Rainer Gumz und Jörg Pfeifle informieren bei der Versammlung von Horb Aktiv über die zweijährige Vollsperrung. Foto: Lück

Wirbel um Hochbrückenbau. Wurden Pläne zur Verkehrsführung zu spät kommuniziert? 

Horb - Der Saal des "Adler" in Dettingen. Unter den Augen von mehr als 30 Händlern, Gastronomen und Gewerbetreibenden bereiten Rainer Gumz und Jörg Pfeifle die Präsentation über die bevorstehende zweijährige Vollsperrung vor. Beide wirken ernst. Denn für einige Händler stehen schwere Jahre bevor.

Hans-Joachim Eckert, Besitzer der Avia-Tankstelle an der Dammstraße, bringt die Wut und Verzweiflung als erster auf den Punkt: "Warum hat man die Vollsperrung so spät kommuniziert? Das wusste man doch schon vor zwei Jahren, dass sie kommen würde."

Hochbrücken-Bauleiter Pfeifle und sein Kollege Gumz betonen: "Das hat sich in der Ausführungsplanung so ergeben. Im Dezember waren wir im Gemeinderat." Doch das beruhigt die Anwesenden nicht. Eckert: "Ich habe gerade über 200.000 Euro in die neue Waschanlage in der Tankstelle investiert. Wenn ich das mit der Vollsperrung früher gewusst hätte, hätte ich diese Investition verschoben.

Einspurige Lösung funktioniert nicht

Pfeifle: "Es nützt nichts, wenn man in die Öffentlichkeit geht und weiß nicht, wie man baut. Wir hatten inzwischen drei Unfälle, bei denen Steine auf Fahrzeuge gefallen sind. Die gingen glimpflich ab."

Inzwischen habe man sich für die Konstruktion der sogenannten "bewehrten Erde" für die Hinführung zwischen der neuen Brücke in Nordstetten und dem Widerlager der Brücke entschieden. Pfeifle: "Da bleibt nur noch eine Rest-Fahrbahn, die nicht mal drei Meter breit ist. Das reicht kaum für eine einspurige Verkehrsführung. Vor allem, wenn da noch Kräne stehen. Wir haben schon bei den jetzigen Verhältnissen gelernt, dass eine einspurige Verkehrsführung dort nicht funktionieren würde, weil die Autos dort zu schnell sind und zu viel Verkehr ist."

Doch die Händler in ihrer angespannten Geschäftslage kann das nicht beruhigen. Martin Dörr: "Sie sagen, dass die Fertigstellung dieses Abschnitts zwei Jahre braucht. Wenn ich mir die Brückenbaustelle beim Aldi-Kreisel anschaue – dort steht: Bauende Oktober 2020. Bis heute ist die erste Hälfte immer noch nicht fertig!"

Bauleiter Pfeifle: "Das ist nicht unsere Baustelle. Unser Projekt wird in zwei Jahren fertig sein. Die Firma Wolf und Müller hat die Ausschreibung mit einem Kampfpreis von 16 Millionen Euro gewonnen. Die Firma kann es sich bei diesem Preis nicht leisten, die Bauarbeiten zu verzögern."

Dörr, Ex-Vorstand des Horb-Aktiv Vorgängers HGV: "Jeden Monat, den diese Vollsperrung länger geht, kostet uns einen Haufen Geld!" Bauleiter Pfeifle muss zugeben: "Wir dürfen keine Konventionalstrafe nehmen, wenn sich diese Bauarbeiten verzögern würden. Wenn die Firma mit dem Zuschlag dort verzögert, stehen wir ziemlich zahnlos da."

Keine besonders beruhigenden Fakten. Kein Wunder, dass Lucia Steimle vom Schmuck am Aischbach das nächste mögliche Desaster für den Handel anspricht: Die einjährige Vollsperrung beim Rauschbart, die sich gleich an die Nordstetter Vollsperrung anschließen soll. Steimle: "Was ist mit der Vollsperrung am Rauschbart? Nach zwei Jahren wandert die Vollsperrung ja auch die andere Seite?" Hochbrücken-Bauleiter Jörg Pfeifle: "Die Bauarbeiten dort werden nicht so intensiv sein wie auf der Seite in Nordstetten. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass das angesetzte Jahr Vollsperrung dort passt. Wir sind so gut vorbereitet, dass es funktioniert." Bäckermeister Matthias Saur: "Ihr Wort in Gottes Ohr. Es wäre sensationell, wenn die zugesagten Zeiten auch funktionieren würden."

OB hält Sorgen für gerechtfertigt

Dann geht es um die Umleitungen. Die über Mühlen und die Schleichwege wie der über Isenburg. Bauleiter Rainer Gumz: "Wir versuchen es jetzt mal mit dieser Variante. Man muss aber auch ehrlich sagen: Wer sich auskennt, fährt immer über Ahldorf und Mühlen. Das muss sich einspielen."

Auch Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger bleibt nur das Prinzip Hoffnung: "Die Sorgen der Horber Händler sind gerechtfertigt groß. Wir hoffen, dass der Zeitrahmen passt. Andererseits: Die Horber haben sich seit Jahrzehnten nach der Hochbrücke gesehnt, und wir sind froh, dass die Baustelle vorangeht."

Soll wohl heißen: Macht die beiden Bauleiter nicht zu den Prügelknaben. Wir wollten die Hochbrücke und müssen jetzt mit den Konsequenzen leben. Und hoffen, dass die Profis es hinbekommen.

Rosenberger sagte noch, dass eigentlich für den April eine Klausurtagung des Gemeinderats zur neuen Verkehrsführung nach der Hochbrücke geplant war. Die soll so bald wie möglich nachgeholt werden. Rosenberger: "Wir sollten so bald wie möglich darüber reden. Auch, ob es möglich ist, die Ortsdurchfahrt Horb als Umleitungs-Alternative herauszunehmen, wenn die Hochbrücke mal gesperrt werden muss. Die Planer vom Regierungspräsidium sind dort sehr entgegenkommend."