Foto: Bundespolizei

Ermittlungen wegen Gefährdung des Bahnverkehrs eingeleitet. Unglück hätte schlimmer ausgehen können. Mit Video

Horb - Ist Horb knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt? Der Inter-City (IC) 2382 von Konstanz nach Stuttgart sprang am Donnerstagabend um kurz nach 20 Uhr mit zwei Waggons kurz vor dem Horber Bahnhof aus den Gleisen. Die Staatsanwaltschaft Rottweil bestätigte derweil, dass es einen Anfangsverdacht gegen einen Mitarbeiter der Bahn gebe.

Rund 100 Reisende kamen mit dem Schrecken davon. Doch es war wohl nur der geringen Geschwindigkeit zu verdanken, dass nicht mehr passierte. Das macht Dieter Hutt, Pressesprecher der Bundespolizei Offenburg, deutlich. "Wäre der Zug schneller gewesen, wäre es möglicherweise nicht so glimpflich ausgegangen. In anderen Fällen mit höherer Geschwindigkeit hat es Verletzte oder sogar Tote gegeben."

Zug fuhr wegen Halt in Horb langsamer

Der Unfall passierte auf Höhe des Horber Stellwerks II. Ein Bahnsprecher erklärte zunächst vor Ort: "Die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung hat vor Ort ermittelt und wird nun die Ergebnisse auswerten. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zu diesem Zeitpunkt zur Unfallursache noch nichts sagen können. Wir ermitteln in alle Richtungen."

Bahnunfälle dieser Art würden sehr selten passieren. "Die Bahn ist ein sehr sicheres  Fortbewegungsmittel."  

Am Freitagnachmittag gab die Bundespolizei dann allerdings bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Rottweil ein Ermittlungsverfahren wegen Gefährdung des Bahnverkehrs gemäß § 315 a Strafgesetzbuch eingeleitet habe. "Es gibt einen Anfangsverdacht", so Frank Grundke, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Rottweil. Dieser richte sich gegen einen Mitarbeiter der Bahn und nicht gegen eine "Person von außen".

Die Bundespolizei hat im Rahmen ihrer Ermittlungen Aufnahmen aus der Luft gemacht. Der Helikopter konnte in der ganzen Region wahrgenommen werden.

Schäden am Gleisbett noch nicht absehbar

Die Bergungsarbeiten dauerten am Freitagnachmittag an. Zunächst war laut Notfallmanager der Deutschen Bahn überlegt worden, ob ein Kran zum Einsatz kommen müsste. "Da hätten wir aber sechseinhalb Stunden warten müssen, bis der Kran aus Wanne-Eickel bei uns eingetroffen wäre." Deshalb griff man auf  einem Einsatzzug der Notfalltechnik zurück.

Siehe auch: Weiter Beeinträchtigungen durch IC-Entgleisung

"Mittels Hydraulik sollen die beiden Waggons wieder auf die Gleise gehoben werden." Danach müsse untersucht werden, ob das Gleisbett und die Oberleitung zu Schaden gekommen seien.

DRK versorgt Passagiere

Im Zuge dieser Arbeiten werde voraussichtlich bis 20 Uhr der Strom auf der Oberleitung abgeschaltet. Für die davon betroffene Zugstrecke zwischen Eutingen im Gäu und Sulz am Neckar wurde seitens der DB ein Busnotverkehr eingerichtet.

Die Evakuierung der Fahrgäste am Donnerstagabend habe hervorragend geklappt, berichtet Bundespolizei-Sprecher Hutt. Unter anderem hatte das DRK Kreis Freudenstadt die Passagiere versorgt.

Auch die Feuerwehr Horb war schnell vor Ort. Ersatzbusse hätten die Reisenden an ihr Ziel gebracht. "Das Zusammenspiel am Einsatzort hat hervorragend funktioniert."
Der Bahnverkehr habe auf einem Gleis bereits um 23.30 Uhr wieder stattfinden können, wie der Bahnsprecher berichtet. "Mit kleineren Verzögerungen müssen Bahnreisende während der Bergungsarbeiten rechnen."