Die CDU-Fraktion spricht sich vehement gegen eine Tunnel-Lösung aus. Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: CDU warnt vor langwierigen Verzögerungen

Horb (jl). Einer Tunnellösung als Teil der Horber Ortsumfahrung kann Verkehrspolitiker Michael Donth überhaupt nichts Positives abgewinnen. Der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel hatte das Mitglied im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages in seinen Wahlkreis eingeladen, um vor Ort einen Blick auf die Planungen für die nächsten Bauabschnitte der Bundesstraße 28 Richtung Freudenstadt zu werfen.

Man würde ein "überaus großes Risiko" eingehen, ist sich Donth sicher, wenn man die kurz vor der Wahl bei einer Stippvisite "dahingeredete" Variante einer Tunnellösung für die Umfahrung Horb ernsthaft aufgreifen würde. Denn damit würden nicht nur die Baukosten um mehr als das Doppelte in die Höhe schnellen, sondern auch die Planungsausgaben und die spätere Unterhaltung eines solchen Bauwerkes.

Der Verkehrspolitiker redete Klartext: Er könne sich nicht vorstellen, dass der Bund einem solchen Vorhaben zustimmen würde. Ganz abgesehen davon, dass die Planungen für die Umfahrung vorankommen.

"In so einem Fall würden alle Vorarbeiten, die schon geleistet sind, wieder auf Null gesetzt", warnte auch der Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel, "in Horb hat man ja bereits Erfahrungen, welche Verschiebung es auf der Zeitachse geben kann: bei der Hochbrücke zwei Jahrzehnte." Fuchtel: "Ich halte mich lieber an die Beschlüsse des Horber Gemeinderates."

Auf dem Rauschbart hatte Donth gemeinsam mit Vertretern der örtlichen CDU zunächst einen Blick aus der Vogelperspektive auf die Bauarbeiten für die Horber Hochbrücke geworfen, um anschließend zum Rauhen Stich zu fahren. Straßenbauten seien immer eng mit der Kosten-Nutzen-Frage verknüpft, machte der Verkehrspolitiker klar. Ein Tunnel würde 80 000 Euro pro laufendem Meter kosten. Bei einer Länge von 600 Meter könne sich jeder selbst ausrechnen, was dann allein dieser Teil der Horber Ortsumfahrung kosten würde.

Auch Oberbürgermeister Peter Rosenberger wunderte sich bei diesem Termin über die Diskussion über die Anbindung der Hochbrücke ab Rauschbart. "Es gibt einen eindeutigen Gemeinderatsbeschluss quer durch alle Fraktionen", betonte der Rathauschef.

Der sehe vor, das Gewerbegebiet vor Bildechingen weitläufig zu umfahren und dafür nicht die Querspange zu nutzen. "Wir haben schon mal alles in den Dornröschenschlaf gelegt", warnte der OB, "hier wird gerade die politische Einigkeit aufgedröselt. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht wieder um Jahre zurückgeworfen werden."

Stadtoberhaupt Peter Rosenberger warnte auch noch bei einem weiteren Pressetermin mit eindrücklichen Worten vor der "Tunnel-Diskussion". Purer Wahlkampf könnte das bisherige abgestimmte Vorgehen gefährden.

Rosenberger: "Ein Tunnel als Umfahrung Hohenberg war noch nie in der Diskussion. Die Forderung, dafür eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, halte ich für sehr gefährlich. Das würde bedeuten: Was das Regierungspräsidium bisher an Vorplanungen realisiert hat, würde wieder auf Null zu setzen. Was dann passiert, hat Horb schon selbst erlebt. Damals wurde die Lösung der innerörtliche Umgehungsstraße, die fast fertig war, durch die Hochbrücke ersetzt. Die Planungen mussten von vorne anfangen – und es hat 30 Jahre gedauert, bis die Hochbrücke jetzt endlich kommt. In Karlsruhe werden die jetzigen Forderungen genau beobachtet. Man darf nicht vergessen, dass die jetzige Trasse und der zeitliche Ablauf durch die gemeinsame Anstrengungen aller Verantwortlichen im Landkreis im Schulterschluss beschlossen und vorangetrieben wurden. Dort wird es für Irritationen sorgen, wenn Horb auf einmal eine neue Idee setzt."

Das Stadtoberhaupt verteilte den Gemeinderatsbeschluss vom 23. Februar 2010: "Die Umfahrung mit der Variante 4a (Nordvariante) hat gegenüber der Mitbenutzungstrasse aus Sicht der Stadt Horb Priorität. Die übrigen Trassenvarianten werden als ungeeignet erachtet." Damals waren laut Rosenberger 29 Gemeinderäte anwesend, es gab drei Gegenstimmen, fünf Enthaltungen. Die FD/FW hatte damals neun Sitze. Rosenberger befürchtet, dass eine vertiefte Tunnel-Diskussion dazu führt, dass der Ausbau der Verkehrstraße hinter der Hochbrücke Richtung Freudenstadt auf den "Sankt Nimmerleinstag" verschoben wird. Rosenberger: "Es gibt immer andere Regionen, die warten auf solche frei werdenden Mittel aus dem Bundeshaushalt. Es wäre schade, wenn andere profitieren würden, weil sich manche in Horb uneins sind." Nagold hätte nach dem Schwenk in Horb weg von der innerörtlichen Entlastung zur Hochbrücke die freigewordenen Mittel gleich für sich umgelenkt. Seitdem sei Nagold perfekt über Bundesstraße Richtung Herrenberg/Stuttgart angebunden.

Rosenberger verweist noch darauf, dass bei der letzten Präsentation der Varianten für die Umfahrung Hohenberg die sogenannte Troglösung/Mitbenutzungstrasse doppelt so teuer von den Baukosten war wie die Umfahrung. Rosenberger: "Die weiträumige Umfahrung im Norden würde nicht nur Flächen auf dem Hohenberg zur Nutzung möglich machen, sondern auch später einen Anschluss für eine Umgehungsstraße ermöglichen."