Stöbern, staunen und jede Menge günstigen Lesestoff entdecken – die Büchermarkt-Besucher kamen auf ihre Kosten. Foto: Hopp

Tolle Stimmung, Buchdruck von damals und Besuch aus Frankreich. Viel Lob für die Organisatoren

Horb - Monsieur Le Président ist begeistert: Der Horber Büchermarkt ist so groß und so vielfältig, dass jedes Leserherz höher schlägt.

Antiquar Bernard Schierske aus Ludwigsburg ist zum ersten Mal auf dem Horber Büchermarkt. Mit jeder Menge Sammlerschätzen. Die Filmblätter 1967 Nummer 1-54 oder die Erstausgabe von Günther Grass’ "Blechtrommel" aus dem Jahr 1959. Schierske ist im Element: "Dazu kann ich ihnen gleich eine Anekdote erzählen: Als das Buch herauskam, hatte eine Buchhändlerin nach dem Ende ihrer Ausbildung 154 Mark Verdienst. Die Blechtrommel hat damals 16,90 Mark gekostet. Da soll noch einer sagen, Bücher sind teuer heutzutage."

Der Bücher-Profi: "Für uns Antiquare sind solche Märkte wie in Horb vor allem wegen des Umfelds der Second-Hand-Bücher interessant. Und wenn man sieht, wie hier in Horb die Jugendlichen mit Tüten voller günstiger Taschenbücher nach Hause gehen, dann weiß man, dass der Spruch ›Die Jugendlichen lesen nicht mehr‹ nur eine Schimäre ist."

Besser kann man das, was den Büchermarkt Horb ausmacht, nicht ausdrücken. Denn: An den 67 Ständen wird überall fleißig geblättert, ein bisschen gefeilscht und vor allem jede Menge Lesestoff eingepackt. Das macht natürlich auch bei den Händlern gute Laune.

Mike Zerhusen, bekannt unter anderem durch den Förderverein für das Künstlerhaus, reckt um 12.35 Uhr den Daumen hoch: "Wir haben die Gewinnschwelle schon erreicht." Die Standmiete beträgt allerdings für das Kultur- und Theaterforum nur 23,50 Euro, wie die Redaktion erfährt.

Diesmal ist sogar ein echter Autor mit dabei: Christoph Schindler aus Mühringen bietet seine Werke über die Apokalypse an. Schindler: "Ich habe die Zeitangaben der Offenbarung in der Bibel decodiert. In zwei bis drei Jahren bekommen wir eine ganz schreckliche Geschichte: Das Ende des im Jahr 2014 verschobenen dritten Weltkriegs. Syrien und Jemen sind nur der Anfang." Und damit fasziniert der Autor so manchen Besucher – Diskussionen am Autorentisch inklusive.

Ganz schön ernst. Und schwarz. So wie die Drucke von Albert Pfeffer aus Dettensee. Der gelernte Schriftsetzer und Drucktechniker sagt: "Ich bin ein Jünger von Gutenberg."

Denn er hat alles gesammelt, was die Drucktechnik vor der digitalen Zeit ausgemacht hat. Bleilettern, Setzkästen und die Nudel. Pfeffer: "Die habe ich vor acht Wochen bekommen. Damit hatte ich den Mosaikstein, um hier auf dem Büchermarkt die Technik zu zeigen, auf der ich vor 50 Jahren gelernt habe!"

Die Nudel. Das ist die Andruckvorrichtung. Bleilettern unten rein, Papier drauf, die "Nudel" rübergezogen, und schon ist das Poster mit Namen und dem Spruch "In Horb bist Du Hahn im Korb" fertig. Auf dem Tisch daneben liegen Riesen-Lettern. Pfeffer: "Die sind aus Kunststoff, waren davor aus Holz. In der Nazi-Zeit und kurz danach wurden damit die Plakate gedruckt."

Ein weiterer Schatz: Die originale Steindruck-Platte. "Da bin ich besonders stolz drauf. Die habe ich schon mehrere Jahrzehnte. Doch ich wusste nicht, ob die Druckfarbe so eingetrocknet ist, das man damit nicht mehr drucken kann. Jetzt haben wir die Platte reanimiert."

Faszinierende Einblicke. Auf dem Tisch liegt auch ein "Hahn im Korb"-Plakat mit dem Namen Clement Foret. Monsieur Le Président. Denn: Der Präsident des Büchermarkts in Horbs Partnerstadt Salins-les-Bains ist mit seiner Gattin und seinen beiden Kindern zu Besucht. Foret: "Ich bin sehr glücklich über die Einladung auf den Horber Büchermarkt. Es sind sehr viele Stände mit einem großen Angebot hier. Wir werden im nächsten Jahr mit einem Stand von uns auf den Horber Büchermarkt kommen."

Und mit dieser Aussage erfüllt er einen Traum von Kristina Sauter vom Büchermarkt-Veranstalter Förderverein Stadtbibliothek. Sie lächelt: "Das kann ich jetzt als Zusage sehen – grandios!" Und diese grandiose Stimmung bringt dann ab 14 Uhr der Kinderliedermacher Hans Spielmann rüber. Singt nach der Melodie des "Drunken Sailor" den Text "Wie wecken wir den müden Seemann?". Ein Kind: "Anzünden!" Spielmann: "Na, nicht so brutal. Versuchen wir es mal mit Schreien." Alle Kinder brüllen. Nützt nichts. Auf den Bauch hüpfen? Alle Kinder hüpfen auf dem Teppich. Erst das Frühstück mit Kaffee macht ihn wach…

Der Büchermarkt drumherum hat das nicht nötig: Überall sind die Stände gut besucht. Ist also genau das eingetreten, was OB Peter Rosenberger schon zur Eröffnung gesagt hat: "Ohne den Förderverein gäbe es weder die Stadtbibliothek noch den Büchermarkt. Der Büchermarkt ist Jahr für Jahr gewachsen, unsere Bibliothek auch. Inzwischen wird auch dem Gemeinderat und vielen anderen immer deutlicher, wie wichtig die Stadtbibliothek auch als Bildungseinrichtung ist."