Ist die Grundschule kein attraktiver Arbeitsort für Rektoren? In Horb sind bereits zwei Stellen unbesetzt. Foto: elena – stoke.adobe.com

Keine Bewerber für die Schulen in Horb und Bildechingen. Schulamtsdirektor nennt Gründe.

Horb - An Horber Grundschulen herrscht eine Rektoren-Krise. Denn an der Gutermann-Grundschule im Horber Zentrum und in Bildechingen findet sich niemand, der diese Aufgabe dauerhaft übernehmen will. Und in Nordstetten droht ein ähnliches Szenario. Warum nur will niemand diese Jobs machen?

Auf der Homepage der Gutermann-Grundschule in Horb steht hinter "Rektorin" ein dicker Strich. Seitdem Sabine Peter im Sommer an das Lehrerseminar nach Freudenstadt wechselte, ist die Stelle verwaist. Konrektorin Sandra Irion füllt die Lücke bis auf Weiteres. Dabei hatte sich die damalige Rektorin Peter im Gespräch mit unserer Zeitung optimistisch gezeigt. Damals sagte sie: "Wenn sich schnell geeignete Bewerber finden, dann hat die Grundschule sicherlich nach dem Schuljahreswechsel eine neue Leitung." Das hat sich aber als Trugschluss herausgestellt.

Keine guten Nachrichten aus dem Schulamt

Dabei ist die Gutermann-Grundschule durchaus auf den ersten Blick ein attraktiver Standort: Die Schule ist gut in Schuss – zum Beispiel mit einer neu gebauten Schulmensa. Mit rund 280 Schülern und über 20 Lehrern an zwei Standorten (Horb, Außenstelle Rexingen) ist sie eine der größten im Landkreis.

In Bildechingen das gleiche Bild, was die Rektoren-Suche angeht: Schon länger hat Elisabeth Bleck die kommissarische Leitung übernommen.

Und das könnte für beide Standorte noch eine ganze Zeit so bleiben. Denn aus dem Schulamt in Rastatt gibt es keine guten Nachrichten: "Leider liegen bis heute bei beiden Schulen keine Bewerbungen vor", erklärt der leitende Schulamtsdirektor Wolfgang Held auf Anfrage. Die Situation an den beiden Schulen beschreibt er so: "Die Gutermann-Schule als große Schule hat eine Konrektorin. Diese führt bis auf weiteres ›als ständige und allgemeine Vertretung der Schulleiterin‹ (SchG) die Dienstgeschäfte. Schwieriger ist die Situation in Horb-Bildechingen. Da diese kleine Schule kein Konrektorat hat, wird die Schule von der ›dienstältesten Lehrkraft‹ geleitet. Dafür sind wir äußerst dankbar."

Und was ist mit Nordstetten? Dort wird Rektorin Monika Krahl nach dem aktuellen Schuljahr in den Ruhestand gehen. Wird hier rechtzeitig die Nachfolge in Angriff genommen? Held antwortet: "Natürlich ist uns die Situation bewusst. Auch diese Stelle wird rechtzeitig ausgeschrieben. Wie bei den anderen Schulen versuchen wir natürlich auch hier durch rechtzeitige Personalgespräche Bewerber zu finden. Aber die Situation ist wie gesagt schwierig."

Landesweit zu wenige Bewerbungen

Ist das ein spezielles Horber Problem? Nein, sagt der Schulamtsdirektor: "Insgesamt liegen landesweit zu wenige Bewerbungen auf offene Schulleitungsstellen vor. Im ländlichen Raum ist die Situation noch schlechter als in den Ballungszentren. Besonders schwer sind Leitungen von Grundschulen zu besetzen."

Doch was sind die Gründe? Warum ist die Position des Grundschul-Rektors so unattraktiv? Die erste Antwort des Schulamt-Chefs klingt frustrierend: "Der Wunsch Führungsverantwortung zu übernehmen ist bei Lehrkräften aller Schularten nicht besonders ausgeprägt." An den Grundschulen sei die Situation besonders schwierig. Ursachen seien teilweise persönlicher Art – Held nennt hier den hohen Frauenanteil, viele Frauen würden Führungsfunktion und Familie als nicht vereinbar betrachten –, aber auch systembedingt. "Schulleitungen an Grundschulen haben bei der größten Unterrichtsverpflichtung und den wenigsten Stunden für die Schulsekretärin die schlechteste Besoldung." Held sieht die Politik am Zug: "Wir hoffen, dass das von Kultusministerin Eisenmann vorgesehene Konzept zur Stärkung von Schulleitungen hier deutliche Verbesserungen bringt und dadurch die Zahl der Bewerbungen auf Schulleitungsstellen zunimmt."