Autoren stellen Bestseller-Buch über Wirtschaftskrise im Kloster vor / Theurer bezieht Stellung

Von Benjamin Breitmaier Horb. Marc Friedrich sagt, das Spiel ist aus. Die Guten haben verloren. Was Frontfrau Angela Merkel in Berlin und Europa macht, ist Ergebniskosmetik – zum Schlechteren – und das System Kapitalismus, das Konstrukt von Zentral- und Geschäftsbanken, Zins und Zinseszins ist gescheitert.

Was auf den ersten Blick reichlich populistisch erscheint, haben die Spiegel-Bestseller-Autoren Marc Friedrich und Matthias Weik in ihrem Verkaufsschlager "Der größte Raubzug der Geschichte" mit Fakten hinterlegt und anhand von geschichtlichen Beispielen aufgearbeitet. Das Buch stellen sie am heutigen Donnerstag, 16. Mai, bei einem VHS-Vortrag im Kloster vor.

Das Scheitern einer großen Währungsunion? Gab es schon im Jahr 1927 mit der Lateinischen Münzunion. Enteignung der zivilen Bevölkerung? Was in Zypern geschehen ist, hat Friedrich bereits 2001 in Argentinien aus erster Hand miterlebt – innerhalb von Stunden wurde Geld um 75 Prozent entwertet.

Was hat Horbs Euro-Verfechter Nummer 1, Michael Theurer (FDP), zu solch massiver Systemkritik zu sagen?

Horb ist schön: Es werden Pumpen gebaut, die weltbesten Luftfilter und doch hat die Stadt Schulden in Millionenhöhe. So gut wie jede andere Kommune der Bundesrepublik Deutschland. Eigentlich hat die ganze Welt Schulden. Friedrich hält die Situation für irreparabel, zumindest mit den Maßnahmen, die derzeit von den verantwortlichen Entscheidungsträgern propagiert werden.

"Die Lage ist ernst", sagt einer dieser Entscheidungsträger, Michael Theurer, Vorsitzender des Haushaltskontrollausschusses der Europäischen Union. Man dürfe allerdings "nicht in Panik verfallen". Theurer sagt, die Probleme sind lösbar: "Während meiner Zeit als Oberbürgermeister in Horb sowie im Landtag von Baden-Württemberg wurden 2008/2009 Überschüsse erzielt." Dies zeige: "Es ist mühsam und erfordert Disziplin, aber es ist möglich, Schulden abzubauen."

Trotzdem sieht die Bundesregierung selbst in Zeiten von sprudelnden Steuereinnahmen eine Neuverschuldung von 30 Milliarden Euro vor. Der einzige, der keine Schulden hat, ist für Friedrich der Verursacher der weltweiten Krise: Der Bankensektor. Für ihn operiert dieser fernab der Realwirtschaft. Auch aus dem Grund, dass die verantwortlichen Manager nicht in die Haftung genommen werden. Für Friedrich paradox: Gerade die Banken werden mit Unmengen an Kapital gerettet.

Theurer steht hinter der Bankenrettung: zu groß sei der Schock nach dem Untergang der Bank Lehman Brothers gewesen, als dass sich das wiederholen dürfe. Trotzdem muss auch er zugeben, dass das Handeln der Kapitalmärkte von der Norm abweicht: "Banken müssen wieder der Finanzierung der Realwirtschaft dienen." Doch die Realität sieht hier düster aus, noch immer sei beispielsweise laut Friedrich die Einführung einer Finanztransaktionssteuer von nationalen Egoismen konterkariert. Theurer meint hingegen, dass die EU schon zahlreiche Maßnahmen ergriffen hat, um die Banken unter Kontrolle zu bringen. Als Beispiel führt er das Verbot des ungedeckten Derivatehandels an.

Die Autoren sagen: Das ist nicht genug. Friedrich isoliert zwei zentrale Probleme: die menschliche Gier und die Konzentration auf das Kapital. "Es wird nur von der Verschiebung von Geld gesprochen. Die Menschen geraten völlig aus dem Fokus." Außer sie würden zur Kasse gebeten, wie kürzlich in Zypern geschehen. Theurer wirft zwar ein, dass im Falle Zypern nur Einkommen, die 100 000 Euro übersteigen mit der Sondersteuer belegt wurden, trotzdem hat die Europäische Union mit der sogenannten CAC Klausel (Collective Action Clause) den Weg zu weiteren Enteignungen freigemacht. Eine Prognose, die auch im Buch von Marc Friedrich und Matthias Weik, das 2012 erschien, zu finden ist.

Weitere Informationen: Der Vortrag zum Bestseller "Der größte Raubzug der Geschichte" findet am heutigen Donnerstag ab 19.30 Uhr im Kloster Horb statt.