Freizeit: Trapper, Outlaws und Cowboys feiern beim Schützenverein Wilhelm Tell Talheim / Auch "Greenhorns" dürfen schießen

Für ihr viertes Western-Treffen verwandelten die Vereinsmitglieder des Talheimer Schützenvereins Wilhelm Tell auch in diesem Jahr ihr Vereinsgelände in die legendäre Westernstadt "Deadwood".

Horb-Talheim. Rainer "Quickly" Woske hat diesen Event vor Jahren ins Leben gerufen und ist auch heute noch mit Herz und schnellem Colt voll bei der Sache. Klar, dass er sein Zelt direkt in der Mainstreet von "Deadwood" stehen hat. Die Stadt gab es in South Dakota wirklich, und ihren traurigen Ruf erlangte sie unter anderem dadurch, dass der Revolverheld Wild Bill Hickok hier am 2. August 1876 im "Saloon No. 10" erschossen wurde.

Einen Saloon gleichen Namens gab es natürlich auch auf dem Talheimer Vereinsgelände, doch erschossen wurde dort – zumindest bis heute – niemand. Dafür sorgt auch der recht korpulente Marschall "Salty Doc", der mit bürgerlichem Namen Bartholomäus Mager heißt. "Solange die harten Jungs und ihre Mädels hier friedlich ihren Whisky zischen, passiert gar nichts", so der Marshall.

Talheim ganz in der Hand der Trapper, Outlaws, Revolverhelden und Westernfans

Doch um an schäumenden Gerstensaft, eine Cowboy-Rote oder ein Erfrischungsgetränk zu kommen, musste man nicht erst ganz nach oben in den Saloon marschieren. Vor dem Vereinsheim war wieder ein Festzelt aufgebaut, und aus den Lautsprechern klang stilgerecht Countrymusik.

Am Sonntag war Tanja Luger aus Salzstetten auf der Bühne und sorgte mit E-Gitarre, Soundanlage und Stimme für echtes Western-Feeling. Die junge Dame ist nicht nur als Musiklehrerin mit eigener Musikschule eine Wucht, sondern auch als Schützin. Sie ist deutsche Vizemeisterin im Westernschießen und amtierende deutsche Meisterin in der Disziplin Unterhebel-Repetier-Speed. Also dem schnellen Schießen mit einer Winchester. Im vergangenen Jahr ist sie in Talheim auf den Geschmack gekommen, und mit Trainingsfleiß hat sie es schon recht weit gebracht.

Wie weit es die Helden der Vergangenheit beim Greenhorn-Schießen mit der Winchester, der Schrot-Flinte und dem Kutschergewehr (kurze Flinte mit trichterförmiger Mündung) bringen werden, muss man abwarten. Auf jeden Fall probierten weit über 40 Greenhörner aus, wie es ist, wenn man einen Dieb verjagen möchte, der sich über die Bohnenmahlzeit der Kuhhirten hermachen möchte. Mit drei gezielten Schüssen aus dem Unterhebel-Repetier-Gewehr und einer ordentlichen Schrotladung aus der doppelläufigen Flinte wurde der imaginäre Dieb von der Feuerstelle verjagt. Dies natürlich unter Beachtung aller Sicherheitsaspekte, die bei diesem Cowboy-Action-Shooting (CAS) zu befolgen sind. Beim samstäglichen Schießwettbewerb holte sich Roland Wildermuth den ersten Preis mit der Winchester. Beim CAS siegt Wolfgang Oberle, beim Unterhebel-Shootoff-Duell-Dreikampf war Armin Eulberg der Beste, und beim Schießen mit dem Vorderlader siegte Wolfgang Faller. Die Siegerehrung fand im großen Festzelt statt.

Während um das Vereinsheim und den "No. 10 Saloon" auch am Sonntagnachmittag noch so einiges geboten war, lagen die Mainstreet von "Deadwood" und das Gelände vom "Camp Milton 1862", wie man das möglichst authentisch nachgebaute Fort inzwischen nennt, ziemlich verlassen da. Es hätte nur noch gefehlt, dass der Wind einen Ballen Tumbleweed (die aus Westernfilmen bekannten Pflanzen sind "Bodenroller" – das ist ihre Vermehrungsart) vor sich hergetrieben hätte, und die Stimmung einer Geisterstadt wäre perfekt inszeniert gewesen.

I n diesem Jahr war allgemein wesentlich weniger los als in den Vorjahren, wusste Organisator Woske. Der Grund dafür seien zwei Parallelveranstaltungen – die Hochzeit eines Westernpaares, zu dem viele der Kuhtreiber und Soldaten aus der Szene eingeladen waren – und die Meisterschaften im Westernschießen, die ebenfalls ausgerechnet an di esem Wochenende stattfanden.

Authentizität sowohl bei den Waffen als auch den Klamotten wird in der Western-Szene groß geschrieben

So war man eben etwas unter sich, do ch auf die Hobbyisten der Gegend ist trotzdem Verlass. Authentizität sowohl bei den Waffen als auch den Klamotten wird in der Western-Szene groß geschrieben, und wie ernst die Damen und Herren ihr Hobby nehmen, das konnte man an vielen kleinen, teils mühsam zusammengetragenen Details sehen. Da stand plötzlich der (fast) echte Private Sidney Everall Sanders von der 7th North Carolina Cavalry Division, alias Dietmar Vetter aus Baihingen, in seiner abgerissen Südstaatenuniform vor dem Vereinsheim herum und unterhielt sich mit einem Familienclan über sein Allzweckkochgeschirr.

Talheim war dieses Wochenende ganz in der Hand der Trapper, Outlaws, Revolverhelden und Westernfans, und im nächsten Jahr will man die Veranstaltung ein paar Wochen nach vorne verlegen, um nicht wieder in Terminkollisionen zu kommen, so das Versprechen der Organisatoren.