Gruppenbild mit Kameramann: Die beiden Vorsitzenden des Kultur- und Museumsvereins Joachim Lipp (Zweiter von rechts) und Heinrich Raible (rechts) bildeten das Horber Expertenteam, das den Stadt-Land-Quiz-Moderator Jens Hübschen (Zweiter von links) im inneren Ringmauerturm empfing, in dem der Verein ein Museum unterhält. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: In SWR-Quizsendung mit Jens Hübschen sammelte Neckarstadt die meisten Punkte

Horb. Viele Horber haben am vergang enen Samstagabend wohl auf die Sportschau verzichtet, weil sie lieber bei der Stadt-Land-Quiz-Sendung des SWR mitfiebern wollten, ob das Städteduell im Südwesten zugunsten der Neckarstadt entschieden wurde. Das pfälzische Annweiler, wo sich das Richard-Löwenherz-Fest seit 2005 zu einem Publikumsrenner entwickelt hat, trat zum Thema Ritter gegen das baden-württembergische Horb an, wo seit 1997 alljährlich die Maximilian-Ritterspiele veranstaltet werden.

Da der Horber Ritterspielverein nicht mehr existiert, wandte sich die Stadtinformation im Herbst vergangenen Jahres bei der Suche nach einem Expertenteam für die im Februar geplante SWR-Quizsendung an die beiden Vorstände des Kultur- und Museumsvereins. Joachim Lipp und Heinrich Raible trafen sich daraufhin in der dritten Novemberwoche mit dem verantwortlichen SWR-Redakteur Michael Kelb, dem sie den inneren Ringmauerturm als möglichen Drehort präsentierten. Der Wiesbadener begeisterte sich sofort für den alten Wehrturm, in dem der Kultur- und Museumsverein ein wehrgeschichtliches Museum unterhält.

Das SWR-Aufnahmeteam hatte das Quiz am dritten Dienstag im Februar zuerst in Annweiler gespielt und reiste nach einer Übernachtung in Böblingen am Mittwochmorgen nach Horb. Lipp und Raible holten das vierköpfige Aufnahmeteam zusammen mit Redakteur Kelb und dem Moderator Jens Hübschen an der Einmündung des Ringmauerwegs in die Altheimer Straße ab und geleiteten die Herrschaften bei Eiseskälte zum Ringmauerturm. Christoph Kugler vom städtischen Bauhof hatte dort tags zuvor zwei Gasflaschen mit einem Infrarot-Gewerbestrahler bereitgestellt, und Birgit Seibold sowie Annabelle Burster von der Stadtinfo versorgten die durchgefrorenen Herren mit heißem Kaffee und Butterbrezeln.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde übergab Moderator Hübschen den ominösen USB-Stick mit den beiden Bildern, deren Standort vom Expertenteam innerhalb von fünf Stunden ermittelt werden musste. Sowohl Lipp als auch Raible waren sich bei dem Bild aus Baden-Württemberg sofort einig, dass der Bildausschnitt die bei Schwäbisch Gmünd gelegene Burg Wäscherschloss zeigte. Die beiden Herren hatten allerdings nie damit gerechnet, dass ausgerechnet die in Horb gemachte Aufnahme für viel Kopfzerbrechen sorgen sollte.

In einem Besprechungszimmer des Rathauses hatte Martin Scherer von der Stadtinfo eine Stabsstelle eingerichtet, nahm den Stick in Empfang und sorgte dafür, dass die beiden Bilder mit Unterstützung von Christian Volk und Jutta Bischof auf der Homepage der Stadt Horb umgehend ins Internet gestellt wurden. Das von Redakteur Kelb geschossene Horber Bild zeigte lediglich einen Unterarm, der mittels zweier Halteschlaufen einen Schild zur Abwehr hielt. Der zwischenzeitlich im Großformat ausgedruckte Bildausschnitt deutete auch für Heinz Schmid von den Kleindenkmalfreunden oder für Joachim Straub vom NABU darauf hin, dass dieser Ausschnitt zu einem in Stein gehauenen Relief gehören musste, das wohl einen Ritter zeigte.

Nachdem sämtliche Tipps der Rathausmitarbeiter, die Befragung alteingesessener Horber sowie mehrere Telefonanrufe keine Lösung erbracht hatten, alarmierte Raible den Steinmetzmeister Jürgen Poppitz. Von ihm versprach man sich Hilfe, da er von Berufswegen in Sachen Steinrelief über einen gewissen Erfahrungshorizont besitzt. Aber auch Stadtrat Poppitz, der vom Ehrgeiz gepackt mit dem Expertenteam durch die Altstadt streifte, konnte sich letztendlich darauf keinen Reim machen. Sämtliche Hinweise verliefen ins Leere, und die Fitnessuhr von Joachim Lipp zeigte nach drei Stunden an, dass man auf der Suche nach dem unbekannten Steinrelief annähernd zwölf Kilometer zurückgelegt hatte.

Kurz bevor das Expertenteam Moderator Hübschen um einen Tipp bitten wollte, fasste sich Agnes Maier vom Stadtmuseum ein Herz und klingelte bei Franz Geßler, der sich wegen einer starken Erkältung krank gemeldet hatte. Der Ehrenvorsitzende des Kultur- und Museumsvereins erkannte die Detailaufnahme sofort, da er im Jahr 1987 für das Stiftskirchenbuch eine Abhandlung über die dortigen Epitaphe verfasst hatte. Er verwies auf das Burrus-Epitaph an der nördlichen Außenseite der Stiftskirche, das an die 1569 verstorbene Dominikanerin Anna Burrus erinnert.

Joachim Lipp und Heinrich Raible begaben sich zusammen mit Jürgen Poppitz umgehend an Ort und Stelle, um zum Beweis das verlangte Selfie zu machen. Nach genauer Betrachtung erwies sich das vermeintliche Steinrelief als kunstvoll ausgeführte Bronzeplatte mit einer Grünspanpatina, und der angebliche Ritter präsentierte sich als klitzekleiner römischer Legionär, der erschrocken seinen Schild schützend gegen den auferstehenden Christus erhebt.

Erhobenen Hauptes konnten sich Lipp und Raible nun zurück zum Ringmauerturm begeben, wo ihnen mitgeteilt wurde, dass die Horber Spontan-Quiz-Kandidaten einen Vorsprung von 75 Punkten erarbeitet hatten, den es jetzt zu sichern galt. Souverän beantworteten die beiden Kultur- und Museumsvereinsvorsitzenden die Expertenfragen zum Thema Ritter und mussten lediglich bei der Frage nach dem Namen des kleinen dicken Ritters aus Augsburg passen. Dieser war vor 55 Jahren erstmals als Sir Oblong-Fitz-Oblong bei der Augsburger Puppenkiste im Fernsehen zu sehen.

Das Horber Expertenteam konnte den Punktevorsprung gegenüber den Annweiler Kollegen beibehalten, und Moderator Jens Hübschen gratulierte den beiden Vereinsvorsitzenden zum Sieg, nachdem auch noch die beiden Bilderrätsel richtig gelöst worden waren. Als Gewinn gab es zum Schluss der Sendung die schönsten Momente aus der Siegerstadt zu sehen – und das war Horb a. N.ckar.