Schön, aber teils unbewohnt: Der malerische Ortskern Rexingens soll mit Hilfe neuer Ideen belebt werden. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortschaft zeigt am 27. September zum Verkauf stehende Häuser und hofft auf Interessenten

Von Lena Müssigmann

Horb-Rexingen. Ortsvorsteherin Birgit Sayer verfolgt eine außergewöhnliche Idee, um Käufer für alte Häuser zu finden. Sie plant einen Rexingen-Tag, an dem Besucher und Neugierige sechs Häuser besichtigen können – anonym und unverbindlich.

Am 27. September, einem Sonntag, will sich Rexingen herausgeputzt präsentieren, und zwar mit allem, was die Ortschaft hat: Schule und Kindergarten, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Musikverein und Kirchengemeinden. Wer an diesem Tag in den Ort kommt, wird bewirtet und mit Musik empfangen. Birgit Sayer sagt: "Rexingen hat weit mehr zu bieten, als leer stehende und sanierungsbedürftige Gebäude."

Aber eben auch diese: Leerstände, die zunehmend verfallen, wenn sich niemand mehr darum kümmert; Häuser, an denen die Besitzer emotional hängen, zum Beispiel weil es großelterliche Häuser sind, die nun aber niemand aus der Familie übernehmen will; oft auch Häuser aus der jüdischen Vergangenheit des Ortes, die zu groß sind, um sie als Privatmann ohne Förderung zu sanieren. Am Rexingen-Tag werden sechs zum Verkauf stehende Häuser geöffnet sein. Die Eigentümer bieten Führungen an, hängen Pläne des Grundstücks aus und – aus Sayers Sicht besonders wichtig – ein Preisschild.

Sayer hofft auf Interessenten aus Rexingen, aus umliegenden Ortschaften und aus großen Städten. Die Ortschaftsverwaltung will auch in Böblingen und Sindelfingen für den Rexingen-Tag werben. Es gebe viele Städter, die sich wünschten, aufs Land zu ziehen, sagt Sayer. Aber auch junge Leute, die im Dorf aufgewachsen sind und bleiben wollen, könnten sich ansehen, welche Wohnperspektiven es statt der nicht vorhandenen Neubaugebiete in Rexingen für sie gibt. "An diesem Tag werden sicher keine Kaufverträge geschlossen, aber erste Kontakte geknüpft", sagt Sayer.

Wer sich im September für ein Haus in Rexingen entscheidet, kann möglicherweise mit üppiger Förderung bei der Sanierung rechnen. "Wir wollen die Leute mit dem Förderprogramm anstoßen, was aus ihren Häusern zu machen", sagt Birgit Sayer.

Die Initiative für den Rexingen-Tag kommt vom Architekten Martin Wypior aus Stuttgart. Er hat Rexingen beim Antrag, Schwerpunktgemeinde im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) zu werden, unterstützt. Er hat über 40 Eigentümer sanierungsbedürftiger Häuser besucht und gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, unter Zuhilfenahme von Fördergeldern ihre alten, oft leer stehenden Gebäude herzurichten und neuen Wohnraum zu schaffen. 15 bis 20 Eigentümer haben laut Sayer Interesse signalisiert. Sie wurden als Beispielprojekte in den Antrag aufgenommen.

Sayer hofft bis September auf die Zusage, ELR-Schwerpunktgemeinde zu werden, und verbindet damit eine Hoffnung: "Wenn die Leerstände vermindert werden, wäre das für das äußere Erscheinungsbild unseres Dorfs und die Wohnqualität ein Gewinn."

Sollte Rexingen vom Regierungspräsidium zum ELR-Förderschwerpunkt gemacht werden, könnten auch Gebäude im Eigentum der Stadt mithilfe von Fördergeldern saniert werden, etwa die Alte Synagoge, die laut Heinz Högerle vom Gedenkstättenverein eine Außensanierung nötig hätte.

Högerle hofft zudem darauf, dass mit Fördergeld auch privat hochwertiger saniert wird als bisher: "Manchmal passiert es, dass durch die Sanierung mehr kaputt geht, als gerettet wird."