Heiderose und Bruno Raible führen das Geschäft mit Schreinerei in der dritten Generation. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: 100 Jahre und drei Generationen: Die Schreinerei Raible stand von Anfang an auf zwei Beinen

100 Jahre Schreinerei Raible. 100 Jahre Handwerkskunst in Horb. Dieses Jubiläum bietet Grund genug für einen kleinen Rückblick in die Historie dieses Handwerksbetriebs, der nun schon in der dritten Generation besteht.

Horb . Schreinermeister Alois Raible hatte sich 1919 in der Bußgasse selbstständig gemacht. Schon bei der Gründung stellte er seine Firma auf zwei Beine. Der eine Geschäftszweig waren die normalen Schreinerarbeiten, der andere Geschäftszweig, das war der Möbelverkauf. Und daran hat sich bis heute in den Grundzügen nicht viel geändert.

Sein Sohn Josef Raible, der Vater des jetzigen Inhabers Bruno Raible, übernahm 1956 den elterlichen Betrieb. Auch er führte das Unternehmen getreu den bisherigen Strukturen weiter. Alles was an allgemeinen Schreinerarbeiten anfiel, seien es Möbel, Türen, Inventar- und Reparaturarbeiten an öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Rathäusern wurden von Schreinermeister Josef Raible und seinem Team übernommen. Und parallel lief der Möbelhandel weiter.

Es war die Zeit, in der man noch die Spuren des Zweiten Weltkrieges wegräumen musste, in der aber bereits die Wirtschaft boomte. Ludwig Erhard, der Vater des Deutschen Wirtschaftswunders machte damals unter dem Slogan "Lasst doch mal den Dicken ran, lasst ihn zeigen was er kann" Werbung für sich. Er brachte Deutschland zumindest auf der politischen Seite wieder nach vorne; die echten Pioniere, die, die die Aufbauarbeit in den Orten und Städten vorantrieben, das waren die Handwerker und Händler.

So mancher Auftrag wurde am Stammtisch klar gemacht

Damals gab es keine Smartphones, WhatsApp-Gruppen oder das Internet. Damals gab es die Handwerker-Stammtische, an denen sich die Meister nach hartem Tagwerk trafen und Informationen austauschten. In Horb stand dieser Stammtisch im früheren "Hotel Raible" (heute das hintere Volksbankgebäude in der Schillerstraße). Dort wurde beim Bier "genetzwerkt" wie man heute sagen würde. Informationen flossen und so mancher Auftrag wurde am Stammtisch klar gemacht.

Das Haus mit Werkstatt und Möbelverkauf in der Bußgasse wurde bald zu klein und Josef Raible konnte das Eckhaus am Marktplatz 1, das frühere Kaufhaus Stein, kaufen. "Das war für die damaligen Zeiten zwar recht groß", erinnerte sich der jetzige Inhaber "doch man musste gerüstet sein auf die Nachfrage und den Zeitgeist jener Jahre."

Die berühmten Nierentische und Ahorn hochglanzpoliert prägten damals die Wohn- und Schlafzimmer der Bürgerschaft. Und der Boom ging weiter. Schon im Jahr 1969 kaufte man die Halle auf dem Hohenberg (Steigle), in der heute die Erlacher Höhe ihre Ladenräume hat, noch dazu. Dorthin wurde damals die Produktion verlagert. Der Bedarf und die Aufträge stiegen und auch die Zahl des Personals.

1954 kam Sohn Bruno auf die Welt. Nach seiner Schulausbildung stand die Frage im Raum, ob er in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte oder wie seine Lebensplanung aussieht. Für den heutigen Inhaber stand relativ schnell fest, dass er als Nachfolger seines Vaters antreten wird.

Nach der Lehre, bei der er sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat und sich aus diesen Lehrjahren noch an strenge Meister erinnern konnte, besuchte er bis 1971 die Meisterschule in Tübingen und arbeitete von da an im elterlichen Betrieb mit. "Mit dem eigenen Vater zusammenarbeiten, das war nicht immer ganz einfach", so sein Rückblick auf diese Zeit.

Damals war er schon mit seiner Frau Heiderose zusammen, und obwohl er mehr als einmal den Hobel in die Ecke pfeffern wollte, dachte er an seine junge Familie und blieb im elterlichen Betrieb.

1986 übernahm er den Betrieb in Eigenverantwortung und bildete bis heute nahezu 40 Schreiner aus. Dafür wurde er von der Handwerkskammer Reutlingen mehrfach ausgezeichnet. Obwohl Bruno Raible seine Schreinerei 2011 nach Empfingen verlagerte – dort konnte er ein bestehendes Unternehmen samt idealer Infrastruktur und Kundenstamm übernehmen und weiter ausbauen – blieb der eigentlich Firmensitz von "Raible Wohnideen" immer in Horb.

Nicht stehen bleiben, sich weiterentwickeln, für die Kunden die Trends aber auch die Nischen finden, das ist der Wunsch und die Geschäftsphilosophie von Heiderose und Bruno Raible. "Industriemöbel und Massenware gibt es bei uns nicht", lautet das Credo der beiden Unternehmer, die eng mit ihrer Heimatstadt verbunden sind. Und nun feiern sie in diesem Jahr das 100-jährige Firmenjubiläum und haben dazu sicher auch ein paar Ideen.