Pia Douwes und Kevin Tarte lassen in der Stiftskirche die besten Momente der Musicalgeschichte aufleben

Von Angela Baum

Horb. Offene Münder, gespitzte Ohren bei den Zuhörern: Mit einem grandiosen Auftakt haben am Sonntagabend die 17. Horber Musiktage begonnen.

Virtuose Darbietungen des Festivalorchesters und der Solisten ließen den Abend beim Publikum zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Die beiden Musicalstars Pia Douwes und Kevin Tarte entführten die Zuhörer in der Stiftskirche in die Welt des Musicals, und eine in bunte Bonbonfarben getauchte Bühne ließ Urlaubsträume anklingen.

"Wir haben uns riesig auf das Konzert gefreut"

Die Arrangements der Lieder stammten mit wenigen Ausnahmen aus der Feder des Horber Musikers Georg F. Mayer, der auch an der Klarinette und am Saxofon zu hören war. Umwerfend waren die Darbietungen von Kevin Tarte und Pia Douwes, die eindrucksvoll die Highlights aus weltbekannten Musicals wie "Wicked", "Miss Saigon" oder "Elisabeth" gaben. "This is the Moment" – stimmungsvoller hätte der Einstieg in einen mehrstündigen Konzertabend nicht gelingen können. Mit dem Song aus dem Musical "Jekyll & Hyde" faszinierte Kevin Tarte nicht nur seine eingefleischten Fans, die sogar aus Stuttgart angereist waren. So wie Familie Morschbach. Online wurden die Karten bestellt. "Wir haben uns riesig auf das Konzert gefreut", meinten Mutter und Tochter einmütig. Eine Dreiviertelstunde dauerte die Fahrt, "und einiges länger gestaltete sich die Parkplatzsuche." Denn dass man im Parkhaus nur bis 22 Uhr parken kann, wussten sie schon.

Sie ließen sich beim Konzert fesseln von wunderschönen Melodien, von der zauberhaften Stimmung in der Stiftskirche und von der tollen Atmosphäre des Eröffnungskonzertes. So wie den Morschbachs ging es fast allen Zuhörern: Bravo-Rufe wurden laut, jubelnde Zuhörer nach jedem Lied, und am Ende gab es Blumen für die Sänger und weiße Rosen für Dirigent Sven Gnass, der eine Meisterleistung am Dirigentenpult vollbracht hatte.

Kevin Tarte und Pia Douwes zeigten sich beim Auftritt gesanglich stark und wandlungsfähig – egal ob nun leise und gefühlvoll oder mit vollem Volumen – immer variierten sie ihre Stimme der jeweiligen Stimmung entsprechend. Mit "Mylady ist zurück" aus dem Musical "Drei Musketiere" begrüßte Pia Douwes ihr Publikum. Douwe zeigte sich im Laufe des Abends als sehr wandlungsfähig – vom Vamp bis zur Diva oder zur Geliebten, etwa in Miss Saigon reichte ihre Bandbreite als Star des Abends. Auch ihre Kleider waren einfach hinreißend schön – mal sang sie im schwarzen Pailettenkleid, dann wieder in einem plissierten, tief dekolltierten roten Traum in Seide. Auch das Festivalorchester machte die verschiedenen Stimmungen und klanglichen Nuancen und Schattierungen mit, bewies aber auch als Sinfonieorchester etwa mit dem jazzig überzuckerten "Penny-Whistle-Song" oder der "Spanish Fiesta" erhabene Größe. Die "Spanish Fiesta" stammt komplett aus der Feder des Arrangeurs und Komponisten Georg F. Mayer, der den Part des Baritonsaxofons übernahm. An der Harfe brillierte Petra Kruse.

Auch das "Jazz Legato" von Leroy Anderson kam unbekümmert und beschwingt daher. In den Südpazifik entführte Kevin Tarte die Zuhörer mit "Bali Ha’i" aus dem gleichnamigen Musical und Pia Douwes fand ihre Paraderolle in "Ich gehör nur mir" aus "Elisabeth". Mit einem wunderschönen Duett der beiden Sänger endete der Abend, zum Dahinschmelzen schön geriet Pia Douwes und Kevin Tarte "The Last Night of the World" aus Miss Saigon. Tosender Beifall, viele Blumen und Küsschen belohnten die Sänger, und als Zugabe wurde "Mood and Song" aus Miss Saigon wiederholt.