Mitgliederversammlung: Volksbank Horb-Freudenstadt über neue Entwicklungen und 150 spannende Jahre

Über zweimal "volles Haus", sowohl in Horb als auch in Freudenstadt, freute sich die Vorstandschaft der Volksbank Horb-Freudenstadt bei ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung.

Horb/Freudenstadt. Selten kann ein Geldinstitut behaupten, dass zu ihrer Mitgliederversammlung mehr Menschen kommen wollten, als in die jeweils größten Hallen der Veranstaltungsorte hineinpassten. Zum Finale der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Volksbank war dies jedoch der Fall.

Der Vorstandsvorsitzende Dieter Walz war nicht nur vom grellen Scheinwerferlicht geblendet, als er die Bühne der Horber Hohenberghalle betrat, sondern auch von der Menschenmasse, die an diesem Abend die Stuhlreihen besetzten, wie er mit einem Lächeln im Gesicht feststellte.

Natürlich waren sich die Verantwortlichen der Bank im Klaren, dass viele der Besucher nicht nur wegen rückläufiger Zinsen und verändertem Kundenverhalten gekommen waren, sondern wegen dem Jubiläums-Gast, dem SWR 3-Comedy-Chef Andreas Müller.

Bevor die Volksbank-Mitglieder jedoch ihre Lachmuskeln stärken durften, war auch im Jubiläumsjahr normaler Bankalltag das vorherrschende Thema. Der Aufsichtsratsvorsitzende Eberhard Müll führte als Gastgeber durch den Abend. Er übergab das Mikrofon an Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann, der in seinem Grußwort einen weiten Bogen, angefangen in seinem Kinderzimmer bis zur Technologie von heute schlug und die immer schneller voranschreitende Technik sowohl als Chance als auch als Herausforderung sah.

Müll schloss mit seinem Aufsichtsratsbericht an. Er informiere kurz über die wesentlichen Beschlüsse der Vertreterversammlung, die im Juni an gleicher Stelle stattgefunden hat. Müll freute sich, dass er mitteilen konnte: "Der Prüfungsverband hat uns bestätigt, dass sowohl der Aufsichtsrat als auch der Vorstand ihre jeweiligen Aufgaben uneingeschränkt, ordnungsgemäß und verantwortungsbewusst wahrgenommen haben. Die Prüfer erteilten dem Jahresabschluss unserer Bank den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk."

Ferner stellte er in seinem Bericht, dass die Bilanzsumme um 34 Millionen Euro anstieg. "Das entspricht einem Wachstum von 4,2 Prozent. Im Wesentlichen konnte die Volksbank Horb-Freudenstadt sowohl bei der Aktiva als auch der Passive gegenüber dem Vorjahr zulegen", so die Kurzfassung für das Jahr 2018. Bei einem Gesamtbilanzgewinn von nicht ganz einer Million Euro durften sich die Mitglieder, trotz absolut angespannter Lage auf dem Geldmarkt, über eine dreiprozentige Dividende freuen. "Eine Traum-Rendite" nannte später Dieter Walz dieses Ergebnis.

Der Vorstandsvorsitzende Walz eröffnete dann seinen Bericht mit einem historischen Rückblick auf die 150-jährige Geschichte der Bank.

"1869 gründeten am 3. Januar 35 Herren im Gasthaus Adler in Freudenstadt die Gewerbebank Freudenstadt. Elf Wochen später, am 21 März, treffen sich 56 Herren im Horber Gasthaus Sonne und unterzeichnen nach längerer Diskussion die Satzung der Allgemeinen Spar- und Vorschussbank Horb. Für beide Banken sind die Prinzipien von Hermann Schulze-Delitzsch die Geschäftsgrundlage. Es geht um Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung, denn die Grundüberlegung von Schulze-Delitzsch ist ganz logisch und lautet: Gemeinsam ist man stärker." Einem Prinzip, dem man auch nach 150 spannenden Jahren voller Umbrüche, Kriege, Inflationen bis heute, in einer Zeitepoche der großen Veränderungen, treu geblieben ist. Doch steht für Walz fest, dass künstliche Intelligenz und Algorithmen heute vieles verändern, erleichtern und schneller machen können, jedoch niemals den menschlichen Ansprechpartner und Ratgeber ersetzen werden.

