Freizeit: Kapelle unter Leitung von Arno Horn spielt zu sommerlichem Musikgenuss auf / Klang und Können überzeugen

Ist es für Horb eigentlich ein großes Wagnis, das alte Freibad-Areal für ein paar Stunden ganz in die Hände von Baiersbronner Musiker zu geben? Die Antwort fiel eindeutig aus und hieß: Nein!

Horb. Im Gegenteil, der Festplatz zwischen Neckar und MGG war bei den Herrschaften aus dem Murgtal, die als "Murgtal-Musikanten" weit bekannt sind, in besten Händen.

Seit fünf Jahren gibt es diese Kapelle inzwischen und in dieser kurzen Zeit feierten sie Erfolge, wie sie kaum eine volkstümlich ausgerichtete Blasmusikkapelle der Gegend vorweisen kann. ""Bei ›Volksmusik 24‹ laufen unsere Lieder mindestens einmal pro Stunde", wusste der Chef der Kapelle stolz zu berichten.

Arno Horn, dem musikalischen Leiter der Formation, gelang das Kunststück, hier eine Kapelle zusammenzustellen, die aus Instrumentalisten besteht, die aus der ganzen Gegend, bis runter nach Heilbronn, kommen und sich allesamt mit "ihrem" Murgtal identifizieren. Hierbei halfen ihm seine vielfältigen Beziehungen zur Volksmusik-Szene und seine über 40 Jahre andauernde Musiker-Karriere, die unter anderem beim Luftwaffenmusikkorps Zwei in Karlsruhe begann. Dort lernte er auch Frieder Eckert kennen, der ihn seither musikalisch begleitet.

"Wir sind wie eine große Familie", erklärte Horn deshalb gleich zu Beginn des sonntäglichen Musikcocktails und machte anhand einiger Beispiele die Verwandtschaftsverhältnisse klar. Er zeigte so auf, dass die Musikanten eigentlich locker – trotz Corona – unter dem großen Sonnensegel Platz gefunden hätten. "Doch wir wollen dem guten Beispiel von Martin Scherer und seinem Team vom Stadtmarketing, die das Gelände coronagerecht bestuhlt haben, folgen und sitzen deshalb ein bisschen weiter auseinander als sonst", erklärte Bandleader Horn, griff zur Trompete, zählte kurz ein und eröffnete das zweistündige Konzert mit der "Murgtal Polka". Schon das erste Lied war eine Reminiszenz an die Gegend. Die Klarinetten und die Flöten führten, vom hohen Blech begleitet, durch die Melodie und die Rhythmusgruppe sorgte für den notwendigen Drive, um auch mal auf einen der Schwarzwaldberge hochzukommen.

Eines der ganz großen Stücke des Orchesters ist die "Hymne für Baiersbronn" die fünf Wochen lang die Nummer Eins bei einem holländischen Radio-Sender war.

Zu "Vivat Baiersbronn" gibt es auch einen Liedtext in dem die weite Natur und das gute Essen im Sterne-Tal besungen wird und den Arno Horn persönlich vortrug.

Doch nicht nur Marsch und Polka gab es bei diesem wieder einmal recht gut besuchten Musikcocktail zu hören, sondern auch Extravagantes wie beispielsweise die Komposition "Der Wirbelwind", bei welcher der Arrangeur Fragmente von Irish Folk mit dem unverkennbaren Oberkrainer-Sound und Swing-Elementen vermischte und alles zu einem "Wirbelwind", bestehend aus Tönen und Akkorden, zusammensetzte.

Ein bisschen Wind wäre den Zuhörern an diesem heißen Sommertag auch in echt sehr recht gewesen und jedes Lüftchen wurde genossen. Schattenplätze waren begehrt, dafür blieben die eigentlich besseren Plätze vor der Bühne zum Großteil leer. Trotzdem vermutete Freibad-Hausmeister Peter Woikowski, dass auch zu diesem Konzert gut 150 Personen vorbeischauten.

Mit "Sax on the Road" oder dem "Tijuana Trip", den sich die Murgtal-Musikanten aus dem Nachlass von Hazy Osterwald sicherten, spielten sie zudem Stücke, die ihnen scheinbar auf den musikalischen Leib geschneidert waren, und so langsam wunderte sich auch kaum jemand von den Zuhörern darüber, dass die Instrumentalisten aus dem Schwarzwald schon lange auf der Gäste-Wunschliste von Andy Borg für seinen Musikantenstadl stehen.

Bislang hat es jedoch wegen den Corona-Vorschriften noch nicht geklappt. Bis es soweit ist, spielen sie eben ihre "Jubelklänge" in Horb, und das Publikum, unter denen man auch einige lokalen Musikgrößen sah, ist plötzlich "den Träumen nah". Fast das ganze Publikum. Außer drei Damen, die sich das gesamte Konzert über unterhielten. Über alles Mögliche, was außer ihnen jedoch niemand hören wollte.

Was man jedoch hören wollte, das war der satte Brass-Sound der Musikanten aus dem Murgtal, die all ihre Stücke präzise und fehlerfrei über die Anlage schickten und ihren Zuhörern so wieder einmal einen Hörgenuss der Extraklasse boten.