Müller: "Uns ist wichtig, dass uns die Leute die Geschichte ihres Flecken erzählen. Egal, ob Kind, Schüler, Erwachsener oder Rentner. Wir stellen es jedem frei, ob er dann bei der künstlerischen Umsetzung mit dabei sein möchte oder lieber anonym bleiben möchte in der Öffentlichkeit." Doro Jakubowski: "Kinder konzentrieren sich oft auf kleine Dinge. So etwas wäre auch ein Flecken." Karla Kreh: "Es wäre toll, wenn beispielsweise ein Schulkind mitmacht und dann in den Ferien bei uns in der Kunstaktion mitmacht."

Die sechs Künstler sind also voll motiviert. Gut auch: Das Projekt "Flecken" wird auch gefördert. Vom Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg, dem Landratsamt Freudenstadt, der Stadt Horb sowie von der Volksbank und der Kreissparkasse und der Stiftung der LBBW.

Doro Jakubowski: "Wir freuen uns über die Förderung. Ich denke, die Förderer wollen damit dem ländlichen Raum eine neue Stimme geben!"

Okay. Haben Sie auch einen interessanten Flecken? Einen Ort, der inspiriert? Oder der nervt und stört? Erzählen Sie es dem Künstlerteam!

Elisabeth Kaiser: "Bitte melden Sie sich bis zum 5. März bei uns. Wir wollen Mitte März den ersten Flecken dann künstlerisch umsetzen."

Die fertigen Kurzfilme sollen dann am 15. September präsentiert werden. Klaus E. Dietl: "Je nach Output kann es auch an den gefundenen Orten auch Kunstaktionen geben."

Weitere Informationen: Wer die Künstler inspirieren oder bei einer Kunstproduktion mitmachen will, kann sich beim Kunstprojekt "Flecken" melden. Per Brief: Flecken c/o Klaus Dietl, Wintergasse 1, 72160 Horb. Mail: flecken-horb@gmx.de. Telefon: 0176/47 38 77 79.