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Die Künstlerin hat in der RegionSpuren hinterlassen

H orb/Starzach-Börstingen. Sie zündete noch die Diener-Kerze im jüdischen Betsaal an, dann verließ sie mit einem Rollenkoffer die Große Kreisstadt: Margarita Rozenberg. Werden wir die quirlige, fröhliche Frau je wiedersehen?

Margarita Rozenberg – Jüdin und Künstlerin, die im Kunstort Eleven in Starzach statt zwei Wochen fast das ganze Jahr verbracht hatte. Sie schenkte dem jüdischen Betsaal mit ihrer Installation nicht nur das erste Laubhüttenfest, sondern erklärte beim Lichterfest den Zuhörern die mystischen Hintergründe. Und wer an der Gutermann-Grundschule entlangfährt, sieht die Skulptur mit dem rot-weißen Stoff, den sie mit ihrem Freund und Künstlerkollegen Jo Horejs angebracht hat.

Rozenberg lacht: "Ich komme sicherlich wieder zurück nach Horb. Das ist der beste Platz für mich." Allerdings läuft ihr Visum für Deutschland endgültig ab. Rozenberg: "Wir werden kurz vor Weihnachten die US-Botschaft in Frankfurt aufsuchen, um für Jo ein Visum zu holen. Denn wir wollen meine Familie in Russland an der Wolga besuchen!" Vorher zeigt ihnen Frank Surgalla, Künstler aus Empfingen, noch die Alpen – die drei gehen vor Weihnachten noch ein paar Tage nach Vorarlberg.

Weil Rozenberg aber erst frühestens in sechs Monaten wieder ein neues Visa für Deutschland bekommen kann, ist es unklar, wann sie wieder zurückkommt.

Doch sie hat schon jetzt Sehnsucht nach Horb. Und die Horber auch nach ihr. Barbara Staudacher vom Förderverein jüdischer Betsaal, die der Künstlerin auch ein Stipendium für die Finanzierung des Deutschland-Aufenthalts besorgt hatte: "Margarita ist einfach goldig. Es wäre natürlich toll, wenn mit ihr wieder eine Jüdin nach Horb zurückkommen würde!"

Wenn man genau zuhört, was Rozenberg sagt, dann ist damit vielleicht zu rechnen. "Die Künstlerszene, die ich hier im oberen Neckartal und in Deutschland in Berlin und Darmstadt kennengelernt habe, ist ganz anders als in Israel. Dort herrscht absoluter Wettbewerb. Hier sind die Künstler wirklich offen und bereit, mit anderen zusammenzuarbeiten."

Wie ist ihre Bilanz? Wie hat sie Deutschland kennengelernt? "Deutschland ist sehr offen. Es war für mich aber hart, mich an die Mentalität zu gewöhnen. In Israel herrscht absolute Vielfalt. Ich habe in Jaffa direkt in arabischer Nachbarschaft gewohnt, jeden Morgen die Muezzin-Rufe von den beiden Moscheen nebenan gehört. Hier ist Deutschland machen es die Menschen einem wirklich leicht, sich in die lokale Gemeinschaft einzufügen."

Israel – die Unruhen um Jerusalem, was macht das mit diesem Land? Rozenberg: "Ich habe in der Nähe der US-Botschaft in Tel Aviv gewohnt. Das große Problem ist jetzt, dass mit Donald Trump ein Spieler von außerhalb das Thema wieder zurück nach Israel gebracht hat. Ich habe viele Freunde in Jerusalem, die berichten, dass es dort im Großen und Ganzen auch mit ihrer arabischen Nachbarschaft keine Veränderungen gegeben hat. Fakt ist: Als der Staat Israel von den Juden gegründet wurde, war Jerusalem immer als internationale Stadt vorgesehen. Und nicht als Hauptstadt des Staates. Jetzt ist Jerusalem durch das Vorgehen von Trump in Sektionen geteilt, und das bringt die alten Kontroversen wieder auf die Tagesordnung. Angst habe ich aber nicht, nach Jerusalem zu gehen. Wenn man dort lebt, ist man gewohnt, dass es immer Unruhen gibt. Irgendwo ist immer was."

Und was hat sie in Deutschland am meisten überrascht? Rozenberg: "Die Kinder in der Schule sind in ihrem Denken nicht so frei. In Israel stellen die Kinder Fragen, analysieren die Antworten und bilden sich dann ihre Meinung. Das habe ich hier in Deutschland etwas vermisst – insbesondere, was die Geschichte und die Politik von Israel anbelangt. Dort gibt es immer noch sehr viele Vorurteile und sehr wenig Analyse."

Was hat die jüdische Künstlerin am meisten in Deutschland positiv überrascht? Rozenberg: "Besonders das Essen. Ich liebe das Frühstück, was uns Franks Mutter morgens zubereitet hat."