Der Behindertenparkplatz im Parkhaus "Kaiser" ist laut ADAC-Testleiter Pohl "nicht behindertengerecht". Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

ADAC-Testleiter Pohl kritisiert Parksituation / Stadtplanung will Thema jetzt auf Tagesordnung bringen

Von Jürgen Lück

Horb. Der Parkhaus-Test schlägt hohe Wellen. Insbesondere die Situation im Kaiser-Parkhaus an der Neckarstraße ruft Empörung aus. Der Schwarzwälder Bote schickte ein Video von den Verhältnissen im Parkhaus Kaiser an den ADAC. Der hatte bundesweit Parkhäuser getestet und festgestellt, dass die wenigsten wirklich auto- und menschengerecht sind.

In Horb ist dies der Behindertenparkplatz im Erdgeschoss des Kaiser-Parkhauses. Hinten ist er 1,60 Meter hoch, in der Mitte zwei Meter.

ADAC-Testleiter Andreas Pohl: "Zwar ist es explizit nicht verboten, Stellplätze unter einer Abkofferung, Unterzügen oder sonstigen Bauteilen bereitzustellen, wenn diese explizit mit einer verminderten Höhe und ausreichend gekennzeichnet sind. Solche Stellplätze jedoch als Sonderstellplätze auszuweisen, ist aufgrund der besonderen Situation – wie mehr benötigter Bewegungsraum aufgrund der Rollstuhlproblematik, oftmals größere Fahrzeuge – alles andere als behindertengerecht."

Und da haben sich offenbar schon so manche ihr Auto ruiniert. Davon zeugt ein blauer Lackfleck an der Decke. Ein Schild, was vor der abfallende Decke warnt, gibt es nicht.

Auch Oswald Zink, Vorsitzender des Sozialverbandes VdK, findet diesen Behindertenparkplatz zweifelhaft. Er verweist auf die Bauvorschriften, die in der Nähe des Haupteingangs einen Behindertenstellplatz für einen Kleinbus mit mindestens 2,50 Meter Höhe vorsehen. Er sagt: "Wenn die Stadt das weiß, muss das umgehend geändert werden und ein anderer Behindertenparkplatz ausgewiesen werden."

Verantwortlich für das Parkhaus am Kaiser ist Eckardt Huber von der Stadt Horb. Er hat bisher keine Stellungnahme trotz Nachfrage abgegeben.

Stadtplaner Peter Klein muss aber zugeben: "Das Parkhaus Kaiser ist in der Gesamtsumme nicht barrierefrei. In der nächsten Sitzung zur barrierefreien Stadt am Dienstag, 27. November, liegt es am Behindertenbeauftragten, das Thema auf den Tisch zu bringen." Klein ist aber zu einer Lösung bereit: "Wenn wir einen besser geeigneten Parkplatz für Behinderte an anderer Stelle beschildern können, wäre das eine Lösung."

Siska Teichert-van der Ploeg war bis vor einem Jahr nicht auf den Rollstuhl angewiesen. Die Händlerin und Mitinitiatorin des Adventstreffs "Horber für Horb" fährt einen VW Touran. Sie sagt: "Ich brauche solch ein hohes Auto, damit ich richtig einsteigen kann und hinten Platz für einen Rollstuhl habe." Da es in Horb ohnehin zu wenig Behindertenparkplätze gibt, verschlechtert der im Parkhaus Kaiser die Situation zusätzlich. Sie sagt: "Ich will so lange wie möglich selbstständig sein. Dazu brauche ich soziale Kontakte draußen, die für mich ohne ein eigenes Auto auf Dauer nicht aufrecht zu erhalten sind. Dieses Stück Lebensgefühl muss auch einem Rollstuhlfahrer erhalten bleiben."