Wohin geht die Zukunft des Horber Krankenhauses? Die Umbaupläne der KLF bröckeln. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Strahlentherapie: Ansiedlung unwahrscheinlich / Auch Spezialsprechstunden ungewiss / Kooperation auf Prüfstand

Von Florian Ganswind

Kreis Freudenstadt. Hinterlässt Rainer Schmidhuber, Geschäftsführer der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH, einen Scherbenhaufen in Horb? Die Strahlentherapie und die Spezialsprechstunden hängen am seidenen Faden.

Ob Landrat Klaus Michael Rückert damit gerechnet hat, dass ihn bei der Klinikpolitik gleich am Anfang so eine brisante Mammutaufgabe erwartet? "Da bedaure ich auch unseren Landrat, der sich nun noch stärker mit den anstehenden Krankenhausproblemen beschäftigen muss", sagt Kreisrat Wolfgang Kronenbitter. Nachdem Rainer Schmidhuber am Donnerstag erklärt hatte, dass er nicht mehr für eine Vertragsverlängerung zur Verfügung stehen wird (wir berichteten), steht jetzt nicht nur die schnellstmögliche Suche nach einem geeigneten Nachfolger an.

Vielmehr geraten die Pläne der KLF am Horber Krankenhaus ins Wanken. Dass Rückert eine Arbeitsgruppe im vergangenen Monat ins Leben rief, die die Krankenhaus-Pläne auf den Prüfstand stellt, war ein erstes Zeichen, dass eine Überarbeitung notwendig ist. Apotheke, OP-Bereich, chirurgische Praxis – es muss geflickt und nachgebessert werden.

Neu ist jedoch, dass auch hinter der im Untergeschoss geplanten Strahlentherapie einige Fragezeichen stehen, einem wichtigen Pfeiler des Horber Gesamtgerüsts. Unter anderem mit dieser Strahlentherapie hatte die Uniklinik Tübingen (UKT) die Kreisräte zur Kooperation mit Tübingen gelockt und den Konkurrenten, den Klinikverbund Südwest, ausgestochen.

"Es wird sehr eng werden mit der Strahlentherapie", sagt nun UKT-Direktor Michael Bamberg im Gespräch mit unserer Zeitung. Dies liege nicht am Willen, sondern an der "wirtschaftlichen Machbarkeit". Die notwendigen Geräte seien sehr teuer. Weiterer Kostenfaktor sei das Personal.

"Wir sind bei unseren Planungen tief in den roten Zahlen", bekennt der Klinikdirektor. Die Pläne müssten dem UKT-Aufsichtsrat vorgestellt werden. Und diese Entscheidung reicht "ganz nach oben" – zur Landesregierung. Aufsichtsratsvorsitzender des UKT ist der frühere Rottenburger Ex-OB Klaus Tappeser als Vertreter des baden-württembergischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Wenn der finanzielle Rahmen nicht passt, ist es also mehr als unwahrscheinlich, dass die Strahlentherapie nach Horb kommt. Man benötige mindestens 250 Patienten zusätzlich, die nach Horb kommen, rechnet Bamberg vor. Ob dies in der Region mit vorhandener Konkurrenz möglich ist, stellt auch der UKT-Direktor in Frage. "Wir wollen versuchen, dass wir es irgendwie hinkriegen." Eine Entscheidung müsse bis Ende des Monats fallen, so Bamberg. Denn der Horber Umbau ist direkt betroffen. Für die Strahlentherapie sind unter anderem Spezialwände geplant.

Bleiben noch die von Tübingen angebotenen Spezialsprechstunden. Oder? Auch hier ist nichts in trockenen Tüchern, wie Bamberg verrät: "Das wird schwierig." Die Spezialsprechstunden müssten von der kassenärztlichen Vereinigung genehmigt werden. Und das ist ungewiss. Die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Freudenstadt klappt laut Bamberg dagegen hervorragend, zum Beispiel bei dem Lehrkrankenhaus sowie beim Brust- und beim Darmzentrum. Der Standort Horb könnte von Tübinger Seite her aber fast leer ausgehen.

Doch hätte Bamberg dies bei seiner Offerte im Kreistag nicht wissen müssen? Und wie viele Kreisräte hätten bei diesem Wissen noch für die Kooperation gestimmt? Das sind nur zwei der Fragen, die Landrat Rückert nun beantworten muss. Denn auch der Krankenhaus-Umbau in Horb erhält starke Risse. Immerhin geht es um mehr als 10 Millionen Euro.

Horb

Kreis Freudenstadt (gw). KLF-Geschäftsführer Rainer Schmidhuber geht – ist nun wieder der Weg für eine Kooperation mit dem Klinikverbund Südwest frei? Gestern hatte bereits FDP-Kreisrat Michael Theurer in unserer Zeitung diese Option ins Spiel gebracht. Er erklärte, dass man eine Kooperation noch einmal "ergebnisoffen" überprüfen sollte. Ähnlich äußert sich nun auch Peter Rosenberger, CDU-Kreisrat und Aufsichtsratsmitglied. Man müsse dieses Thema überdenken, findet er. Der Böblinger Landrat Roland Bernhard habe signalisiert, dass die Türen immer offen stehen.

Im November 2009 hatten sowohl Gunther Weiß, Geschäftsführer des Klinikverbunds Südwest, und Michael Bamberg, Direktor der Uniklinik Tübingen, ihre Bewerbung im Kreistag abgegeben. Die Bürgerinitiative Pro Krankenhaus Horb hatte sich damals für eine "Triangel-Lösung", also eine Zusammenarbeit mit beiden Seiten, ausgesprochen. Der damalige Landrat Peter Dombrowsky und die KLF-Geschäftsführung waren aber genauso gegen eine Fusion mit dem Klinikverbund wie der ärztliche Kreisdirektor Jürgen Schulze-Tollert, der Betriebsrat sowie das "Ärztenetz Kreis Freudenstadt". dem vor allem Ärzte aus dem Raum Freudenstadt angehören. Man wolle die Eigenständigkeit der KLF nicht aufgeben.

Eine Kooperation mit "Südwest" sei "im Moment kein Thema", so Landrat Klaus Michael Rückert gestern. Man solle niemals nie sagen, aber er sehe zurzeit keinen Anlass. UKT-Direktor Michael Bamberg hält von neuerlichen Gedankenspielen dieser Art nichts. "Ich glaube, die Entscheidungen sind gefallen. Es bringt nichts, dies alles noch einmal aufzudröseln", so Bamberg. "Wir werden nun nach einem geeigneten Geschäftsführer suchen", erklärt er und signalisiert damit, dass das UKT beim Nachfolger mitreden möchte. "Wir werden gerne beratend zur Seite stehen."