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Umzug in Talheim

Nach zwei intensiven Tagen in der Halle, an denen die Zigeuner Untertalheim viele fröhliche Hästräger und zudem jede Menge partywillige Leute begrüßen durften sowie der traditionellen Seniorenfasnet im Narrenheim, zog es die Zunft nach alter Tradition raus auf die Straße.

Horb-Talheim. Der Talheimer Umzug ist jedes Jahr der Höhepunkt der Fasnet im Steinachtal und auch diesen Sonntag säumten wieder viele hundert Besucher die Hauptdurchfahrtsstraße des Ortes, um sich vom bunten Treiben begeistern zu lassen.

Bereits vor dem eigentlichen Umzug bekam man schon mit, mit wie viel Begeisterung die Talheimer bei ihrer Fasnet dabei sind. Kaum ein Besucher ohne fröhliche "Kriegsbemalung", ohne lustiges Hütchen auf dem Kopf oder ein sonstiges Utensil der Fröhlichkeit.

Besonders markant die Damen vom Horber Brückenbau, die für VIP-Gäste zur Eröffnung der Horber Hochbrücke eine Gutschein für eine Gratis-Stauumfahrung bereithielten. Ihr Botschaft kann man auch im Internet unter: www.unsere-stadt-soll-endlich-werden/hochbrücke.de nachlesen.

Das Steinnachtal hatte sich also wieder einmal für diesen Umzug schick gemacht, das Wetter tat gerade so mit und da konnte eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Lange bevor sich der bunte Tross, der dieses Mal von 22 Narrenzünften zusammengestellt wurde, in Bewegung setzte, kristallisierten sich wieder die Abschnitte um die beiden Sprecherwagen, ebenso wie die Verpflegungs-Quartiere der örtlichen Vereine, als die Anziehungspunkte für die Besucher heraus.

Der größte Hotspot war sicher der Platz um den Stand des Musikvereins herum sowie der Stand der Sportfreunde vor dem Rathaus, die beide immer dicht umlagert waren. Am Stand der Musik machte Moritz Pohle-Schellenberg anstatt des erkrankten Alexander Wehle auf die Besonderheiten der einzelnen Gruppen aufmerksam.

Im unteren Teil des Tales, vor dem alten Rathaus mit seinem berühmten Fußgängerüberweg, stand Ortsvorsteher Anton Ade am Mikrofon.

Angeführt wurde der Umzug wie immer von den unterschiedlichen Masken der Zigeuner selbst. Voraus das Täfeles-Mädle, dann der Hexenwagen und das Zigeuner-ballett. Die bunt gekleideten Zigeuner in Maske, bei denen den Mädels mit ihren Tamburins den Takt vorgeben, folgte.

Die "Grundmännle", die vor drei Jahren ihr 40-jähriges Jubiläum feiern durften und deshalb alle ganz "gscheit" aussehen, folgten ebenso wie die "Buchelesweiber" mit ihrer markant, grünen Stola in gehörigem Abstand.

Oberzigeuner Karlheinz Lang und seine Narrenräte brauchten natürlich nicht zu laufen. Sie wurden im Zigeunerwagen die Umzugsstrecke entlang gefahren und hatten daher alle Zeit der Welt, Bonbons pfundweise ins Volk zu schmeißen. Die Kleinen vom Kindergarten freuten sich, dass sie wieder einmal im Micky-Maus-Zügle im Umzug mitfahren durften und wurden von den Eltern dabei besser bewacht als der Papst, wenn er mit dem Papa-Mobil unterwegs ist.

Die heimischen "Brechalochhexen" hatten, entgegen der sonstigen Gepflogenheit, ihren Narrensamen dabei und hüpften und tollen teilweise sogar unmaskiert, doch nicht weniger hübsch, umher. Sie zeigten auch, was Umzugsbesucher so alles mit sich machen lassen. So legten sie zentnerschwere Herren über ihren mitgeführten Bock, zogen ihnen die Hosen (also auch die Unterhose) ein Stück weit herunter und kleben den Freiwilligen, sehr zur Freude der Umstehenden, einen Päpper auf den oberen Teil des Allerwertesten.

Nach den Gastgebern, zu denen auch die "Philharmoniker" mit Martin Stöckel an der Spitze zählten, reihten sich die Zünfte und Laufgruppen ein. Besonders fielen die "Freie Narren vo dr’ Steinach", die sich als Hexen und Wölfe verkleidet hatten, auf oder der prima nach Talheim passende "Stoabruch-Troll" aus Öschelbronn. Auch die Nachbarn von der Narrenzunft Nagold-Vollmaringen schauten mit ihren Berg-Teufeln vorbei.

Von so manch wüsten Hex gab’s für die Kinder einen Schleck und kleine, nette Gesichtsverzierung per Kohlestift für die Erwachsenen. Besonders interessant die schrittweise Verwandlung meist weiblicher Teenager im Laufe so eines Umzugs. Am Ende waren die Kids meist nicht wiederzuerkennen.

Dass der Umzug schön bunt und fröhlich wurde und die Leute Spaß auf der Gass‘ hatten, dazu trug auch die Gruppe rosa Mopedfahrer aus Dettlingen bei. Im Zigeunertäle steppte am Sonntagnachmittag selbst der Eisbär und von der Gass ging‘s ungebremst in die dorfeigene Allzweckhalle, in der kräftig weitergefeiert wurde.