Talheims Ortsvorsteher Thomas Staubitzer (rechts) Baurechtsamtsleiter Wolfgang Kronenbitter und Anton Unmacht gehen in der Nagolder Straße an einem alten Gebäude vorbei. Foto: Lück

Im Sanierungsgebiet ist Halbzeit. Noch mehr als 800.000 Euro sind im Topf.

Horb-Talheim - Ortsvorsteher Thomas Staubitzer, Baurechtsamtsleiter Wolfgang Kronenbitter und Anton Unmacht gehen auf der Nagolder Straße in Talheim an Haus Nummer 23 vorbei. Uralte Türen, uralte Fassade – hier kann man echt mal was machen. Und finanziell sogar profitieren.

Darum ging es beim Spaziergang durch das Sanierungsgebiet am Freitag. Wolfgang Kronenbitter: "Es ist Halbzeit im Sanierungsgebiet. Wir wollen beim Spaziergang zeigen, was alles möglich ist. Es sind auch noch genügend Fördermittel da. Man sollte jetzt überlegen, ob man in die Sanierung einsteigt – denn die vier Jahre bis zum Ablauf sind schnell vorbei." In der Tat. Bisher wurden sieben Maßnahmen gefördert. Eine achte mit einem Förderrahmen von 100.000 Euro ist unterschriftsreif. Private Investoren haben bisher 200.000 Euro bekommen, die Kommune 200.000 Euro abgegriffen. Das heißt: Es sind noch gut 800.000 Euro im Topf.

Und der Spaziergang soll gerade Privateigentümer locken, vom Förderprogramm zu profitieren. Kronenbitter: "Neben der direkten Förderung durch den Zuschuss gibt es auch noch die erhöhte steuerliche Abschreibung. Und die lohnt sich, ist nicht zu vernachlässigen." Der Schwarzwälder Bote hatte schon beim Start des Sanierungsprogramms in Talheim im Jahr 2013 ausgerechnet, dass bei einem Bruttojahreseinkommen von 50.000 Euro der Investor bei 100.000 Euro Invest in sein Haus auch durch die steuerliche Abschreibung die Hälfte der Sanierungskosten "geschenkt" bekommt, weil er auch weniger Steuern zahlen muss.

Bürger sind dabei

Gut zwei Dutzend Bürger und Ortschaftsräte sind beim Spaziergang dabei. Neben Ortsvorsteher Staubitzer und Kronenbitter ist auch Norina Flietel von der Wüstenrot dabei, die Investoren bei der Sanierung berät. Das, was beim Spaziergang gezeigt wurde, zeigt die ganze Bandbreite dessen, was in Talheim gehen kann. Vom Baustil her, vom Städtebau her. Aber auch Probleme. Neben Bäcker Saur wurde die alte Scheune abgerissen. Für Stellplätze. Staubitzer: "Dann kann man hier vernünftig parken." Gefördert. Nagolder Straße 25. Rote Holzfassade, unten weißer Putz. Eine Komplettsanierung zur Eigennutzung. Ein bisschen schicker Schweden-Style. Gefördert. Die alte Schule. Jetzt abgerissen. Staubitzer: "Ende des Monats wird die Ausschreibung für das Grundstück rausgehen. Wir hoffen, einen Investor zu finden. Möglicherweise für altengerechtes Wohnen, falls das in der Hanglage geht. Falls wir keinen Investor finden, könnten hier auch Bauplätze entstehen."

Der Abriss: Auch gefördert. Unten in der Keplerstraße: Das nächste geförderte Haus. Neues Dach, neue Haustür, energetische Sanierung. Und mit der weißen Fassade im 50er-Look ist es trotzdem im Retro-Design. Dann ein Neubau in der Nagolder Straße 52. Komplett modern, weiß und schmuck. Auch toll: Das Fachwerkhaus ein Stück weiter. Innen energetisch saniert, außen schick und traditionell. Auch gefördert.

Schräg gegenüber allerdings ein Problemfall. Der Abriss dort, wo es zum Kirchweg hochgeht. Kronenbitter: "Der Abriss sollte gefördert werden. Allerdings wurde er unsachgemäß gemacht. Deshalb gab es keine Förderung. Der Eigentümer ging insolvent. Der Neue ist schon im Gespräch mit uns. Hier ist uns der Erhalt der Fußwegeverbindung wichtig. Das könnte noch gefördert werden." Es geht noch am alten Rathaus vorbei. Staubitzer: "Auch das könnte als kommunale Maßnahme ebenso wie die alte Klosterscheuer vom Sanierungsprogramm gefördert werden. Hier ist auch das Archiv von Untertalheim in einer Etage. Derzeit wohnen im alten Rathaus noch Flüchtlinge. Es gibt Überlegungen, das Archiv hier oder in der Klosterscheuer mit dem von Obertalheim zusammenzulegen."

Ende am Flair-Areal

Der Spaziergang endet bei der größten – noch offenen – Baustelle. Dem Flair-Areal. Kronenbitter: "Hier kommen fünf Straße zusammen. Hier könnte man durch den Abriss einiger Gebäude den Platz neu gestalten und dafür die kommunale Förderung bekommen."

Allerdings – das kann noch dauern. Ortsvorsteher Staubitzer: "Wir sind in Verhandlungen mit den Eigentümern. Die sitzen in Leverkusen und in Hamburg. Bei den grauen Häusern hinten die Haiterbacher Steige hoch bin ich zuversichtlich, dass wir dort bald zu einer Einigung kommen. Bei den gelben Häusern kann es noch länger dauern. Doch auch da bin ich zuversichtlich."

Und was ist mit dem Haus, in dem ULH-Fraktionschef Hermann Walz gewohnt hatte? Staubitzer: "Das Haus gehört der Stadt. Das könnte abgerissen werden. Nur die Scheune dahinter ist denkmalgeschützt."

Der Richt-Check von Talheim. Das Sanierungsprogramm hat schon so einiges ausgelöst. Aber es ist auch noch deutlich Luft nach oben. Ortsvorsteher Thomas Staubitzer über die Resonanz des Ortsspaziergangs: "Es ist ernüchternd. Wir werden überlegen, ob wir als Ortschaftsrat noch einmal gesondert auf die privaten Immobilieneigentümer zugehen werden."

Interesse an der Förderung? Der Geldzuschuss liegt bei 20 Prozent, bei denkmalgeschützten Gebäuden 30 Prozent. Maximal gibt es 75.000 Euro. Dazu die steuerliche Abschreibung. Vor dem Start muss eine Modernisierungsvereinbarung mit der Stadt Horb geschlossen werden. Auch Eigenleistungen werden extra gefördert. Mehr Infos gibt es beim Baurechtsamt im Rathaus Horb.