Sie laden heute alle Horber Frauen zum Feiern ein: Gisela Höpfer (links) und Piera Fabbri Kranz von der Kulturbrücke. Foto: Hopp

Kinderbetreuung, Rathaus, Politik und Horber Arbeitgeber im Check. Heute ist internationaler Frauentag.

Horb - Gisela Höpfer und Piera Fabbri Kranz von der Kulturbrücke haben fleißig die gelben Flyer verteilt. Drauf steht: "Frauen feiern ohne Grenzen". Denn heute ist Internationaler Frauentag.

Fabbri Kranz: "Wir werden heute ab 19 Uhr im Sportheim des FC Horb feiern. Jede Frau ist eingeladen, aus ihrem eigenen Land eine Spezialität mitzubringen. Dazu gibt es Vorführungen." Doch gibt es für die Frauen in Horb heute überhaupt etwas zu feiern? Der Schwarzwälder Bote macht den Check: Wie frauenfreundlich sind Arbeitgeber, Rathaus und Politik?

Rathaus. Zwar gibt es einen Frauenförderplan im Rathaus. Aber: Die rang- oder diensthöchsten Frauen sind bisher lediglich auf dem Stellvertreter-Posten der Fachbereichsleitung angelangt: Doris Albrecht, (Bürgerdienste) und Kathrin Edinger (Stadtentwicklung). Weiter oben gibt es keine Frauen – nur im Sekretariat... Bei den Arbeitsbedingungen profitieren Frauen von Gleitzeit, Teilzeitarbeit und vielen anderen Vergünstigungen von den Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes.

Gemeinderat. Die höchste Frauenquote hat hier mit 50 Prozent die OGL. Ilse Braitmeier und Cihan Polat sind die beiden Vertreter. Die SPD kommt auf knapp 43 Prozent Frauenquote mit drei Gemeinderätinnen. Sie hat mit Katrin Kinsler eine weibliche Chefin des Ortsvereins. Die Frauenquote der Freien Wähler/FDP liegt bei gut 22 Prozent: Jutta Hellstern und Margarethe Rebholz sitzen für diese Gruppierung im Stadtparlament. Die CDU hat mit gut 15 Prozent die geringste Frauenquote. Dafür ist die konservative Gemeinderätin Carmina Brenner als Leiterin des statistischen Landesamtes die ranghöchste Horberin in Baden-Württemberg.

Kinderbetreuungsangebote durch die Stadt Horb. Wichtig für Frauen, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Zum Stichtag 31. Dezember 2012 lag die Quote von Kita-Plätzen für Kinder unter drei Jahren bei 34 Prozent. Bis zum Herbst 2014 kommen noch einmal 30 Plätze dazu, sodass es dann für 40 bis 45 Prozent aller Kinder unter drei Jahren einen Kita-Platz geben soll.

Bosch-Rexroth ist mit derzeit 1160 Beschäftigten größter Arbeitgeber in Horb. Jede zehnte Arbeitskraft in dem Betrieb ist weiblich. Und die Arbeit passt sich auch den Anforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. Sprecherin Kerstin Schürr: "Die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit ist in unserem Unternehmen wichtig. Die Flexibilisierung und Vereinbarkeit gilt dabei für alle Mitarbeiter/innen in allen Lebensphasen. Bosch Rexroth hat ein umfangreiches Angebot von flexiblen Arbeits- oder Teilzeitmodellen. Darüber hinaus verfügen alle Mitarbeiter über ein Zeitkonto und können damit flexibel agieren."

Eine Frauenquote gibt es nicht: "So sehr wir um die soziale und wirtschaftliche Bedeutung von Vielfalt wissen: Eine Quotenvorgabe halten wir nicht für den richtigen Weg. Vielmehr wollen wir Frauen Wege ebnen und Türen öffnen, nicht nur über Teilzeitmodelle, Kinderbetreuung oder Mentoring und Seminare, sondern auch über einen echten Paradigmenwechsel auf allen Ebenen."

Arbeitsmodelle sollen frauenfreundlich gestaltet sein

In Horb werden Mitarbeiter von Bosch Rexroth "unterstützt, die eine individuelle Möglichkeit der Kinderbetreuung suchen." Und während der Elternzeit gibt es, so Sprecherin Schürr "Weiterbildungsmaßnahmen und Beschäftigungsmöglichkeiten während dieser Zeit, um den beruflichen Wiedereinstieg zu erleichtern."

Unternehmensgruppe Fischer. (1400 Mitarbeiter in Waldachtal, 370 in Horb). Edmund Kammerer, Leiter Kommunikation und Politik: "Selbstverständlich bekommen bei uns Frauen denselben Lohn für die gleiche Arbeit. Einmal davon abgesehen, dass wir für dieselbe Leistung und Arbeit schon aufgrund unserer Leitbildes das gleiche Entgelt bezahlen, sind wir tarifgebunden."

Die Arbeitszeitmodelle sind frauen- und familienfreundlich. Kammerer: "Im Angestellten-Bereich haben wir eine flexible Gleitzeitregelung, die Arztbesuche oder Ähnliches ermöglicht. Im technischen Bereich, eingebunden in den Produktionsbereich, ist dies nicht immer einfach zu realisieren, aber dennoch haben wir in allen Bereichen viele spezielle Teilzeitarbeitsmodell für Mütter oder Väter, die Erziehungsaufgaben wahrnehmen."

Spezielle Frauenquoten oder Frauenförderprogramme gibt es bei Fischer nicht. Kammerer: "Wir finden, das würde den Frauen nicht gerecht werden. Wir achten aber bei unserer Nachwuchsauswahl darauf, dass auch Frauen teilnehmen. Zunehmend haben wir Frauen in der Führungsebene. Meistens bleibt die Hauptbelastung bei dem Spagat zwischen Arbeit und kleinen Kindern auf den Frauen hängen. Fischer setzt dabei auf die Unterstützung von Kita-Bauten.

Kammerer: "Zurzeit ist das Kinderhaus Waldachtal im Bau, das mit 750.000 Euro Baukostenzuschuss durch unser Unternehmen beziehungsweise den Inhaber Klaus Fischer gefördert wird. Darüber hinaus beteiligen wir uns an den Betriebskosten durch entsprechende Zuschüsse für die Kinder aus unserem Unternehmen. Und wir begleiten den Bau mit unseren Fachleuten. Dieses Projekt ist vielleicht beispielhaft für unser Engagement zur verbesserten Vereinbaren von Familie und Beruf." Fazit: Die Frauen haben heute Abend im Sportheim einiges zu feiern. Männer haben da übrigens keinen Eintritt.