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Firma aus dem Kreis Sigmaringen plant im Gebiet Grießwiesen (Foto) 82 Einheiten für Pflege und Betreutes Wohnen

Die Ortschaftsräte zerbrachen sich am Donnerstag in ihrer letzten Sitzung des Jahres die Köpfe über die Frage, ob sich das Baugebiet Grießwiesen im nördlichen Stadtteil für den Bau eines Wohn- und Pflegeheims eignet.

Horb-Betra. Dem Gremium lag eine Bauvoranfrage vor. Geplant sind der Neubau einer Pflegeeinrichtung mit 60 Einheiten, ein Neubau für Betreutes Wohnen mit 22 Einheiten und ein Neubau eines Wohngebäudes mit zwei Wohngruppen. Entstehen soll die Anlage im Bereich Flurstraße/Schönblickstraße. Bauherr ist die Team Mittelpunkt Mensch GmbH & Co. KG in Hettingen (Kreis Sigmaringen).

Geschäftsführer dieser Firma ist Jörg Härlen. Dieser stellte das Projekt anhand von Karten und Bauzeichnungen vor. Ortsvorsteher Andreas Schad sprach in seiner Begrüßung von etwas für Betra in diesem Umfang ganz Speziellem. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den vom Ortschaftsrat bereits verabschiedeten Masterplan, in dem das Thema "Wohnen im Stadtteil" eine ganz besondere Rolle spielt.

Benachbarter Geflügelhof wird wegen angeblicher Immissionen als möglicher Störfaktor gesehen

Das vom Bauherr ausgesuchte und zur Bebauung vorgesehene Grundstück liegt im westlichen Teil der als "Dorfgebiet" bezeichneten Grießwiesen. Im vorderen Bereich entlang der Schönblickstraße befindet sich das 7864 Quadratmeter große Baugrundstück, das dem Vernehmen nach als Gewerbegebiet ausgewiesen sein soll. Als bebaubare Fläche ist in dem Bauplan ein rund 3145 Quadratmeter großes Areal vorgesehen. Auf diesem Grundstück sollen drei Gebäude entstehen.

Härlen sprach in seinen Ausführungen über das Pflegeleitbild. Vorgesehen sind Projektgruppen für zu beatmende Patienten, die auf Grund von Erkrankungen wie ALS, MS, Querschnittslähmungen oder Schlaganfall auf intensive Betreuung angewiesen sind. Dafür werden Pflegeteams mit fachpflegerischem Wissen und viel Erfahrung in der außerklinischen und der Intensiv- und Beatmungspflege benötigt, und dazu gehören die speziellen Einrichtungen. Dazu wird ein Bau mit zwei Stockwerken und einem Fahrstuhl benötigt. Es sollen immer zwei getrennte Wohngruppen beieinander vorhanden sein. Vorgesehen ist nach Möglichkeit auch ein Pflegeheim für Senioren. In jedem Stockwerk sind drei Wohngruppen geplant.

Jörg Härlen sprach von einer großen Zahl junger Menschen mit Behinderungen, zum Beispiel nach Herzinfarkten. Und gerade diese Menschen mit Dauerschäden gelte es qualitativ hochwertig zu pflegen. Im Verlauf des Vortrags erfuhr man auch, dass der Bauherr Team Mittelpunkt Mensch auch in Stockach eine ähnliche Einrichtung unterhält.

Vorgesehen sind auch Büroräume und entsprechende Therapiezimmer, in denen Logopäden Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Krankengymnasten die Patienten betreuen.

Härlen sprach in diesem Zusammenhang von Menschen mit Folgeschäden, die von Krankenhäusern kommen und versorgt werden müssen. Eine Pflegekraft soll sechs Patienten versorgen. Für diese Patienten sind Wohnungen mit ein, zwei oder mehr Räumen vorgesehen. Denn auch Angehörige sollen dort wohnen können. Angedacht sei auch, eine Cafeteria einzurichten, damit die Kommunikation zwischen Kranken und Besuchern möglich ist.

Bei der Parksituation will man nach Möglichkeit geeignete Flächen ausweisen. Ein Ortschaftsrat meinte: "Sie haben sich das falsche Grundstück ausgesucht. Menschen mit Beatmungsproblemen und ein in der Nähe betriebener Geflügelhof mit landwirtschaftlichen Immissionen passen nicht zusammen." Das hörte der Bauherr mit einiger Verwunderung. Zum Schluss der Informationsrunde konnte jeder Ortschaftsrat ein kurzes Statement zu dem Projekt abgeben. Dabei wurde das Thema Hühnerstall nochmals angesprochen. Ortsvorsteher Schad meinte dazu: "Das ist nicht Thema der Diskussion." Die Räte sprachen sich dafür aus, dass in dem Projekt, falls es zur Ausführung kommen sollte, Betreutes Wohnen möglich sein müsse, denn das Thema habe im Ort einen hohen Stellenwert.

Schließlich wurde auch die Dimension der drei Bauten kritisiert. Hier kann sich aber noch einiges ändern. Die von einem Ingenieurbüro in Stralsund gefertigten Pläne sind nämlich längst nicht endgültig und sollen noch geändert werden. Auf eine wichtige Frage bezüglich der Finanzierung gab es ebenfalls eine positive Antwort. Härlen sagte dazu: "Der Bauherr kann das Projekt allein ohne Investoren finanzieren."

Das Resümee von Andreas Schad war ebenfalls eindeutig positiv. Er begrüßte das geplante Projekt ausdrücklich und meinte, die drei Projekte sollten noch verbessert werden.

Nun liegt es an der baurechtlichen Beurteilung durch die Stadt. In der abschließenden Abstimmung stimmte der Ortschaftsrat dem geplanten Bauvorhaben unter der Voraussetzung zu, dass es bau- und planungsrechtlich möglich ist.