Blesshühner zählen zu den frei lebenden Vogelarten in der Horber Kernstadt. Die Wasservögel bauen gerne am Mühlkanal ihre Nester. Foto: Hopp

Bei Stadtverwaltung gehen weniger Beschwerden ein. "Tübinger Modell" nicht finanzierbar.

Horb - Tauben, Enten und Blesshühner bevölkern die untere Kernstadt und den Mühlkanal – nicht immer zur Freude der Anwohner. Die Stadtverwaltung verbietet die Fütterung dieser Vögel, doch kaum einer hält sich daran. Andererseits: Es gibt kaum mehr Beschwerden über die Tiere.

 

Für etliche Horber, aber auch für Stadtbesucher, zählen sie zum Stadtbild: Wildenten, die im Mühlkanal schwimmen, Blesshühner, die sogar am Kanalufer ihre Nester bauen, und Tauben, die in den vergangenen Jahren in der unteren Kernstadt zum Ärgernis wurden.

Die Taube, die eigentlich für den Frieden steht, brachte in Horb alles andere als friedliche Stimmung. Nicht nur auf den Straßen musste man sich auf wahre Spießrutenläufe durch Tauben- und Entendreck einstellen. Leidtragende waren vor allem die Hauseigentümer.

Heute sind die Tauben zwar nicht aus dem Stadtbild verschwunden – doch allem Anschein nach stellen sie gar kein akutes Problem mehr dar. Wolfgang Kronenbitter, Fachbereichsleiter Recht und Ordnung, berichtete, dass die Beschwerden im vergangenen Jahr stark zurückgegangen seien und die Anzahl der Tauben sich verringert habe. Auch die Zahl der Enten ging laut Kronenbitter eher zurück, sodass die Verkotung am Neckarufer nicht mehr so schlimm wie in den vergangenen Jahren ist. Aber: "Natürlich wird es nicht möglich sein, die Taubenplage völlig in den Griff zu bekommen", so Kronenbitter. Deshalb wird man auch während des Neckarblühens, das vom 20. Mai bis zum 18. September stattfindet, mit den unbeliebten Vögeln rechnen müssen. Aber man sei auf einem guten Weg.

Nicht ganz so optimistisch ist Rudolf Dürr vom Immobilieneigentümerverein Haus & Grund: "Ich sehe immer noch genug Tauben, wenn ich durch die Stadt laufe."

Schon vor fünf Jahren hatte der Verein Haus & Grund auf das Taubenproblem hingewiesen und versuchte mit einer Spende, zu einer Lösung beizutragen.

Taubenhaus zu teuer

Ein Lösungsvorschlag wäre der Bau eines Taubenhauses, wie man es auch in Tübingen kennt. Doch dieser Vorschlag war und wird auch zukünftig finanziell nicht umsetzbar sein, so Kronenbitter.

Weiter versuchte man, mit der Stadt ein Gebäude in der Innenstadt zu finden, in dessen Dachstuhl man Taubenschläge installieren könnte. So könnte verhindert werden, dass die Tauben Straßen und andere Häuser befallen.

Doch da die Stadt kein geeignetes Gebäude bereitstellen konnte, ist auch dieser Lösungsvorschlag gescheitert. Da die städtischen Gebäude nicht in Frage kommen, hofft man jetzt auf Bürger, die private Gebäude zur Verfügung stellen. Aus derzeitiger Sicht ist es aber durchaus fraglich, ob ein Taubenhaus in Horb angesichts der deutlich zurückgegangenen Beschwerden überhaupt noch notwenig ist. Kronenbitter bestätigt übrigens, dass auch über Blesshühner und Enten keine Beschwerden vorliegen.

Gerade die Enten werden immer wieder gerne von Spaziergängern mit Brotresten gefüttert. Offenbar sind die Zahlen der wild lebenden Enten und Tauben in Horb zurückgegangen. Aber warum? Kronenbitter bestätigt die Vermutungen, dass möglicherweise Marder zur Dezimierung des Bestands beigetragen haben. Die kleinen Raubiere, die auch Enten jagen, kann man beispielsweise nachts auf dem Flößerwasen beobachten.