Noch einmal Vollgas gaben die Herren von Forensick bei ihrem Abschiedskonzert im Dettinger "Adler". Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Abschiedskonzert der Heavy-Metal-Band setzt lautstarkes Ausrufezeichen / Gitarrenduelle auf gewohnt hohem Niveau

In der Samstagnacht, als die Träume aller deutschen Eurovision-Song-Contest-Fans wieder einmal wie eine Seifenblase zerplatzten, endete auch die Reise in den Heavy-Metal-Himmel von Horbs einzig ernst zu nehmender Metal-Band.

Horb-Dettingen. Forensick wurde aber nicht vom Publikum abgestraft, sondern vom ganz normalen Leben eingeholt. Kein Zwist in der Band, kein unterschiedliche Auffassung über die Ausrichtung der Musik – nichts. Es sind einfach Zeitprobleme und Auslandsaufenthalte, die es den Bandmitgliedern unmöglich machen, derzeit weiterhin gemeinsam Musik zu machen. Und das hat auch nur ein ganz klein wenig damit zu tun, dass Sänger Tobias Hübner zwischenzeitlich bei den regionalen Cover-Spechten (Woodpeckers) hinterm Gesangsmikro steht.

Duelle der beiden Gitarristen auf höchstem Niveau

Den fünf Forensickern gehen einfach die privaten Zeitfenster zu. Deshalb müssen sie erst einmal eine längere Pause einlegen und haben zur Farewell-Show in den Dettinger "Adler" eingeladen.

Weit über 150 Fans wollten hören, was Bass, E-Gitarren, Schlagzeug und Stimmen der Bandmitglieder am Ende der Reise noch so hergeben. Als Verstärkung haben die Horber die befreundeten Jungs von "Skullwinx" vom Tegernsee als Support dazugeholt. Dass die Fans der Bayern eher in der Unterzahl waren, war klar, doch die Fangruppe, die zum letzten Gig von Forensick angereist kam, war beachtlich. Ein auch altersmäßig gut durchgemischtes Publikum – teilweise bis zu drei Generationen aus einer Familie – füllte in dieser Nacht den großen Saal und ließ sich in schwäbischer Ruhe von den Musikern bespaßen. Headbangen und Moschen hingegen ist anscheinend nahezu aus der Mode. Im "Adler" wurden eher bei Bekannten die Hände geschüttelt, dem Festivalsportart "Bierflaschen-Stemmen" gehuldigt und nur bei besonders intensiver Beschallung ein wenig mit irgendeinem Körperteil gewackelt oder als Zeichen allerhöchster Verzückung das "Rock-Hörnchen" in die Höhe gehalten. Eine Ausnahme bildetet hier ein paar Mädels, die dicht vor der Bühne die Mähnen fliegen ließen. Schwarz war die Grundfarbe im Saal und auf der Bühne. Für die Farbtupfen sorgten die Band-Aufnäher an den Lederjacken oder die schauerlich schönen Gestalten auf den Band-Shirts. Den Anfang bei diesem Gig machten die Männer vom Tegernsee, doch als Sänger Tobias Hübner und seine Bandkollegen auf die Bühne kam, da gab es kein Halten mehr. Folgt man hier dem Ziel von Gitarrist Stephan Vogt, der gute handgemachte Musik wieder nach vorne bringen will, das Publikum begeistern, mitreißen und den Spaß, den er und seine Bandkollegen auf der Bühne haben, auf die Zuhörer übertragen möchte, dann kann man nach diesem Auftritt wieder einmal mehr feststellen: Ziel auch beim letzten Auftritt voll erreicht!

Allerbeste Gitarrenarbeit an den Sechssaitern von Matthias Ehmig und Stephan Vogt. Der Dialog zwischen den beiden Charakteren der edlen Les Paul und dem rotzigen Fender Stratocaster, die Duelle der beiden Gitarristen auf höchstem Niveau, die Spielfreude und das technische Können, ohne das man Improvisationen auf diesem Level gar nicht erst versuchen sollte, das war für Freunde von gitarrenlastigem Sound schon so eine Art musikalische Delikatesse. Unterstützt vom Drive des Basses und vorwärtsgetrieben vom Drummer lief Sänger Tobias Hübner zur Höchstform auf. Bei ihrer Songauswahl haben sie sich auf ihre "Forensick-Klassiker" verlassen. Songs, die die Fans hören wollen und die sie zum Teil auch prima mitgrölen können.

Als dann weit nach Mitternacht die Forensick-Hymne "Ugly Riders" als allerletzter Song über die Anlage knallte, da wurde ein wichtiges Kapitel in der Horber Musikgeschichte geschlossen.

Wer wollte, konnte sich noch im Eingangsbereich vom Adler mit letzten Merchandise-Artikeln, die zu Spottpreisen an die Frau und den Mann gebracht wurden, eindecken. Quasi "Forensick" zum mit nach Hause nehmen und aufbewahren – mit dem Ziel, die Band irgendwann wieder einmal live zu erleben.