Das Haus der Geschichte in Bonn: Wer hätte gedacht, dass das "Straf-T-Shirt" es bis hierher schafft? Foto: Carstensen

Debatte zieht deutschlandweite Kreise: Haus der Geschichte fordert "Straf-T-Shirt" und Elternbrief an.

Horb-Altheim/Bonn - Der Streit ums "Hotpants-Verbot" scheint beendet: Seit einigen Wochen ist in die Debatte, die in Altheim begann und deutschlandweit für Wirbel sorgte, Ruhe eingekehrt. Ist also alles Schnee von gestern? Nicht ganz. Die Diskussion verhilft nun einem T-Shirt zu Ruhm. Und hat Eingang in den Schulstoff gefunden.

Dürfen an einer Schule Kleidervorschriften erlassen werden? Darüber diskutierte vor einigen Wochen ganz Deutschland. Auslöser war der als "Hotpants-Verbot" berühmt gewordene Elternbrief der Altheimer Werkrealschule, der halb Deutschland polarisierte.

Mittlerweile kräht nach der Debatte scheinbar kein Hahn mehr. Doch das Thema hat Spuren hinterlassen, die es sich offenbar zu dokumentieren lohnt. Nun hat sogar das Haus der Geschichte in Bonn einige Gegenstände für seine museale Sammlung angefordert, die im Zusammenhang mit der Diskussion eine Rolle spielten.

Bereits jetzt sind zwei Berichte unserer Zeitung ein Teil der musealen Sammlung. Und auch ein weißes T-Shirts – eines jener Kleidungsstücke, mit denen unpassende Kleidung an der Altheimer Schule verhüllt werden sollte – sowie der Elternbrief, der die Sache ins Rollen brachte, werden noch ihren Weg nach Bonn finden. Eine Entwicklung, mit der wohl auch Rektorin Bianca Brissaud nie gerechnet hätte.

Entsprechend überrascht reagierte die Rektorin der Altheimer Werkrealschule auch, als die Anfrage des Hauses der Geschichte sie erreichte. "Ich dachte zunächst, es handle sich um einen Scherz", erzählt Brissaud. "Aber zuletzt fand ich es spannend, unsere Schule in einem Museum ausgestellt zu wissen. Diese Chance haben nicht viele Schulen – glaube ich zumindest."

"Wir machen jetzt keine Ausstellung über Kleidung"

Doch was wollen die Verantwortlichen in Bonn mit den Gegenständen anfangen? "Wir machen jetzt keine Ausstellung über Kleidung", stellt Angela Stirken, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Haus der Geschichte, im Gespräch mit unserer Zeitung klar. "Das könnte aber kommen. Deshalb haben wir die Kleidung erworben."

Konkret geplant sei derzeit allerdings nichts – obwohl die Gegenstände sicher auch zur aktuell in Bonn gezeigten Ausstellung "Schamlos? Sexualmoral im Wandel" durchaus gepasst hätten, die noch bis Februar 2016 zu sehen ist.

Derzeit, erklärt Stirken, seien T-Shirt, Elternbrief und Zeitungsartikel lediglich als Teil einer virtuellen Ausstellung in einem Archiv online zu sehen. Auf dieses Archiv, so die Wissenschaftlerin, würden auch Museen aller Art zurückgreifen, beispielsweise, um Artefakte für eine Leihgabe anzufordern.

Und während in Bonn Original-Gegenstände der Hotpants-Debatte zu einem kleinen Stück Geschichte erhoben werden, verwendet die namhafte Verlagsgruppe Westermann (nicht zuletzt auch bekannt wegen des Diercke Weltatlas), namentlich der renommierte Schulbuchverlag Schroedel, künftig einen Bericht unserer Zeitung für ein Schul-Arbeitsblatt.

Dabei steht ein Artikel vom 7. Juli dieses Jahres (Autoren waren Ralf Klormann und Denise Palik) Seite an Seite mit einem Bericht der Berliner Zeitung taz. Themen des Arbeitsblattes: das Schreiben einer Erörterung sowie die Herausarbeitung von Pro- und Kontra-Argumenten aus Texten.

So wie es aussieht, wird die Diskussion um die heißen Hosen nun also doch noch weitergeführt werden – wenn auch nur auf akademischer Basis im Schulunterricht.