Leise Gitarrenklänge von Uli Holweger umrahmen den Abend im Art-Park Horb, der japanischen Haikus gewidmet ist. Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Das Stadtpärkle setzt zum elften Mal ein Highlight / Diesmal poetisch und in Originalsprache

Der Horber Art-Park ist eine echte Wundertüte. Nicht nur von der Kunst her. Sondern auch vom monatlichen Programm. Diesmal wurde es ganz poetisch mit japanischen Haikus.

Horb. An jedem letzten Donnerstag im Monat zaubert Art-Park-Macher Michael Widmann ein Kulturprogramm. Mal das kälteste Open-Air Kino im Februar, Lesungen oder das Diner en couleur. Diesmal auf dem Programm: Japanische Kurzgedichte – die sogenannten Haikus. Passt irgendwie dazu, dass dieser lyrische Abend gleichzeitig Auftakt der Horber Friedhofstage ist.

Widmann hat deshalb einen historischen Horber Stadtplan mitgebracht: "Hier war der alte Friedhof. Er war innerhalb der Stadtmauern und ging hinunter bis zur Gutermannstraße, in der früher ein Fluss war. 1903 wurde der Friedhof dann verlegt – Richtung Bahnschienen. Lange Zeit war das ein Park mit Grabsteinen. In der Zeit des zweiten Weltkrieges hat man die alten Grabsteine sogar genommen, um Häuser schnell wieder aufzubauen. Das kann man noch am Haus von Mode Gramer oder der Nabu-Scheune erkennen."

Aus der Vergangenheit, dem Tod, entsteht etwas Neues. Thema auch des Kurzfilms im Kunstprojekt "Flecken" über Widmann und seinen Art-Park (wir berichteten).

Und Angelika Holweger zeigt dann auf Deutsch, warum die japanische Haiku-Gedichtkunst genau zum Thema passt: "Das Wesen des Haiku ist eine schlichte Sprache. Es schildert ein Momenterlebnis und soll dem Hörer oder Leser Platz lassen für eigene Gedanken."

Noch ein paar leise Gitarrenklänge von Uli Holweger, dann liest seine Mutter das erste Kurzgedicht: "In Lindenblüten trat mir vor Augen das eigene Leben." Oder: "Herbstspiegelung. Sie erzählt von ihrem neuen Leben." Also Lyrik, die sich mit dem Leben und der Vergänglichkeit auseinandersetzt.

Noch eindrücklicher bringt das Hiroko Oikawa zum Ausdruck. Die Japanerin war Gast im Kunstort Eleven in Starzach-Börstingen (wir berichteten). Für den Art-Park hat sie sich drei Wochen in der Stadtbücherei Rottenburg vorbereitet, um deutsche Übersetzungen der Haikus zu studieren. Erklärt: "Im Deutschen gibt es Verben, im Japanischen nicht." Erzählt dann von den Altmeistern der japanischen Kurzgedichte. Zeigt dazu Fotos auf ihrem Laptop. Eine japanische Glocke, ein japanischer Tempel, ein japanischer Park. Liest dann auf deutsch: "Gefühl für Farben. Aber es ist zu spät. Ich werde ins Jenseits gehen." Hiroko selbst hat in Börstingen zwei Haikus geschrieben – die Künstlerin sagt: "Ich habe beim Spazierengehen die Apfelbäume gesehen. Das hat mich inspiriert." Dann liest sie ihr Haiku auf Japanisch. Man versteht nichts, aber Hiroko sagt: "Du sollst beim Hören den Rhythmus spüren."

Es ist inzwischen dunkel geworden. Die Lesungen sind vorbei. Und nicht nur für die deutsche Haiku-Spezialistin Angelika Holweger war die Lesung von Hiroko ein tolles Erlebnis: "Es war spannend für mich, die Haikus in Originalsprache zu hören."

Und schon ist ein weiteres, dieses Mal nachdenklich stimmendes, Highlight im Art Park Horb zu Ende.