Mit dieser Urkunde schenkte König Heinrich II. den im Gau "Horevun" gelegenen Ort "Holzheim" am 1. November 1007 dem von ihm auf der Reichssynode in Frankfurt gegründeten Bistum Bamberg. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Auch die Namen Altheim und Talheim könnten ein Indiz für die "Bamberg-Theorie" sein / Teil zwei

Ist Horb tatsächlich 100 Jahre älter als gedacht? Ausgangspunkt für die Annahme eines Historikers bildet eine Schenkung des Königs Heinrich II. vom 1. November 1007. Das Bamberger Domkapitel gelangte an alten Reichsboden um Horb. Dem ehemaligen Kreisarchivar Wein geht die Bamberg-Vorstellung zu weit. Heute erscheint der zweite Teil der historischen Beleuchtung.

Horb. Für den Neuburger Historiker Reinhard Seitz können weder die für den Ort Holzheim im oberpfälzischen Landkreis Regensburg noch die für den Gau Horevun im ostschwäbischen Landkreis Donau-Ries erfolgten Lokalisierungen überzeugen. Einen neuen Ansatzpunkt für die Fixierung des Gaunamens sieht er in Horb a. N.ckar, dessen Ortsbezeichnung sich über Horewa, Horwa, und Horw aus dem Gaunamen entwickelt haben soll, dessen mittelhochdeutsches Bestimmungswort "hor" auf Sumpfland verweist. Diese Verortung fand vor vier Jahren in einem Nachtrag Eingang in die Regesta Imperii.

Da in der Nachbarschaft von Horb bislang kein Ort namens Holzheim nachgewiesen werden konnte, geht Seitz davon aus, dass ein solcher Ort im heutigen Horb aufgegangen ist, zumal das Bamberger Lehen die Stadt "mit aller und gantzer zugehoerung" umfasste. Analog zu Rottenburg, wo nach Seitz ein 1007 an Bamberg geschenkter Ort namens Kirchheim im Sülchgau in der mittelalterlichen Gründungsstadt aufgegangen sein könnte, könnte ein abgegangenes Holzheim samt seiner Flur in die Stadtgründung Horbs involviert gewesen sein. Unter der vollständigen Einbeziehung des Ortes Holzheim ließe sich der höchst auffällige Umfang des Bamberger Lehens erklären, das im Falle Horbs keine Einzelgrundstücke oder Hofstätten, sondern eine ganze Siedlung umfasste.

Holzheim bedeutet so viel wie Siedlung am Wald

Dafür würde, ähnlich wie bei der Stadt Schömberg, auch die unmittelbare Nähe von Orten mit wesentlich älteren schematischen -heim-Namen sprechen: Altheim, Talheim sowie das auf Horber Markung gleichfalls abgegangene Hart(heim), dessen Name auf eine ehemals gemeinschaftlich genutzte Waldweide hinweist, während der Ortsname Holzheim so viel wie Siedlung am Wald bedeutet.

Nach Seitz kann der "pagus Horevun" nur ein kleiner Gau gewesen sein, der lediglich die spätere Herrschaft Horb umfasste, die im Norden an den Nagoldgau und im Osten an den Sülchgau grenzte. Bei der Zufälligkeit früher urkundlicher Überlieferung wäre es verständlich, dass dieser Gauname eben nur ein einziges Mal bei der Schenkung von 1007 genannt wurde. Gleich dem benachbarten Nagold war auch Horb für Seitz bereits im Jahr 1007 der Sitz eines Grafen, dessen kleine Grafschaft wohl auf dem Erbweg an die Pfalzgrafen von Tübingen gekommen ist. Damit ließe sich auch erklären, weshalb Nagold und Horb unter der Herrschaft der Tübinger zwei Besitzeinheiten bildeten, die völlig unabhängig voneinander waren und deshalb auch getrennt vererbt bzw. veräußert werden konnten.

Bei der Frage nach dem in der Urkunde von 1007 genannten Grafen Vto verweist Seitz darauf, dass der Vorname Otto allerdings nur ein einziges Mal von der Horber Linie der Pfalzgrafen von Tübingen verwendet wurde und später in der Nagolder Linie der Grafen von Hohenberg vorkommt. Der Name Otto rührt aber wohl eher von dem Konnubium der Pfalzgrafen von Tübingen mit den Grafen von Eberstein her.

Das Erbe von Hugo IV. aus der Horber Linie der Pfalzgrafen von Tübingen, der mit Beatrix von Eberstein verheiratet war, trat zunächst nicht dessen Tochter Luitgard an, die den Grafen Burkhard IV. von Hohenberg geehelicht hatte. Als Stadtherrin von Horb erscheint 1293 zunächst Elisabeth von Tübingen, die ihrem 1287 verstorbenen Gemahl Graf Otto II. von Eberstein lediglich eine Tochter geschenkt hatte und ihren Witwensitz in Horb nahm.

Ein Hinweis auf die Grafen von Eberstein sowie die Horber Burgen findet sich wiederum in der Schwäbischen Chronik des Martin Crusius: "Horb und was daselbst vor dem Schwarzwald war, gehörte anfänglich den Edelleuten von Eberstein. Hernach kam es an die Hohenberger: welche zur Kirche und gemeinen Wesen daselbst viele Güter gestiftet haben. Endlich aber selbst auch verarmt und daher gezwungen worden sind, zwei Burgen samt der Stadt zu verkaufen."

Am Neckarknie bei Horb gab es neben den großen Adelsgeschlechtern auch Inhaber kleiner Herrschaften, die ebenfalls dem hohen Adel angehörten. So hingen die Edlen von Salzstetten, die wie die Herren von Horb mit Besitz im Murgtal auftraten, verwandtschaftlich mit den Grafen von Staufenberg und mit den von diesen abzweigenden Grafen von Eberstein zusammen.

Burg auf der Schütte musste einer Kapelle weichen

Bei den von Crusius genannten zwei Burgen, die 1381 mit der Stadt Horb durch Kauf an den Herzog von Österreich kamen, kann es sich nur um die Burg Herrenberg und die Burg auf der Schütte gehandelt haben, denn an Stelle der mittleren Burg stand zu jener Zeit auf dem Horber Buß die Heilig-Kreuz-Kapelle, deren Bau nach den neuesten Erkenntnissen zur Geschichte des Horber Dominikanerinnenklosters bereits für das Jahr 1218 anzusetzen ist. In der Verkaufsurkunde vom 26. Oktober 1381 werden die beiden noch vorhandenen Horber Burgen wohl deshalb nicht mehr aufgeführt, weil Horb unter den Hohenbergern seinen Grafensitz verloren hatte.

Auch die Burg auf der Schütte musste schließlich einer Kapelle weichen. Neben dem 1422 von den Reichsstädten errichteten Wachtturm auf der Schütte, erbaute man die Ottilienkapelle, über deren Eingang sich die Jahreszahl 1431 findet. Folgt man den Ausführungen von Reinhard Seitz, dann war Horb bereits im Jahr 1007 gleich den benachbarten Nagold und Rottenburg Sitz eines Grafen und die Erstnennung Horbs müsste rund 100 Jahre früher angesetzt werden. Die Geschichte Horbs bleibt weiterhin spannend.

Weitere Informationen: Der erste Teil dieser historischen Abhandlung erschien am Samstag, 26. August