Kunden kaufen im Horber Rewe-Markt ein. Foto: Hopp

Neue IHK-Studie. Gesteigerte Kaufkraft kommt nur teilweise im Horber Handel an.

Horb - Horbs Kaufkraft steigt, und auch der Umsatz im Horber Handel geht hoch. Das ist die positive Nachricht. Doch das Problem: Die gesteigerte Kaufkraft kommt nur zum Teil im Horber Handel an. Das zeigt das neue Einzelhandelsgutachten der IHK Nordschwarzwald.

Die IHK Nordschwarzwald hat jetzt ihr neues Einzelhandelsgutachten veröffentlicht. Erstellt von der Michael Bauer Research, CIMA Beratung und BBE Handelsberatung. Das Ergebnis zeigt, wie sich die Handelslandschaft verändert und welche Trends es gibt.

Trend 1: Die Kaufkraft in Horb ist gestiegen. Schon im Jahr 2016 hat die IHK eine Einzelhandelsstudie von denselben Gutachtern erstellen lassen. Das Ergebnis im Vergleich: Die Kaufkraft der Horber je Einwohner ist in den vergangenen zwei Jahren von 6602 auf 6997 Euro pro Kopf gestiegen. Weil auch die Zahl der Einwohner hochgegangen ist, steigt die Gesamtkaufkraft aller Horber Einwohner von 161,3 Millionen Euro auf 172,8 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 7,1 Prozent. Trend 2: Von diesem Kaufkraftzuwachs profitiert der Horber Handel – in absoluten Zahlen. Der ging nach den vorliegenden Daten um vier Prozent auf 128 Millionen Euro hoch. City-Manager Thomas Kreidler kommentiert: "Wir werden diese Studie genau prüfen und hinterfragen. Erfreulich sind die Trends, dass offenbar die Kaufkraft vor Ort gestiegen ist und auch der örtliche Handel davon profitiert."

Trend 3: Allerdings: Während die Kaufkraft der Horber sich in den vergangenen zwei Jahren um 11,5 Millionen Euro erhöht hat, landeten von diesem Zuwachs lediglich 4,5 Millionen Euro im Horber Handel. Das heißt: Immer mehr Umsatz der Horber fließt nach außerhalb – also nicht in die Horber Geschäfte, sondern möglicherweise in andere Einkaufsstandorte wie Böblingen, Nagold und Stuttgart. Oder doch überwiegend in den Onlinehandel? City-Manager Kreidler sagt: "Ich vermute, dass der Zuwachs der Kaufkraft, die nach außen abfließt, hauptsächlich in den Internethandel geht." Die Tendenz ist aber alles andere als gut: Flossen im Jahr 2016 noch knapp 37,3 Millionen Euro der gesamten Kaufkraft der Horber Bevölkerung nach außerhalb – ein Anteil von 23 Prozent der Gesamtsumme -– sind es laut dem IHK-Gutachten jetzt 44,3 Millionen Euro. Ein Anstieg um 6,9 Millionen Euro oder 18 Prozent! Trend 4: Horb verliert leicht an der sogenannten Zentralität. Ein IHK-Experte: "Ein Zentralitäts-Index unter 100 zeigt, dass weniger Menschen im Einzelhandel einkaufen als es Bewohner gibt. Über 100 bedeutet, dass mehr Menschen in dieser Stadt einkaufen, als es Einwohner gibt."

Der Volkswirt nennt Freudenstadt oder Nagold als Beispiel: "Freudenstadt profitiert durch die vielen Touristen. Nagold ist Einkaufsstadt und hat viele Arbeits-Einpendler."

Freudenstadt konnte in den vergangenen zwei Jahren bei der Kundenbeliebtheit noch zulegen: Der Zentralitäts-Index der Landkreismetropole ist nach der von der IHK veröffentlichten Studie von 156,77 auf 163,5 gestiegen. In Nagold ist dieser Index dagegen leicht gesunken: Von 176,5 auf 169. Derselbe Trend gilt für Horb: Hier sank dieser Index von 86,2 auf aktuell 84,2. Wie steht der Horber Handel im Vergleich zu Nagold da? In Nagold stieg die Kaufkraft in den vergangenen zwei Jahren um 10 Prozent auf knapp 160 Millionen Euro. Horb hat 172 Millionen Euro Kaufkraft.

Allerdings: Wenn in Nagold die Kassenbilanz pro Einwohner gemacht wird, stehen am Ende 10.840 Euro Kaufkraft! In Horb sind es nicht einmal die Hälfte: 5205 Euro. Trotzdem liegt die Gesamtumsatzsteigerung des Handels vor Ort in Nagold als auch in Horb bei jeweils vier Prozent.

Fazit: Die Studie der IHK sagt, dass es immer mehr "Fremdshoppen" gibt. Offenbar ist das dem Internet-Handel zu verdanken. Nagold schafft es – obwohl weniger Einwohner als Horb – seine Handelsbilanz weiter zu steigern. In Horb dagegen stieg die Zahl der Umsätze, die nicht mehr vor Ort ausgegeben werden, von 37,4 auf 44,3 Millionen Euro. In Nagold ist die Bilanz zwischen der vorhandenen Kaufkraft der Einwohner und dessen, was in den Läden ausgegeben, – auch durch Käufer aus Horb – ganz anders: Während der Horber Handel nach der Studie einen Einwohner-Gesamtumsatz von knapp 128,5 Millionen Euro macht, liegt dieser Gesamtumsatz in Nagold mit 238 Millionen Euro auf den einzelnen Nagolder gesehen, fast doppelt so hoch.

Die Nagolder Handelsbilanz ist deshalb mit einem satten Plus versehen: Waren es vor zwei Jahren 83,2 Millionen mehr Umsatz Euro, werden in den Kassen der Nagolder Händler in diesem Jahre 78,4 Millionen Euro mehr Umsatz landen, als die Nagolder Einwohner an Kaufkraft im Geldbeutel haben.