Viel Kritik vor allem für den langjährigen Ortsvorsteher Karl Kocheise gab es von der Bauwagen-Jugend Grünmettstetten, die sich wegen einer Beschwerde einen neuen Standort suchen musste, beim offiziellen Protest-Umzug am Wochenende. Foto: Privat

Grünmettstetter Jugendtreff muss nach Beschwerde Standort wechseln. Jugend sagt: "Danke für Nichts".

Horb-Grünmettstetten - Vor einigen Tagen war es so weit: Die Jugendlichen aus Grünmettstetten mussten mit ihrem Bauwagen umziehen. Doch den Kampf um den Jugendtreff haben sie noch nicht aufgegeben und mit fast 40 Bulldogs und Unimogs aus Grünmettstetten und Altheim einen rollenden Protest organisiert.

Grund für den Umzug ist eine Beschwerde einer Bürgerin aus dem Gewann "Aschenberg". Diese hatte sich wegen vermeintlicher Ruhestörung an die Horber Stadtverwaltung gewandt und nicht zuerst mit den Jugendlichen vor Ort gesprochen.

So mussten die Jugendlichen am Wochenende ihren bisherigen Standort, auf dem sie sich gut fünf Jahre überaus wohl fühlten und den sie immer auch sauber hielten, endgültig verlassen. Doch sie räumten das Feld nicht ganz ohne Protest. 40 Bulldogs und Unimogs vor allem aus Grünmettstetten und Altheim demonstrierten im Konvoi durch ganz Grünmettstetten hoch ins Gewann "Murgental" im Bereich des Schützenheims, wo sich auf privater Fläche eine neue Standortmöglichkeit für ihren Bauwagen gefunden hatte. Dabei hatten sie einige Transparente. Eines davon, das sich offenbar ans Horber Rathaus und vor allem an den nun aus dem Amt scheidenden und langjährigen Grünmettstetter Ortsvorsteher und CDU-Stadtrat Karl Kocheise richtete, lautete so: "Danke für Nichts."

Jan-Martin Schäfer, Pascal Neuss, David Wehle, Yannik Benz und Lucas Diaz aus Grünmettstetten leiten als Führungs-Quintett die örtliche Bauwagen-Szene, die sich insbesondere im oberen Steinachtal in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiter entwickelt hat. Die vier Jungs berichteten über die fünfjährige Bauwagen-Geschichte: Demnach war der Standort im äußeren Bereich des Gewanns "Aschenberg" in Richtung Tumlingen bis zum Jahre 2016 von der Stadt Horb mit einer "Duldung" ausgestattet. Als diese dann abgelaufen war bot der damalige Leiter des Horber Ordnungsamtsleiter, Wolfgang Kronenbitter, den Grünmettstetter Jugendlichen eine Fristverlängerung auf zwei weitere Jahre, also bis 2018, an.

Doch dann schaltetet sich eine Grünmettstetter Neubürgerin im "Aschenberg" ein, die sich "nicht zuerst an uns, wie es sich eigentlich gehört, sondern direkt an die Stadt Horb gewandt und uns bei dieser angezeigt hat", erklären Schäfer und Neuss. Auch der Ortschaftsrat stand damals hinter den Jugendlichen (wir berichteten). Bis auf einen – nämlich der bisherige und langjährige Ortsvorsteher Karl Kocheise, so die Jugendlichen. "Man kann nicht behaupten, dass er uns wirklich unterstützt hat", kritisiert Diaz vorsichtig. Und Wehle ergänzt: "Er hat uns immer gesagt, dass er sich für uns einsetzt, doch passiert ist nichts, rein gar nichts."

Dem wiederspricht Horbs Stadtoberhaupt Peter Rosenberger bei der Verabschiedung von Kocheise als Ortsvorsteher und Gemeinderat am Dienstagabend: "Ich finde es nicht gut, dass die Räumung des Bauwagens an Kocheise abgearbeitet wird. Der Ortsvorsteher hat bis zum Schluss für den Standort gekämpft. Wir als Stadt haben den Bauwagen an diesem Standort geduldet, obwohl das rechtlich gar nicht möglich war. Trotzdem haben wir diese Duldung erfunden, und der Baurechtsamtsleiter schüttelt bis heute den Kopf darüber. Leider müssen wir uns als Stadtverwaltung an Recht und Ordnung halten. Die Duldung, die wir gar nicht hätten aussprechen dürfen, mussten wir zurücknehmen!"

Doch vor dem Umzug wurde der Abschied vom bisherigen Standort des Bauwagens mit einem gleich viertägigen Fest gefeiert. Süffisant fügt Neuss noch an: "Und dieses Mal gab es keine einzige Beschwerde."

Damit es im "Murgental" unweit des Grünmettstetter Schützenheims künftig keinen Ärger gibt, verweist die Bauwagen-Clique darauf, dass zu den neuen Nachbarn vom Schützenverein ein einvernehmliches Verhältnis bestehe und dass auch bereits mit den Jägern erste – und durchaus vielversprechende – Gespräche am Laufen seien. Man sei ja lernfähig, so Schäfer. Das neue Areal sei nicht als Natur- oder Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. "Zudem feiern wir nicht täglich. Wir sind aus dem Party-Alter heraus", fasst Neuss zusammen.

Gespannt ist die Jugend derzeit auf die mögliche Realisierung eines Vorschlags von Altheims CDU-Stadtrat Gerhard Fassnacht. Der sagte folgendes: "Ich habe mit OB Peter Rosenberger und Bürgermeister Ralph Zimmermann schon gesprochen und dabei angeregt, dass wir im neuen Gemeinderat für jeden Stadtteil einen offiziellen Bauwagen-Platz bestimmen."