Die Bürgerinitiative Ahldorf mit Thomas Hentschel, Markus Pagel, Thomas Bauer, Christina Nuss und Walter Trefz. Foto: Lück

Landtagsabgeordneter Thomas Hentschel (Grüne) stellt sich der Bürgerinitiative "Hau und Holzwiese".

Horb-Ahldorf - Die Bürgerinitiative gegen das geplante Gewerbegebiet in Ahldorf gibt nicht auf: Nachdem der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei seinem Kreisbesuch ihnen politisch nicht viel Hoffnung machte, war am Freitag der grüne Landtagsabgeordnete Thomas Hentschel zu Besuch.

Hentschel lobt zunächst die BI "Hau und Holzwiese": "Ihre Bürgerinitiative besticht durch besondere Sachlichkeit." Und der "Ahldorfer Aufstand" will natürlich wissen, was dieser Grüne für sie tun kann. Christina Nuss, Sprecherin der BI: "Die Autoindustrie hat Alternative Antriebe schon seit vielen Jahren in der Schublade. Erst als die Bundeskanzlerin den politischen Impuls gab, wurden die Pläne wieder aus der Schublade geholt. Und diesen politischen Impuls brauchen wir jetzt, um der weiteren Flächenversiegelung auch hier in Hau und Holzwiese entgegenzutreten."

Hentschel stimmt dem zu: "Waldrandgebiete wie das hier im Ahldorfer Hau haben für die Artenvielfalt eine enorme Bedeutung. Wie man jetzt wissenschaftlich festgestellt hat, haben wir ein Artensterben wie vor 65 Millionen Jahren. Wenn man kleine Projekte wie das hier in Ahldorf in Summe sieht, kann man schon von einer ökologischen Vernichtung im großen Stil reden."

Trägt das geplante Gewerbegebiet zum "Öko-Gau" bei? Wie kann man sich dagegen wehren? Landesvater Winfried Kretschmann hatte bei seinem Kreisbesuch im Februar in Freudenstadt auf Anfrage der BI Ahldorf gesagt, dass die Entscheidung über das Gewerbegebiet Ahldorf eine Angelegenheit der kommunalen Selbstverwaltung sei.

Hentschel: "Das sind die föderalen Strukturen. Es ist schwer, da politisch einzuwirken. Wir haben das in der vorigen Legislaturperiode versucht, um den Flächenverbrauch zu reduzieren. So kann ich Ihnen nur versprechen, mit meinem Gewicht den Landtagsabgeordneten ins Gewissen zu reden, wie wichtig es ist, Fläche nicht zu versiegeln. Außerdem werde ich oder die Grünen eine kleine Anfrage zur Flächenversiegelung stellen. Das hat oft auch den Effekt, dass es die Verantwortlichen in den Ministerien noch einmal sensibilisiert."

Politisches Statement

Sprecherin Nuss: "Wir brauchen ein politisches Statement von den Landtagsgrünen, dass sie hinter dem Ziel des geringstmöglichen Flächenverbrauchs stehen!"

Hentschel: "Bei diesem Prozess müssen wir auch die Wirtschaft mitnehmen. Ein Argument sehe ich noch: Wenn hier ein Gewerbegebiet auch Ackerfläche kostet, wird auch ein Stück weit die Nahversorgung gefährdet. Ich werde auch ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister von Horb führen."

Ein BI-Mitglied: "Dann wäre es schön, wenn das Rathaus mehr Offenheit und Transparenz statt Hinterzimmer macht. Da gibt es planerische Aktivitäten, und wir werden nicht beteiligt."

Weitere Diskussionen

Hentschel: "Dafür habe ich ein Stück weit Verständnis. Ein Oberbürgermeister hat durchaus das Recht, erst einmal ein Projekt durchplanen zu lassen und dann in Ruhe zu entscheiden, ob es wirklich passt."

Dann ist der Hentschel-Besuch zu Ende. Trotzdem wird weiter diskutiert. Markus Pagel, OGL-Fraktionschef: "Objektiv gesehen, treibt Horb so manches in Sachen Klima- und Artenschutz voran. Beispielsweise werden jetzt Blumeninseln auf Friedhöfen gemacht. Hier in Ahldorf sehe ich die Situation allerdings anders: Hau und Holzwiese ist die einzige Freifläche, die gefahrlos von Kindern genutzt werden kann. Wenn die Fabrikhallen stehen sollten, dann werfen die Wände den Lärm von der Autobahn zurück und machen es in Ahldorf noch lauter!"

Ein BI-Mitglied: "Dann ist es hier so laut, dann kann ich gleich nach Stuttgart ziehen!" Walter Trefz: "Politiker reden immer von einer Stärkung des ländlichen Raums. Einer der Vorteile des ländlichen Raums ist, dass es noch Freiräume wie Hau und Holzwiese gibt."

Pagel: "Wenn man den Wald für Geld verkauft, ist der Lebensraum für die kommenden Generationen weg. Dazu fällt mir noch ein Beispiel ein: Als der Wasserturm noch Jugendzentrum war, stand daneben ein trockener Kiefernwald. Wie man heute weiß, ökologisch sehr wertvoll. Der wurde dann für den Sportplatz der Bundeswehr gefällt. Der wurde ein paar Jahre genutzt und verrottet jetzt. Dort wurde wertvoller Lebensraum vernichtet für eine sehr kurzfristige Nutzung!"