Wo fliegt er denn? Der Rote Milan brütet in der Nähe des geplanten Windparksgebiet – für Natuerfreunde schön, für die Planer weniger. Foto: SB-Archiv

Wahrscheinlich, dass geplanter Windpark aus Naturschutzgründen kleiner werden könnte.

Horb - Heute ab 19 Uhr tagt in den Florianstraße in Horb der Ausschuss für Verwaltung und Technik. Der wichtigste Tagesordnungspunkt steht im nichtöffentlichen Teil der Sitzung auf der Agenda: Kippt der Rote Milan den Windpark in Rexingen?

Thomas Grunwald vom Büro für Faunistik und Landschaftsökologie aus Schöneberg, der die Naturschutzgutachten im Auftrag der Stadt Horb macht: "Der Auftraggeber hat die Zwischenergebnisse zu den Roten Milanen auf dem Großen Hau von uns erhalten." Weitere Informationen gäbe es nur von der Stadt.

Dieser Zwischenbericht wird heute Thema im nichtöffentlichen Teil. Er soll teilweise brisante Erkenntnisse zu Tage bringen.

Peter Daiker vom Forstamt: "Diverse Rote Milane fliegen auf dem großen Hau. Im Einzugsgebiet des Windparks gibt es nach meinen Beobachtungen keine Horste. Da der Gutachter das aber genauer beobachtet als ich, gehe ich davon aus, dass er alle Horste findet." Das hat er wohl...

Peter Klein, Stadtplaner und zuständig für den Flächennutzungsplan für den Windpark: "Nach heutiger Einschätzung ist es nicht unwahrscheinlich, dass Teile des bisher geplanten Windparks aus naturschutzrechtlichen Gründen aus dem Flächennutzungsplan herausfallen könnten." Klartext: Statt wie bisher fünf bis acht Windrädern werden vielleicht nur drei Öko-Spargel gebaut. Fraglich, ob es sich dann für die MVV (Mannheimer Energieversorgung) als Investor noch lohnt, auf dem Großen Hau einen Windpark zu bauen.

Klein weiter: "Es gibt offensichtlich vier Brutpaare von Roten Milanen am Großen Hau. Davon haben drei erfolgreich gebrütet."

Gefahr, vom Riesen-Rotor erschlagen zu werden

Derzeit beobachtet das Büro aus Schöneberg weiterhin die Vögel im Wald und soll eine Karte erstellen. Wo fliegen die Roten Milane auf dem Großen Hau wirklich lang? Wo geraten sie in Gefahr, vom Riesen-Rotor erschlagen zu werden?

Lambert Straub, Möbel-Ingenieur und Naturschützer aus Ihlingen: "Aufgrund unserer Beobachtungen fliegen die Milane quer über den Wald, um sich Nahrung zu suchen und um den anderen nicht in den Weg zu kommen. Wir beobachten gerade den vierten Horst, der sich mitten im kritischen Einzugsbereich der geplanten Windräder befindet. Gerade jetzt, wo die Felder hoch sind, erweitern die Roten Milane ihr Revier und fliegen bis zu sechs Kilometer weit, um Nahrung auf gemähten Wiesen zu finden."

Dabei überqueren sie immer wieder den Großen Hau – Richtung Ihlinger Berg, Bittelbronn oder Grünmettstetten.

Er hofft, dass der Naturschutz bei der heutigen Beratung nicht zu kurz kommt. Naturschützer Straub: "Die Horber Hochbrücke, die ökologisch sicher nicht so brisant wie der Windpark in Rexingen ist, wurde 15 Jahre sorgfältig geplant. Ich hoffe, dass bei der Windkraft nicht der Turbo reingelegt wird, sondern dass das planerische Feingefühl für die Natur erhalten bleibt."

Schon bei der Frage der Fledermausvorkommen hatte Gutachter Grunwald empfohlen, die Windräder zwischen Mai und September zeitweise abzuschalten. Um in Höhe der Kanzel messen zu können, wie hoch das Tötungsrisiko für die Fledermäuse tatsächlich ist.