Wie klimaneutral sind Alternativ-Energien?Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: AfD-Landtagskandidat sieht in Diskussion um alternative Energien falsche Vorstellungen

Horb. Uwe Hellstern, Landtagskandidat, der AfD, reagiert mit einer Stellungnahme auf unseren Beitrag "Klimaneutral bis 2050 – zu wenig, zu spät?" vom 16. Januar.

Er teile die Skepsis der SPD-Fraktion des Horber Gemeinderats bezüglich der Klimaneutralität bis 2050. "Eine komplette Dekarbonisierung der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft hängt nicht nur vom ausreichend hohen Aufkommen an Ökostrom ab, sondern auch von der Speicherbarkeit der Energie."

Der von CDU, SPD und Grünen als alternative Energie geforderte Wasserstoff ist für Hellstern eine Lösung mit Fragezeichen. Hellstern, selbst Physiko-Chemiker und nach eigenen Angaben seit zwölf Jahren in der Elektrochemie beschäftigt, gibt einen kleinen Exkurs über den Wasserstoff, das farb- und geruchlose Gas, "welches in Gemischen mit Luft zwischen 4 und 77% hochexplosiv ist. Neben diesem Sicherheitsaspekt ist Wasserstoff das stärkste mir bekannte Reduktionsmittel, welches wegen seiner geringen Molekülgröße sogar durch Materialien wie Stahl durchgehen kann. Deshalb ist es auch so, dass existierende Installationen und Lager nicht ohne weiteres für diesen Energieträger genutzt werden können. Für riesige Summen müsste mit teuren Spezialmaterialien alles neu gemacht werden."

Schlimmer noch, die Wasserstoffwirtschaft sei "so wenig klimaneutral wie die Elektromobilität". Eines der wichtigsten Materialien bei der Wasserstoffgewinnung ist das Iridium für die Anodenbeschichtung. Hellstern berichtet aus eigener beruflicher Erfahrung: "Dieses hat grade im Dezember seinen Preis noch mal glatt verdoppelt. Es ist inzwischen teurer als Gold! In den letzten fünf Jahren hat sich der Preis hier versechsfacht. Vorkommen tut das seltene Metall in Südafrika, im Ural, Nord- und Südamerika, in Tasmanien, Borneo und Japan. Es wird also auch nichts mit Energieunabhängigkeit vom Ausland. Aufgebracht wird das Edelmetall meist auf Titanträgern. Ein Metall das nicht so selten ist, dessen Herstellung aber über einen sehr energieaufwendigen Prozess erfolgt, weshalb es auch nicht billig ist." Weiter schreibt er: "Da einer der Haupthersteller beider Metalle Russland ist und dort hauptsächlich und bis auf Weiteres fossile Energieträger genutzt werden, kann von klimaneutralen Elektrolysemodulen so wenig die Rede sein wie von klimaneutralen Elektroauto-Akkus. Ich kann den Kohlenstoffeinsatz, der für die geplante Wasserstoffwirtschaft gebraucht wird, nicht genau beziffern, aber er wird erheblich sein. Über die Entsorgung und weitere Randaspekte, könnte ich etliche Leserbriefe schreiben", glaubt Hellstern, der die Klimaneutralität in der Stadt und auch im Kreis nur als "Fake-Rechnung" sieht: "Wenn man alle extern angefallenen CO2-Mengen für Rohmaterialien und Entsorgung immer schön weglässt, so wie man das schon bei Solarzellen und Windrädern macht. Deshalb sind auch die Pro-Kopf-Emissionszahlen im Artikel nur Hausnummern, da hier eine Bilanz für Importe und Exporte fehlt. Die Zahlen sind für eine so intensiv in die Globalisierung eingebundene Wirtschaft wie unsere, nutzlos."

Hellstern spricht hier von einer "rot-grünen Klima-Chimäre", die Arbeitsplätze, Mobilität und Wohlstand gefährde. Das Pariser Klimaschutzabkommen hält er für "noch undurchführbarer" als die kommunalen Pläne in Stadt und Landkreis.