Kinder frieren in der Wohnsiedlung. Runder Tisch mit allen Beteiligten soll Einigung bringen. Mit Video

Horb - Die Wohnungen auf dem Haugenstein müssen teilweise noch immer ohne warmes Wasser und ohne Heizung ausharren. Die Familien bemühen sich vor allem, die Kinder gesund zu halten.

Die Lage im Haugenstein wird immer dramatischer: Inzwischen sind schon die ersten Kinder krank, weil die Heizung nicht geht.

Wir sind zu Besuch in der sogenannten blauen Siedlung. Die Sonne scheint noch und alle Vorhänge sind offen. Der Vater der vierköpfigen Familie (den Namen wollen sie aus Angst nicht nennen) erzählt: "Wir versuchen, Wärme zu kriegen, wie es geht." Denn: Seit August ist im Haus der Familie und auch den anderen Bewohnern sowohl das Warmwasser als auch die Heizung abgestellt worden. Im Auftrag von Horb Energie, die die Siedlung mit gut 120 Wohnungen mit Warmwasser und Heizung versorgt.

Duschen geht nur mit Wasserkocher

Die beiden Kinder sind warm angezogen. Die Mutter: "Es geht nicht anders. Abends vor dem Schlafengehen mache ich Kirschkernkissen warm und lege sie ihnen ins Bett." Das Duschen morgens – es wird zur Geduldsprobe. Den Wasserkessel auf dem Herd heiß machen, vorsichtig durch die Wohnungen tragen. In der Dusche steht ein Hocker, ein Eimer zum mischen mit dem kalten Wasser. Die Mutter sagt: "Anders geht es nicht. Für mich ist das kein Leben – einfach ein Schock – dass wir hier nicht einmal warmes Wasser haben."

Die Familie bemüht sich, dass die Kinder trotz abgedrehter Heizung gepflegt und gesund bleiben. Doch Letzteres hat nicht geklappt. Der Vater zeigt zwei ärztliche Bescheinigungen. Arztstempel, die Diagnose: "Infektion der oberen Atemwege." Nach einer Woche Krankheit fehlen die beiden jetzt schon die zweite Woche in der Schule. Die Mutter sagt: "Langsam bekommen wir echt Angst."

Die Lage auf dem Haugenstein – sie ist verworren. Und für viele Bewohner naht ein Winter, in dem sie ohne Heizung sind. Außer, sie zahlen an die Horb Energie. Bei der Familie mit den beiden Kindern würden gut 2500 Euro verlangt. Dabei werde sich auf einen Wärmeliefervertrag berufen, der von Ende 2012 datiert.

Das Problem: In der Forderung von Horb Energie stehe, dass die Eigentümergemeinschaft mehrere Monate keine monatlichen Nebenkostenzahlungen eingegangen seien. Die Eigentümergemeinschaft sagt, dass man der Hausverwaltung gekündigt habe und man bisher keine neue Bankverbindung erhalten habe. Man habe zudem jedes Mal Widerspruch gegen die Energieabrechnungen von 2013, 2014 und 2015 eingelegt und keine Antwort bekommen. Man weigere sich, die für die Eigentümer intransparente Abrechnung anzuerkennen.

Die Hausgemeinschaft will nun rechtlich dagegen vorgehen. Doch das könnte ein langer und kalter Weg werden. "Vielleicht geht es nur mit einer einstweiligen Verfügung", sagt eine Nachbarin.

Bei Sieglinde Krohn ist es mittlerweile wieder warm. Die Mieterin hatte sich am Sonntag vergangene Woche gemeldet. Hier war die Heizung zum 1. Oktober nicht wieder angeschaltet worden. Ihre Wohnung wird von PC Claß aus Ludwigsburg im Auftrag der Deko-Bau verwaltet. Deko Bau gehört Dietmar Demczenko. Er hatte den Haugenstein gemeinsam mit Andreas Osbelt gekauft. Demczenko klagt zwar gegen den neuen Wärmeliefervertrag, hat aber laut seinen Angaben "den vorherigen Abschlag inklusive 30 Prozent Zuschlag" immer an Osbelt überwiesen. Nach der Beschwerde von Krohn aus der roten Siedlung wurde die Heizung wieder angedreht.

Die Bewohner des Hauses der blauen Siedlung sind dagegen verzweifelt: "Wer kann uns denn überhaupt helfen? Wir hoffen so sehr, dass die Stadt uns nicht alleine lässt."

Hier gibt es vielleicht Hoffnung. Der von OB Peter Rosenberger versprochene Runde Tisch mit allen Beteiligten kommt wohl zustande.

Stadtsprecher Christian Volk: "Es gibt bereits einen koordinierten Termin. Wie über die Ergebnisse des runden Tischs informiert werden soll, werden wir bei diesem Termin mit allen Beteiligten besprechen."