Karl-Josef Sickler machte mit Jana und Caroline Leber (rechts) einen Streifzug durch Dettinger Dorfarchiv. Ein alter Leinsack aus dem Jahre 1865 kam dabei zu Tage. Foto: Henger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ferienprogramm in Dettingen mit Heimatforscher Karl-Josef Sickler / Dorfarchiv ist das "Gedächtnis" der Gemeinde

Von Michael Henger Horb-Dettingen. Für Kinder und Jugendliche wird in diesen Sommerferien das erste Mal ein Ferienprogramm in Dettingen angeboten. Am Montag stand spannende Dorfgeschichte auf dem Plan.

Leider war nur Jana Leber mit ihrer jüngeren Schwester Caroline an diesem regnerischen Nachmittag vor dem Schloss erschienen, um mit Karl-Josef Sickler spannende Dorfgeschichte zu erleben.

Bevor die Drei zu einem Rundgang durch das Dorf aufbrachen, wurde das Dorfarchiv im unteren Schulsaal im Schloss aufgesucht. Dort befindet sich seit neuestem das Ortsarchiv: Regale über Regale voll mit alten Büchern, Schriftstücken und sonstigen Utensilien. Die Dokumente lagen Jahrzehnte lang zuerst in der Schlossbühne.

Vor Jahren wurden sie von der Bühne in den oberen Schulsaal befördert. Leider vollzog sich der Umzug ohne große Sorgfalt und die Bücher und Schriftstücke lagen "wild auf einem Haufen". Sickler erläuterte, wie das Archiv aufgebaut ist und wie man über ein Verzeichnis die entsprechenden Dokumente finden kann. Ein Bittbrief zweier Dettinger an die Dorfobrigkeit las Sickler den beiden vor. Darin baten sie um fünf Gulden, damit sie den Winter mit ihren Familien überleben konnten.

Spannend war, dass die Antwort auch auf diesem Faltbrief geschrieben wurde und per Post zum Oberamt Glatt gesandt wurde. Die bedürftigen Familien erhielten die Hälfte ihres geforderten Geldes. Die Obrigkeit entschied, dass zuerst die Frau ihr Wohlkleid verkaufen solle, um ihre Familie durchzubringen.

Eine alte Tafel mit Informationen über Dettingen hängt an einem Regal. Die damaligen Schüler mussten dies auswendig lernen. So stand darauf geschrieben, dass das Schloss 24 Meter lang, 18 breit und 18 hoch ist. Auch die Maße der St. Peters Kirche (Länge 39, Breite 13 und Höhe 37 Meter) waren verewigt. Zum Priorberg und Schellenberg galt es, 200 Höhenmeter zu überwinden. Der Dorfbach war 1,5 Kilometer lang.

Ein weiteres Fundstück zeigte Sickler den Zweien. Ein altes Autonummernschild wurde bei der Sichtung der alten Dokumente mit dem Kennzeichen I L- 26 entdeckt. Jana und Caroline rätselten was wohl die römische Zahl I und der Buchstabe L bedeutet und kamen nicht auf die Lösung. Karl-Josef Sickler zückte ein Büchlein von 1912 hervor und dort waren die Kennzeichen aufgeführt. 1906 fasste der Bundesrat des Deutschen Reiches den Beschluss über Grundsätze des Kraftfahrzeugwesens, die durch Landesverordnungen ausgeführt wurden. Damit wurden auch Kennzeichen, die Vorschrift des Rechtsfahrens mit Linksüberholen im ganzen Deutschen Reich allgemeingültig eingeführt. Die römische Zahl I war für Preußen reserviert und der Buchstabe L für die Hohenzollerischen Lande (Regierungsbezirk Sigmaringen). Die Horber hatten damals die römische Ziffer III für Württemberg und den Buchstaben H.

Zum Schluss zeigte Sickler einen Leinensack von 1865 des Kaufmanns Otto Steinhart. Die Säcke wurden damals in Dettingen hergestellt.

Nach so viel Information gingen die drei noch durch den Ort. Sickler zeigte am katholischen Dorfzentrum von den Steinmetzen an den Ecksteinen ihre eingemeißelten Erkennungsbuchstaben. Über die Hintere Gasse, Augartenstraße, Muristraße und die Kreuzstraße endete ein interessanter Nachmittag mit Heimatforscher Karl-Josef Sickler.

Am Montag, 13. August, lädt Ortsvorsteher Josef Nadj zum Rundgang durch die Räume der Ortschaftsverwaltung und erzählt von seinen Aufgaben als Ortsvorsteher.

Am Mittwoch, 15. August, findet eine Kinderolympiade im Schlossgarten statt. Am Montag, 20. August, erzählt Lissi Beuter im Senioren-Stüble über Zeiten, als man noch im Schloss zur Schule ging.