Historisches: Vortrag am Freitag über Gertrud von Hohenberg, die als Stammmutter der Habsburger Dynastie gilt

Horb. Der Kultur- und Museumsverein lädt am Freitag, 15. November, zu einer Vortragsveranstaltung in den Veranstaltungsraum des Stadtmuseums im BürgerKulturHaus, Marktplatz 2, ein. Beginn ist um 20 Uhr. Rosemarie Sieß-Vogt aus Rottenburg referiert über Gertrud von Hohenberg, der Stammmutter aller Habsburger Könige und Kaiser. Zur Vortragsveranstaltung ist jedermann eingeladen, der Eintritt ist frei.

Das Geburtsdatum der Gertrud von Hohenberg ist nicht bekannt und um ihren Geburtsort streiten sich die Rottenburger mit den Schörzingern. Für die einen erblickte die Tochter von Graf Burkhard III. von Hohenberg und der Pfalzgräfin Mechthild von Tübingen um das Jahr 1234 auf der Weilerburg am Westende des Rammerts das Licht der Welt, für die anderen auf der Burg Oberhohenberg, die zur Mitte des 12. Jahrhunderts von einer Seitenlinie der Grafen von Zollern auf dem zweithöchsten Berg der Schwäbischen Alb errichtet worden war.

Gertruds Vater wurde 1253 bei einem Ausritt in der Nähe von Deckenpfronn vom Blitz erschlagen und fand seine letzte Ruhestätte im Kloster Kirchberg. Ihre Mutter war die Tochter des Horber Stadtgründers Pfalzgraf Rudolf II. von Tübingen und brachte die pfalzgräflichen Herrschaften Nagold und Wildberg mit in die Ehe. Um das Jahr 1253 erfolgte Gertruds Heirat mit dem wesentlich älteren Grafen Rudolf IV. von Habsburg. Ihre Mitgift, das Albrechtstal im Elsass, dürfte mit ausschlaggebend für diese Verbindung gewesen sein.

Ebenso stritten sich Historiker um die Identität der Gertrud von Hohenberg, die sich ab 1273 nach der der Königskrönung ihres adlernäsigen Gemahls Rudolf Königin Anna nannte. Die von einem unbekannten Benediktinermönch verfasste Chartularchronik des aargauischen Klosters Muri nennt sie "Comitis Froburgi et Hochbergi Comitis filia". Der Schweizer Historiker Aegidius Tschudi (1505 bis 1572) stellte deshalb die These auf, dass Gertrud nicht aus dem schwäbischen Hause Hohenberg, sondern aus dem westschweizerischen Adelsgeschlecht Homberg-Frohburg stammt.

Die Annahme Tschudis wird aber zweifelsfrei durch eine Verkaufsurkunde aus dem Jahr 1271 widerlegt. Darin verkaufte Graf Rudolf IV. von Habsburg einen Hof aus dem Heiratsgut seiner Gemahlin Gertrud, was mit Zustimmung ihrer Brüder Albrecht, Burkhard und Ulrich von Hohenberg geschah. Gertruds jüngster Bruder Ulrich trat in den erhaltenen Urkunden nie alleine auf, starb sehr früh und in ihrem Todesjahr 1281 ließ sie für den bereits Verstorbenen beten.

Zu den schillerndsten Vertretern der Hohenberger zählt Gertruds ältester Bruder Albrecht II., der um das Jahr 1280 die Nachbarstadt Rottenburg gründete. Im Codex Manesse findet sich eine Miniatur, die den Minnesänger als Ritter in einem Gefecht zeigt. Der Schwager und Weggefährte von König Rudolf I. von Habsburg fiel 1298 als Parteigänger des habsburgischen Gegenkönigs Albrecht I. von Österreich in der Schlacht auf den Leinstetter Kreuzwiesen und fand wie sein Vater seine letzte Ruhestätte im Kloster Kirchberg.

Gertruds Bruder Burkhard IV., der Begründer der Nagold-Wildberger Linie, war mit Luitgard von Tübingen vermählt und trat 1302 als Stadtherr von Horb in Erscheinung, nachdem die Horber Linie des Tübinger Grafengeschlechtes bereits in der ersten Generation im Mannesstamme ausgestorben war.

Das Leben der Gertrud von Hohenberg war recht bewegt und auch ihr Leichnam hat lange keine Ruhe gefunden. Aus der rund fünfundzwanzigjährigen Ehe mit Rudolf von Habsburg gingen sechs Söhne und acht Töchter hervor, die der Vater wohl zu verheiraten wusste. Auf ihrem Sterbebett in Wien wünschte Königin Anna, im Basler Münster begraben zu werden. Die Bischofsstadt am Rheinknie hatte ihr ehrgeiziger Gemahl einst mit Fehden heimgesucht und ihr als Kleinkind verstorbener jüngster Sohn Karl war fünf Jahre zuvor im dortigen Münster beigesetzt worden.

Der eindrucksvolle Sarkophag von Königin Anna und ihrem Söhnchen Karl wurde nach dem verheerenden Erdbeben des Jahres 1356 vom Chor des Basler Münsters auf die linke Seite des Chorumgangs verlegt, wo bis heute das einzige königliche Grabmonument der Schweiz steht. Allerdings ist das Grabmal leer, denn der aus Horb stammende Fürstabt Martin Gerbert glaubte im Zeitalter der Aufklärung, mit einer besonderen Maßnahme das Wohlwollen des Kaiserhauses für seine altehrwürdige Benediktinerabtei St. Blasien dauerhaft bewahren zu können.

Dank seiner guten Beziehungen nach Innsbruck, Wien, Bern und Basel gelang es dem Fürstabt, die Zustimmung zur Überführung der sterblichen Überreste von vierzehn Angehörigen des Hauses Habsburg nach St. Blasien zu erhalten. In einem feierlich inszenierten Leichenzug, der im November 1770 das Ende barocker öffentlicher Feierlichkeiten in Vorderösterreich markierte, wurden die sterblichen Überreste aus Königsfelden und Basel nach St. Blasien transferiert.

Gerberts Bemühungen waren letztlich umsonst. Im Gefolge der napoleonischen Flurbereinigung wurde auch die Benediktinerabtei St. Blasien säkularisiert. Großherzog Karl Friedrich von Baden ließ das Kloster 1807 auflösen und der Großteil der Mönche zog mit den Gebeinen der in St. Blasien bestatteten Habsburger zunächst in das aufgelöste Stift Spital am Pyhrn in Oberösterreich und schließlich 1809 in das heute noch bestehende Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal in Kärnten. Die sterblichen Überreste der Gertrud von Hohenberg fanden 1936 in der dortigen Stiftskirche nach zwei weiteren Umbettungen ihre heutige Ruhestätte in einer kleinen Gruft unter dem Hochaltar.