Die Kreissparkasse Freudenstadt hilft dabei, wirtschaftliche Folgen aus der Corona-Krise zu begrenzen. Foto: Kreissparkasse

Ortschaftsrat kritisiert, dass in Talheim auch Automat wegfallen soll: "Das ist für uns absolut inakzeptabel."

Horb-Talheim - Die Schließung des größten Teils ihres Filialnetzes in den Ortschaften machte die Kreissparkasse Freudenstadt im Januar bekannt. Thema waren die Schließungen jetzt auch im Talheimer Ortschaftsrat.

Selbst die Kontoauszugsdrucker und die Geldautomaten verschwanden zwischenzeitlich vor allem in den Dörfern. Ein Umstand, der in weiten Teilen der Bevölkerung für große Verärgerung sorgte. Gerade ältere Menschen, die ihre Geldgeschäfte nicht per Online-Banking erledigen können und die es gewohnt sind, Bargeld in der Tasche zu haben, sind von diesem Service-Kahlschlag betroffen.

Daher regte sich Widerstand gegen diese Entscheidung, die von der Vorstandsebene und dem Aufsichtsrat der Sparkasse getroffen wurden.

Talheims Ortschaftsrat Hermann Walz wandte sich aus diesem Grund an den Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse und den Landrat des Landkreises Freudenstadt, der als Verwaltungsratsvorsitzender im obersten Kontrollgremium der Sparkasse sitzt. Sein Protest gegen die Schließung der Talheimer Filiale leitete er auch an die Politiker auf Bundes-, Landes- und Kreisebene weiter und regte gleichzeitig an, dass der Talheimer Ortschaftsrat eine entsprechende Resolution nachreicht. Sinngemäß formuliert Walz, dass sich der Ortschaftsrat mit den betroffenen Talheimer Bürgern solidarisiere. Es würde das Gremium sprachlos machen, dass für den Ort, den größte Teilort der Großen Kreisstadt Horb, nicht einmal ein Bankautomat mit Kontoauszugsdrucker verbleiben soll, schrieb Walz. "Dies ist für uns absolut inakzeptabel. Dies würde für unseren Ort sehr negative Auswirkungen haben, auch in der Zukunft. Ein unverzichtbarer Bestandteil der Infrastruktur würde wegfallen. Dies wollen wir so nicht hinnehmen", schrieb Walz in seinem Textentwurf.

Ortsvorsteher Anton Ade vertrat die Meinung, dass über den vorliegenden Antrag und gegebenenfalls den Wortlaut der Resolution in öffentlicher Sitzung zu befinden und zu entscheiden sei. Dies vor dem Hintergrund, dass Ade zunächst davon ausging, dass Anträge, die aus der Mitte des Gremiums heraus gestellt werden, grundsätzlich zu behandeln sind. Offen war jedoch, ob der Ortschaftsrat eine Entscheidung treffen oder nur eine Empfehlung an den Gemeinderat geben darf.

Ergänzend fand Anfang des Monats ein Gespräch zwischen Werner Loser, dem Vorsitzenden des Vorstandes der KSK und Ortsvorsteher Ade statt. Ade konnte mitteilen, dass Vorstand Loser glaubhaft dargelegt habe, dass es keine leichte Entscheidung für die Vorstandschaft und den Verwaltungsrat gewesen sei. Die Maßnahme sei aber "sauber begründet". Eine mögliche Kooperation mit der Volksbank sei beleuchtet, aber vertagt worden.

Weitere Gerüchte

Inzwischen wurden auch Gerüchte im Steinachtal laut, dass sich die Volksbank ebenfalls von ihren Filialen auf dem "flachen Land" trennen wolle. Da sich bekanntlich nichts länger hält als Gerüchte, ließ sich Ortschaftsrätin Ulrika Braun einen Termin beim Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Horb-Freudenstadt, bei Dieter Walz, geben. Dieser erklärte der Ortschaftsrätin, dass es aus seiner Sicht keine Schließung der aktuellen Filialen gäbe. Ulrika Braun gab dies bei der jüngsten Sitzung bekannt und riet allen Mitbürgern, die auf diesen Service angewiesen sind, ihr Konto in Richtung Volksbank zu verlagern.

Ade erklärte dann zum Thema Resolution weiter: "Wie in nichtöffentlicher Sitzung bereits ausgeführt, ist es aus Sicht des Ortsvorstehers nicht Aufgabe des Ortschaftsrates Talheim, wirtschaftliche Entscheidungen von Unternehmen zu kommentieren oder zu bewerten". Die Erstellung einer Resolution an eine öffentlich-rechtliche Institution fällt somit nicht in die Zuständigkeit des Ortschaftsrats. "Dies wäre eine Angelegenheit für den Gemeinderat", so seine Meinung. "Der Ortschaftsrat kann das Thema besprechen, den Gemeinderat aber nur um eine Resolution bitten oder den Text als Vorschlag an den Gemeinderat geben", so seine weiteren Ausführungen dazu.

"Eine Solidarisierung des Gremiums mit den betroffenen Bürgern ist nicht erforderlich", glaubt Ade zudem. Er begründete dies damit, dass es jedem Ortschaftsrat freistand, sich an der Unterschriftenaktion der Initiative zum Thema KSK-Schließung zu beteiligen. Er selbst habe das Papier gegen die Schließung unterschrieben.

Da zwischenzeitlich alle Filialen in den Horber Stadtteilen geschlossen wurden, wäre es Thema des Gemeinderates, oder für den Landkreis gesehen, Aufgabe des Kreistags, eine Resolution zu verfassen. Oberbürgermeister Peter Rosenberger sei laut Aussage von Werner Loser im Vorfeld über die beabsichtigten Maßnahmen und die Entscheidungsgründe informiert worden. Von Seiten der Stadtverwaltung wurde das Thema bisher nicht aufgegriffen.

Vor diesem Hintergrund war Ade der Meinung, dass man den Antrag von Walz auf Verabschiedung einer Resolution ablehnen müsse. Bei drei Gegenstimmen wurde dieser Antrag von acht Ortschaftsräten befürwortet.

Rat Bernd Klink meinte abschließend: "Es ist eine Sauerei gegenüber unseren älteren Mitbürgern und ein weiterer Schritt zur Abschaffung des Bargeldes. Dieser Servicerückgang ist das Ergebnis der Niedrigzinspolitik vor Corona."

Rat Edwin Joachim, der Stellvertreter von Ade, appellierte an die Verantwortlichen: "Gebt den Leuten etwas mehr Zeit, um sich daran zu gewöhnen." Der Zeitraum bis zum Abbau der Automaten sollte bis Mitte 2021 verlängert werden, so seine Vorstellung. Er ist zwar der Überzeugung, dass die Digitalisierung kommen wird, "nur wie die Kommunikation gelaufen ist, das finde ich schade".