Das Projekt Zukunft denkt über eine "Alternativ-Veranstaltung" zu den Ritterspielen nach. Foto: Hopp

Ohne Marktplatz keine Atmosphäre: Ewald Loschko vom Projekt Zukunft über Finanzen und Perspektiven.

Horb - Weil der Marktplatz auch dieses Jahr ohne Ritterspiele sein wird, denkt das Projekt Zukunft schon über eine "Alternativ-Veranstaltung" nach.

Die Ritterspiele wurden im Kloster erfunden, um Geld für die Sanierung des uralten Gebäudes zu erwirtschaften. Jetzt denkt das Projekt Zukunft über eine "Alternative" nach, weil die Ritterspiele 2016 nicht auf dem Marktplatz sein werden.

Ewald Loschko vom Projekt Zukunft: " Bei den Ritterspielen haben wir durch den Essens- und Getränkeverkauf vor dem Kloster einen Umsatz zwischen 8000 und 5000 Euro gemacht. Den Gewinn haben wir genommen, um unseren schmalen Etat etwas aufzubessern. Weil die Ritterspiele in diesem Jahr voraussichtlich schon wieder nicht auf dem Marktplatz sein werden, wollen wir uns mit der Arbeitsgemeinschaft Marktplatz, der Klosterstiftung, der Stadtbücherei und der Kunst & Kultur-AG, in der wir auch Mitglied sind, zusammensetzen und darüber sprechen und nachdenken, ob es zu den Ritternspielen auf dem Marktplatz eine Alternative von uns gemeinsam geben könnte."

Denn: Bis zum Jahr 2014 fanden der Umzug, das Schauspiel um den Horber Vertrag von 1498 und ein Teil des Mittelaltermarkts rund um Kloster und Marktplatz statt. Im Burggarten waren die Kinder-Ritterspiele. Und diese besondere Atmosphäre inmitten der mittelalterlichen Kulisse sorgte bei den Besuchern für Gänsehaut. 2015 sagten Ritterspielverein und Veranstalter MPS den Marktplatz ab. Offizielle Begründung damals: Wegen der Baustelle vor der Stiftskirche sei der Zugangsweg für den Umzug zu schmal.

Der Horber Vertrag wurde auf dem Festplatz gespielt – direkt vor dem blauen Müllcontainer.

Und was wird 2016? Benjamin Breisinger, Vorstandsmitglied der Ritterspielvereins Horb, sagte gestern: "Es ist noch nicht zu hundert Prozent geklärt. Wir werden noch ein Gespräch mit der Stadt führen. Aber weil sich die Baustellen-Situation nicht geändert hat, wird der Marktplatz voraussichtlich auch dieses Jahr nicht bespielt werden."

Und das macht nicht nur viele Horber traurig. Auch das Projekt Zukunft. Denn: Die Einnahmen aus dem Essens- und Getränkeverkauf der traditionellen Ritterspielen fallen dieses Jahr wohl noch mal weg.

Dafür gibt es diesmal insgesamt 8000 Euro Extra-Zuschuss: 3000 Euro von der Stadt und 5000 Euro vom Landkreis. Verbessert das die finanzielle Lage des Projekt Zukunft?

Ewald Loschko: "Definitiv. Wir haben so viel Nachholbedarf, um unsere Infrastruktur zu verbessern. Weil die Zuschüsse aber zunächst nur für ein Jahr zugesagt sind, finde ich das ganz gefährlich. Was ist, wenn wir im nächsten Jahr diese zusätzlichen Zuschüsse nicht bekommen?"

Fakt ist: Mit den jetzigen Zuschüssen gibt es eine Umstrukturierung im Projekt Zukunft. Ein "Hausmeister-Dienst" wird auf 400-Euro-Basis eingestellt. Ewald Loschko: "Eigentlich war mein Bruder Helmut für die konzeptionelle Arbeit zuständig. Weil die Nachfrage bei den Räumlichkeiten immer mehr zugenommen hat und wir von Montag bis Samstag regelmäßig belegt sind, wurde seine Zeit immer mehr mit Auf- und Abschließen in Beschlag genommen. Helmut ist so zum Hausmeister verkommen. Mit dieser Umstrukturierung bekommt er wieder mehr Luft für die konzeptionelle Arbeit."

Und wie lange trägt der neue Zuschuss? Ewald Loschko rechnet vor: Das Haushaltsvolumen des Projekt Zukunft beträgt 90 000 Euro. Einnahmen: Der städtische Zuschuss von jetzt 16 000 Euro, 5000 Euro vom Landkreis. 17 200 Euro vom Land, gut 18 000 Euro an Spenden. Mieteinnahmen: 10 000 Euro. Macht 56 200 Euro Einnahmen.

Ausgaben: Miete an die Klosterstiftung, Energie und Nebenkosten, gut 20000 Euro an Gage. Ewald Loschko: "Bei unseren 80 bis 90 eigenen Veranstaltungen kalkulieren wir die Gagen und die Eintrittspreise so, dass ein leichtes Minus nach den Veranstaltungen übrig bleibt."

Dennoch erwirtschaftete das Projekt Zukunft im abgelaufenen Jahr ein Plus von 6400 Euro. Loschko: "Durch die jetzigen Mehr-Zuschüsse wird dieser Überschuss hoffentlich etwas größer."

Und dieses Plus wird dringend für die Verbesserung der Infrastruktur benötig. Ewald Loschko: "Im letzten Jahr war der Kopierer kaputt. Die Lichtanlage entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Der schwarze Vorhang im Hauptraum hat auch schon seine beste Zeit hinter sich."

Das Projekt Zukunft. Es läuft mit geringstem finanziellen Aufwand. Dauermieter wie die katholische Erwachsenenbildung, die Adventistengemeinde oder jetzt im Wahlkampf die Politiker lassen die Nachfrage nach den Räumlichkeiten immer größer werden.

Auch die Kloster-Gaststätte ist inzwischen auf einem guten Weg. Ewald Loschko: "Wir haben ein tolles Team gefunden. Ich kümmere mich jetzt mehr um die Gaststätte. Gott sei Dank steigt die Nachfrage nach Feiern in unseren Räumlichkeiten, sodass wir die Gaststätte auf finanziell bessere Beine stellen können."

Das hört sich nach neuem Schwung an. Ewald Loschko: "Unabhängig mal von einer möglichen Alternativ-Veranstaltung für die Ritterspiele wollen wir das Theater-Festival Horb 2017 noch professioneller auf die Beine stellen. Pina Bucci hat die Leitung bekommen, wir wollen das im Team noch weiterentwickeln. Und auch beim Catering überlegen wir uns, wie wir mit unserer Klostergaststätte dabei neue Akzente setzen können."