Ralph Zimmermann, Benno Müller, Tobias Steinke und Andreas Futter präsentieren Horbs neuen "Herrscher", der hinter ihnen aufragt. Fotos: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Skulptur von Andreas Futter enthüllt / Erstes Kunstwerk am neuen Standort auf der Inselspitze in zwei Meter Höhe platziert

Ein Herrscher, für den die Menschen das fast Unmögliche tun. Dieses Ziel hat die Skulptur "Herrscher" von Andreas Futter auf der Inselspitze schon erreicht: Er zwingt Bürgermeister Ralph Zimmermann in die Knie, damit Tobias Steinke von der Kreissparkasse das Kunstwerk auf seinem Thron enthüllen kann.

Horb. Er hockt mehr als zwei Meter über dem Boden. Die Krone schief, die Nase knollig. Die Mimik: Eine Mischung zwischen verschmitztem Grinsen und Naivität. Der Thron: Eher ein Hochstuhl. Die Körperhaltung: So, als ob Baby mal richtig was in die Windel abdrückt. Das ist der "Herrscher" – die neueste Kunstskulptur im öffentlichen Raum.

Sein Erschaffer Andreas Futter erklärt die Skulptur: "Kann man im 21. Jahrhundert noch jemand auf den Sockel heben? Oder sitzt da ein Big Brother, der dich beobachtet? Ist das überhaupt ein Herrscher oder ein Hochstapler?" Fakt ist: jetzt thront er da – auf der Inselspitze.

Und das ist gleich eine doppelte Premiere. Benno Müller vom Kunstverein Oberer Neckar: "Wir haben das 20-jährige Jubiläum des Kunstvereines und stellen die 24. Skulptur auf. An einem ganz neuen Standort." Dazu kam es durch viel Glück und Zufall. Zufall 1: Die Baustelle der Haipts im ehemaligen Drogerie-Müller-Gebäude in der Neckarstraße. Weil hier immer noch geschafft wird, war es zu riskant, am Stammplatz der Skulpturen den "Herrscher" zu platzieren. Dann geriet der Bahnhofsplatz ins Visier. Fiel auch aus – darüber hätte ein Gremium entscheiden müssen. Deshalb die Inselspitze. Aber hier sollten eigentlich Schaufeln des Wasserkraftwerks ersetzt werden. Doch die Herstellung der neuen Schaufeln, so City-Manager Thomas Kreidler, verzögert sich um zwei Jahre: "Also haben wir gleich Nägeln mit Köpfen gemacht. Der Bauhof hat außerhalb der Montagefläche gleich ein kräftiges Fundament reingegossen."

Damit ist der zweite Standort sozusagen eingemeißelt. Das freut auch Benno Müller vom Kunstverein: "Damit haben wir jetzt zwei Standorte. Hier auf der Inselspitze kommen viele Besucher und Festgäste vorbei, in der Neckarstraße ebenso. Weil wir die Skulpturen immer im Zwei-Jahres-Turnus auswechseln und die Zeit der Skulptur an der Neckarstraße im nächsten Jahr vorbei ist, gibt es jetzt jedes Jahr ein neues Kunstwerk im öffentlichen Raum!" Klartext: "Verstrickt" von Sonya Braun in der Neckarstraße wird nächstes Jahr ersetzt, dann sitzt der Herrscher noch ein Jahr an der Inselspitze.

Das freut natürlich auch Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP): "Nichts ist spannender als Kunst – besonders im öffentlichen Raum. Denn oft findet Kunst nur in geschlossenen Räumen in einem erlauchten Kreis statt. An der Inselspitze oder an der Neckarstraße nimmt man die Skulpturen vielleicht zunächst nur aus den Augenwinkeln wahr. Doch sie lösen Diskussionen unter den Passanten aus."

Die Verdoppelung der Skulpturen in Horb – macht da auch der Sponsor Kreissparkasse mit? Gut möglich. Tobias Steinke, stellvertretender Marktleiter von Horb: "Horb hat eine lebendige Kunstszene. Das unterstützt die Sparkasse gerne, weil sich das positiv auf die Stadt auswirkt."

Und er lässt den Worten auch Taten folgen. Der listige Künstler hat seinen Herrscher in über zwei Metern Höhe platziert. Das Leintuch – mit Wäscheklammern hinten zusammengeklemmt. Die Leiter – fehlt. Und so beobachtet Andreas Futter, wie Bürgermeister Ralph Zimmermann sagt: "Dann hilft nur noch Räuberleiter." Faltet die Hände, Steinke steigt hoch und löst die Klammern.

Schön, wenn sich ein Bürgermeister für Kunst die Hände schmutzig macht.