Zu männlich und weiblich kommt nun auch divers hinzu – die Stadt Horb schreibt Stellen wie hier im Amtsblatt schon in dieser Form aus, um Klagen abzuhalten. Foto: Straub Foto: Schwarzwälder Bote

 Stadt schreibt Stellenanzeigen mit Kürzel "m/w/d" aus. Unabhängige Liste lehnt Vorgehen ab.

Horb - Intersexuelle Menschen sollen bei Jobausschreibungen nun auch mit dem Kürzel "d" für divers berücksichtigt werden. Die Stadt Horb hat dies bereits übernommen. Die Unabhängige Liste geht mit einem Antrag nun gegen das "Bestreben linksradikaler Kräfte" vor.

Die Stadt sucht derzeit nach einem Landschaftsarchitekt/-planer. Erst mal ist daran nichts Ungewöhnliches zu erkennen, doch dahinter steht das Kürzel "m/w/d". Das "d" steht für divers und wird seit Neuestem verwendet – ein Zusatz an dem sich vor allem die Unabhängige Liste Horb (ULH) stört und deshalb einen Antrag an die Stadt Horb gestellt hat, diese Ergänzung wieder abzuschaffen.

Doch was hat es mit diesem "d" auf sich, das nun männlich und weiblich ergänzt? Es steht für ein drittes Geschlecht und bezieht sich auf Personen, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen lassen. Nach einer Klage hatte das Bundesversfassungsgericht beschlossen, dass im Geburtenregister ein dritter Eintrag festgelegt werden müsste. Der Gesetzgeber muss nun bis Ende des Jahres eine Neuregelung schaffen, in die eine Bezeichnung für ein drittes Geschlecht aufgenommen wird.

Nun gehen viele Experten davon aus, dass sich das Urteil des Bundesverfassungsgerichts auch auf das Arbeitsrecht auswirken wird. Mit dem Zusatz bei Stellenanzeigen wollen Arbeitgeber nun verhindern, dass sie wegen Diskriminierung verklagt werden können.

Teilweise findet man auch ein "i" oder ein "x" hinter den Stellenanzeigen. Das i steht für intersexuell und das x soll vermutlich weitere geschlechtliche Formen jenseits von männlich und weiblich umschreiben.

Die ULH stört sich am Vorgehen der Stadt Horb und sieht dafür bisher keine Gesetzesgrundlage. "Die Verwaltung hat dies alleine so beschlossen, der Gemeinderat wurde weder gefragt noch informiert", erklärt Stadtrat Rodolfo Panetta. Hinter dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts sehe die ULH "das Bestreben linksradikaler Kräfte, durch den Gebrauch einer bestimmten Sprache ›kulturelle Hegemonie‹ auszuüben", sagt Panetta.

In ihrem Antrag erklärt die Fraktion genauer: "Es ist unbestritten, dass aufgrund genetischer Unregelmäßigkeiten eine klare Zuordnung von Menschen zum männlichen oder weiblichen Geschlecht in sehr seltenen Fällen mit Schwierigkeiten verbunden ist." Dies werde von "Vertretern der sogenannten Gender-Lehre dazu missbraucht, ihre ideologische Weltsicht in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung zu stellen". Der Öffentlichkeit werde eine bestimmte Sprache aufgezwungen und somit wolle man Herrschaft ausüben und die Gesellschaft verändern, erklären Panetta, Hermann Walz und Martin Raible. Jedoch würde sich ein "wachsender Teil unserer Bürger" dagegen zur Wehr setzen.

Die Stadt Horb erklärt auf Anfrage unserer Zeitung, dass sie durch den Städte- und Gemeindetag informiert worden sei. "Um Schaden in Form einer Klage von der Stadtverwaltung abzuhalten, handelt die Stadtverwaltung daher mittlerweile bei Stellenausschreibungen entsprechend", sagt Stadtsprecher Christian Volk. In der nächsten Gemeinderatssitzung werde man öffentlich über das Vorgehen informieren und so den Antrag der ULH beantworten.

Nicht nur die Stadt Horb hat bereits ihre Stellenausschreibungen angepasst. Auch beispielsweise die Städte Freudenstadt, Sulz und Rottenburg verwenden die Bezeichnung divers, ebenso wie die Gemeinde Empfingen. Die Stadt Haigerloch hat sich für ein "i" entschieden. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart verwendet dagegen bislang nur männlich und weiblich als Zusatz.