Nach diesem Ausflug in die Verga ngenheit kam Walz dann ins hier und heute. Nach einer Exkursion in das hochexplosive Weltgeschehen und der Feststellung, dass neben den Despoten dieser Welt auch die Klima-, Luft und Wasserhaushalte verrücktspielen, die Erdbevölkerung wächst, doch in Europa und Deutschland weniger junge Menschen nachkommen, stellte Walz fest, dass das alles auch irgendwie finanziert werden müsse.

Der Geschäftsklimaindex sei rückläufig und "wir hören von Auftragsrückgängen und angekündigter Kurzarbeit". Hinzu würden große Herausforderungen um das Stichwort "Digitalisierung" kommen. "Weitere große Themen sind zudem Verhaltensänderungen, Beschäftigungs- und Einkommenslage. Hier und in vielen anderen Bereichen stottert der Motor", betonte Walz. Dann sei da noch die Geldpolitik. "Null-Zins – der Fluch des billigen Geldes", so titelte laut Walz die Wirtschaftswoche im August. Oder die fatale Politik der EZB. "Was immer es kostet – wir retten die EU und den Euro", sei die Aussage des bisherigen EZB-Präsidenten. Der Spitzenverband der Volksbanken bezeichnete dies als "Geldpolitik mit der Brechstange". Eine Geldmarktpolitik, die von Walz als verantwortungslos bezeichnet wurde. Seine eigene, provokante Überschrift zu diesem Themenkomplex lautet: "Geldpolitik XY" in Analogie zu "Aktenzeichen XY", wo es um ungelöste Kriminalfälle geht. Ob die Verhaltensweise der EZB nachhaltig rechtmäßig ist, werde demnächst das Bundesverfassungsgericht entscheiden. "Ich jedenfalls finde sie mehr als nur grenzwertig!", so der Bankmanager.

Der Vorstandsvorsitzende untermauerte diese Einschätzung anhand einer Grafik, die aufzeigte, was dies für Anleger von Bundesanleihen bedeutet – sie bekommen nichts. Nein, sie müssen sogar noch Strafzinsen zahlen, wenn sie dem Staat Geld leihen. Was man dagegen tun kann, das verrieten die Spezialisten der Volksbanken ihren Mitgliedern. Eine Beratung lohne allemal.

Walz zeigte dann noch die positive Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr auf. Das Ergebnis werde gegenüber dem vergangenen Jahr etwas zurückgehen. "Nach der heutigen Vorschau können wir jedoch von einem ›zufriedenstellenden Ergebnis‹ ausgehen", glaubt Walz. "Voraussetzung dafür ist, dass es zu keinen großen Verwerfungen am Kapitalmarkt oder im Bereich der Kreditrisikovorsoge kommt. Im Klartext zusammengefasst: leicht rückläufiges Ergebnis, rückläufiger Steueraufwand, trotzdem die Rücklagen möglichst in Vorjahreshöhe dotieren. Und bei der Dividende sind drei Prozent vorgesehen.

Neu-Vorstand Stefan Waidelich, Nachfolger von Reinhold Haschka, dem Müll ebenfalls für seine Arbeit im vergangenen Jahr dankte, beschäftigte sich in seinem ersten Redebeitrag mit den veränderten Entwicklungen im Kundenverhalten. Google, Amazon, WhatsApp und Co. seien mit dafür verantwortlich, dass sich der Trend sowohl im Privatkunden- als auch im Firmenkundengeschäft weiter fortsetzt, dass immer mehr Geschäfte medial, digital und telefonisch abgewickelt werden. Sein Fazit: "Die digitalen Zugangswege werden immer stärker genutzt. Das zeigt sich sowohl beim Onlinebanking wie auch beim immer mehr genutzten Mobilbanking – dem Banking über das Smartphone." Waidelich veranschaulichte dies mit Zahlen und Fakten und betonte, dass sein Haus darauf reagiert und man die Leistungen in den Kunden-Service-Centern im nächsten Jahr weiter ausbauen werde.