Mit ohrenbetäubendem Lärm machten die Horber Musikschüler ihrem Unmut Luft. Foto: Kneißler

Rund 100 Teilnehmer auf Demonstration gegen Kürzungen bei der Musikschule.

Horb - Kindertränen und lautes Getröte: Eltern, Schüler und Freunde der städtischen Musikschule waren gestern gegen von der Haushaltsstruktur-Kommission empfohlene Finanzkürzungen auf die Straße gegangen."Wer die Musikschule quält, wird abgewählt", lautete die Kampfansage auf einem der zahlreichen selbstgemalten Plakate. Sie galt den Horber Kommunalpolitikern, nachdem die Zahlen aus einem Bericht der Haushaltsstruktur-Kommission bekannt geworden waren: Demnach sind für das kommende Jahr Kürzungen in Höhe von 45 000 Euro, für die darauffolgenden Jahre sogar in Höhe von 100 000 Euro vorgeschlagen.

Der Zuschuss für Volksmusikausbildung solle dafür gesenkt werden. Diese Maßnahme würde eine Erhöhung der Gebühren für den Besuch der Musikschule und eine Beschneidung des Angebots bedeuten, so die Befürchtungen. Sollte der Plan in der Form umgesetzt werden, ginge die Musikschule peu à peu den Bach runter – davon ist Hans Dreher, Vorsitzender des Stadtmusik- und Kreisblasmusikverbandes, überzeugt: "Wehret den Anfängen", warnt er. Finanzielle Notlage hin oder her: Es könne nicht angehen, dass man ausgerechnet bei den Kindern spart. Eine zwangsläufige Kürzung des Angebots bedeute auch einen Stellenabbau, also weniger qualifizierte Lehrer. Das führe gleichzeitig auch zu einer Krise bei den Musikvereinen, die auf die solide Ausbildung in der Musikschule aufbauen.

OB Rosenberger zeigt sich gesprächsbereit

Überhören konnte man die Demonstranten nicht: Pünktlich um 15 Uhr hatten sich rund hundert Teilnehmer vor der Horber Stiftskirche eingefunden, darunter auch viele Kinder mit fleißig zu Demonstrationszwecken eingesetzten Blasinstrumenten.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger empfing den Demo-Zug vor dem Rathaus. Im Gespräch mit Hans Dreher und Ute Kronenbitter, Mitinitiatorin der Demonstration, beruhigte Rosenberger die Gemüter: Die Kürzungen mit dem Sparziel von 100 000 Euro seien keineswegs so bereits beschlossen, wie viele meinten.

Im Moment beschäftige sich eine Arbeitsgruppe mit sämtlichen Ausgaben, so auch derer, die die städtische Musikschule betreffen. Schulleiter Sven Gnass ist in die Beratungen mit eingebunden. Für Januar sei darüberhinaus ein runder Tisch geplant, zu dem Rosenberger neben den Verantwortlichen der Musikschule und Vertretern der Musikvereine auch Elternvertreter einlud: "Die Eltern sind willkommen, sich zu engagieren. Hier wird nichts im Hinterzimmer geplant." Man habe eben den Auftrag der Haushaltsstruktur-Kommission und müsse sich mit jedem Posten auseinandersetzen – definitiv sei noch nichts.

Kronenbitter und Dreher zeigten sich von den Äußerungen des OBs positiv überrascht. "Er war sehr kooperativ und scheint sich bewusst zu sein, wie wichtig die Musikschule ist und welchen Bildungsanteil sie erfüllt", so Kronenbitter.

In einer Ansprache vor der Musikschule, der Endstation der Demo-Route, ging Hans Dreher nochmals auf Rosenbergers Äußerungen ein. Es sei klar, dass gewisse Kürzungen beim Zuschuss für Volksmusikerausbildung hingenommen werden müssten. Doch in welcher Höhe, sei verhandelbar.

Einige Eltern geben sich weiter skeptisch. Christine Oswald, deren 10-jährige Tochter Geigenunterricht an der Musikschule erhält, sieht die Gefahr sinkenden Niveaus an der Einrichtung. Durch die Kürzungen würden eben auch die qualifizierten Lehrkräfte abgeschreckt. Beispielsweise habe die Geigenlehrerin nun ein Angebot in Tübingen erhalten, das wohl wesentlich attraktiver sei als die hiesigen Aussichten. Außerdem: "Für Eltern, die auf ihr Einkommen achten müssen, könnte es eng werden", glaubt die Nordstetterin.

Kerstin Döhrer, Vorsitzende des Elternbeirats, sieht solche Konsequenzen vom Maß der Einsparungen abhängig. "Schade, dass von den Gemeinderäten niemand gekommen ist", bedauert sie. Für die geplanten Gespräche hofft sie nun ebenfalls auf einen Kompromiss: "Der Ob scheint auf unserer Linie zu sein."