Menschen hinter den Ritterspiele Kulissen (2): Der König / Steffen Wilde baut sich sein Mittelalter-Paradies selbst

Von Jürgen Lück

Horb. Heute sind es noch 20 Tage bis zum Start der Ritterspiele. Bei Horbs größter jährlicher Veranstaltung kommen 40 000 Besucher. Im zweiten Teil des Ritterspiele-Countdowns schauen wir unter die Krone von König Maximilian.

Steffen Wilde wurde Anfang des Jahres als neuer Darsteller von König Maximilian ausgewählt – durch eine Jury aus Profis und Mitglieder des Ritterspiel-Vereins.

Der echte König Maximilian hatte es 1498 geschafft, mit dem Horber Vertrag den unfähigen Herzog Eberhardt abzusetzen und auf Dauer das Ländle zu demokratisieren.

Der, der ihn jetzt auf dem Marktplatz spielen will, arbeitet bei einer Art "Car Glass" für Omnibusse. Ist privat angenehm zurückhaltend. Und seit zehn Jahren dabei, seiner Ginevra eine Burg zu bauen. Er lächelt: "Damit ist natürlich meine Frau Dagmar gemeint."

Vor knapp zehn Jahre konnte Wilde das Haus direkt unterhalb der Stadtmauer an der Altheimer Straße kaufen. Jetzt prangt in der Mitte ein Roland (Turnier-Übungsfigur) und rechts "Ginevras Burg". Daneben ein mittelalterliches Fenster. Links neben dem Haus sieht man eine dicke "Burg"-Mauer. Wilde: "Ich habe die Steine alle aus Abbruchhäusern gesammelt. Daraus baue ich dann meiner Ginevra eine Burg."

Der Rundturm unterhalb der Stadtmauer ist schon fertig. Eine 2,50 Meter hohe Plattform mit 5 Metern Durchmesser – drüber hängt ein gelbes Sonnensegel. Alles mit alten Steinen und viel Erde gemauert und gebaut. Wilde: "Mit meiner Frau und meinen beiden Kindern habe ich einen ganzen Sommer dafür gebraucht."

Doch wie bekommt man das Ganze von der Straße geschätzte 30 Meter den Hang hoch? Natürlich mittelalterlich! Wilde zeigt seinen Mittelalter-Kran, die "Starre Liese". Ein Holzgestell, große Rolle, dickes Tau. Der "König": "Da macht man einen Eimer dran und zieht das nach und nach hoch. Die starre Liese schafft bis zu 80 Kilo auf einmal."

Auf dem Mittelalter-Kran und dem Fenster an der Hausfront steht die Zahl 1525. Wilde: "Das war die Zeit des Bauernaufstands. Der interessiert mich besonders."

Das sieht man im Stall vor der Haustür. Er zeigt auf einen langen Holzstil mit Widerhaken: "Das habe ich im historischen Museum von Glatt gesehen. Da musste ich das gleich nachbauen."

Und wie sieht die Burg des "Königs von Horb" von innen aus?

Und wie sieht die Burg des "Königs von Horb" von innen aus? Wilde lässt uns hinein: "Bitte keine Fotos. Das ist privat." Doch auch in den Gemäuern atmet alles Mittelalter: Niedrige Decken, Holzfeuer, grobe Steine an der Wand. Grundfarbe: Ein dunkles, warmes Gelb wie durch eine Zeltleinwand. An der Wand: Kleine mittelalterliche Werkzeuge aus Metall, eine Ritterrüstung und die eines römischen Legionärs. Alte Truhen, Turnierschleifen (Wilde hat auch ein Pferd) und Fotos, die den "König" in Rüstung und Gewandung zeigen.

Die Kemenate hat ein Holzbett, weiß verputze Felder mischen sich im Fachwerk mit liebevoll gestalteten Feldern aus grauem Putz und groben Steinen.

Der König von Horb – er hat seiner Ginevra wirklich eine Burg gebaut. Und wann wird er fertig sein? Wilde: "Jetzt baue ich eine Terrasse. Auch Bad und Toilette müssen saniert werden. Ich glaube, das wird eine Lebensaufgabe."

Die Serie Die Serie "Menschen hinter den Ritterspiele Kulissen" erscheint in loser Folge bis zum Start der Ritterspiele am Freitag, 14. Juni.